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Die Kritiker: «Geister All Inclusive»

Story


Hotel-Manager Michael Hagen will mit seiner Frau Rebecca endlich die seit zehn Jahren versprochenen Flitterwochen nachholen. Diesmal sollte alles klappen, ist sich Rebecca bereits im Taxi sitzend sicher. Doch unverhofft hat auch diesmal Michaels Chef dem Paar einen Strich durch die Rechnung gemacht. Brink möchte, dass Michael Hagen sich nach Mallorca begibt, um das luxuriöse aber immer schlechter laufenden Hotel „El Sol" wieder auf Vordermann zu bringen. Dort reisen die ohnehin schon wenigen Gäste in letzter Zeit regelmäßig Hals über Kopf ab. Michael Hagen lässt sich von seinem Chef zu der Aufgabe drängen, um seinen Job nicht an die aufstrebende Julia Sander zu verlieren. Doch auch seine Frau will er diesmal nicht enttäuschen, also gaukelt er ihr einen nachträglichen Hochzeits-Trip nach Mallorca vor und verschweigt den Firmen-Auftrag.

Rebecca ist zwar zunächst enttäuscht, weil sie lieber auf die Malediven wollte. Das Paar fliegt auf die Baleareninsel und vor Ort ist Michaels Frau dann doch sehr angetan von dem Luxus-Hotel. Sie glaubt, dass ihr Wunsch vom gemeinsamen Traumurlaub endlich in Erfüllung geht. Doch was beide noch nicht ahnen: In dem Hotel spukt es. Aggressive Geister saufen die Bierbestände leer, verschrecken die Gäste im Wellness-Bereich und treiben auch sonst ihre Scharmützel. Um bei seiner Frau nicht aufzufallen ernennt Michael Hagen den quirligen Spanier Ramon, genannt „Pepe“, kurzerhand zum Hotelchef und erforscht heimlich, warum das Hotel nicht läuft wie es laufen soll. Sein Plan, den Auftrag seines Chefs unbemerkt von seiner Frau abzuwickeln, gestaltet sich schwierig, als auch er erkennen muss, dass das Hotel ein Geister-Problem hat. Für den Hotelmanager beginnt nun der Spagat zwischen heimlicher Geisterjagd und romantischen Flitterwochen mit der misstrauischen Ehefrau.

Darsteller


Kai Schumann («Doctor’s Diary») ist Michael Hagen
Erdogan Atalay («Alarm für Cobra 11») ist Ramon „Pepe“ Vasques
Annette Frier («Danni Lowinski») ist Rebecca Hagen
Tom Beck («Alarm für Cobra 11») ist Toni
Florentine Lahme («Bei manchen Männern hilft nur Voodoo ») ist Julia Sander
Ralph Herforth («Unter anderen Umständen») ist Brinkmann
Collien Fernandes («Die Snobs») ist Schwester Valentina
Angelina Wolfers («Rosamunde Pilcher») ist Marie Anna
Marek Wlodarczyk («Magna Aura») ist Aitmatov

Kritik


Die Geister sind los. In dem neuen TV-Movie von RTL lässt der Kölner Sender aggressive Geister auf deutsche Serienstars los. Nicht nur die beiden «Alarm für Cobra 11»-Rowdies Erdogan Atalay und Tom Beck sind mit dabei, auch Kai Schuhmann, der in «Doctor’s Diary» den Dr. Kaan spielt, und Annette Frier, die derzeit überaus erfolgreich besser als «Danni Lowinski» bekannt ist. Letztere erfreute sich im Produktionsjahr 2009 zwar noch nicht der mittlerweile großen Beliebtheit, war aber in Sachen Comedy eine gute Adresse. Dass «Danni Lowinski» ein Jahr später ein Abräumer wurde, dürfte der Aufmerksamkeit für den Film nur hilfreich sein. Dennoch: RTL hat sich bei der Besetzung von «Geister All Inclusive» auf die geballte Power von erfahrenen Serien-Darstellern verlasen. Hier darf man sicherlich einiges erwarten. Mit der Produktion der Gruselkomödie wurde die im Bereich Actionserie sehr erfolgreiche Firma action concept beauftragt. «Alarm für Cobra 11», «Der Clown» oder «Lasko» sind gute Actionproduktionen des Produktionsunternehmens von Hermann Joha. Doch mit dem Comedy-Sektor betritt man weitgehend Neuland. Denn tatsächlich hat action concept mit «Hammer & Hart» erst eine Actionkomödie in seinem Portfolio.

Bereits bei der Premiere des Pilot-Films zur letzten «Alarm für Cobra 11»-Staffel im vergangenen Herbst hatte man einen Trailer von «Geister All Inclusive» gezeigt, auch die DVD dazu ist bereits erhältlich. Damals konnte das Publikum – in Anwesenheit von Atalay, Beck und Frier - über einzelne Szenen noch gut lachen und war von dem rasanten Zusammenschnitt begeistert. Der Film-Humor schien auch den Nerv des Actionpublikums getroffen zu haben. Doch was die Premieren-Besucher damals noch nicht ahnen konnten: Fast alle witzigen Szenen hatte der Trailer schon vorweg genommen. Denn davon gibt es auch nicht besonders viele, zumindest nicht solche, die einen überraschenden Effekt haben, was bei Komödien immer von Vorteil ist. Die Gags in «Geister All Inclusive» sieht man meist von Weitem kommen. Sie sind sehr stringent und wiederholen sich oft. Regisseur Axel Sand hält am Anfang noch eine recht hohe Humor-Dichte bereit, driftet dann aber mehr in die Actionkomödie ab.

Denn immer schneller entwickelt sich die Handlung, die Darsteller kämpfen mit den Geistern, die Fetzen fliegen und die Verfolgungsjagden bringen zusätzliches Tempo in den Film. Zur Mitte des Films hat der Actionanteil schließlich die Oberhand gewonnen. Die verrückte Situation wird nicht zur Genüge mit Witzen ausgeschlachtet. Axel Sand hat hier nur ein paar Scherze am Rande zugelassen, ansonsten mutiert «Geister All Inclusive» immer mehr zu einer abenteuerlichen Geister-Jagd im Stile der «Ghostbusters». Dass Hauptfigur Michael Hagen noch um seinen Job kämpfen muss und seine Frau sich in den Flitterwochen wähnen soll, gerät im Laufe der 90 Minuten immer mehr zu Nebensache.

Vermutlich aber auch, weil die Geschichte nicht mehr hergibt. Das Drehbuch von Derek Meister offenbart nämlich nur die Geisterjagd, den heimlichen Auftrag für Michael Hagen und die misstrauische Ehefrau, die ihren Urlaub mit ihrem Mann genießen will. Mehr passiert im Grunde nicht. Absehbar, dass dies unweigerlich zu Konflikten führt, die am Ende im Chaos enden. Doch gerade das Schlittern in die Chaos-Situation und die Bewältigung selbiger bietet genügend Comedy-Potenzial, das das Drehbuch aber leider verschenkt. Auf die Schauspieler konnte man sich verlassen. Sie werfen all ihre Erfahrung in die Waagschale und könnten dem Film an einigen Stellen mehr Glanz verleihen.

Vor allem weil sie in ungewohnten Rollen stecken: Erdogan Atalay als katalanischer Hotelmanager mit Akzent ist auf den ersten Blick gar nicht wiederzuerkennen. An Tom Becks bayerischen Akzent muss man sich auch erst gewöhnen und Annette Frier als Ehefrau, die endlich schwanger werden möchte, läuft ebenfalls zur Hochform auf, wenn sie mit dem Animateur flirtet. Nicht zuletzt ist auch Hauptdarsteller Kai Schumann prägend für den Film – eine wirklich sehenswerte Vorstellung in all den brenzligen Situationen, in die seine Figur stolpert. Als heimlicher Star könnten die Geister durchgehen – für die Kinder. Vielleicht ist «Geister All Inclusive» bereits ab 6 Jahren freigegeben, weil die eigentlich als aggressiv geltenden Geister das Gegenteil davon sind. Wenig furchteinflößend. Eher ein «Hui Buh» mit Krallen und Zähnen, einem modernen Trickfilm entsprungen.

RTL zeigt den Film «Geister All Inclusive» am Donnerstag, 19. Mai 2011, um 20.15 Uhr.
18.05.2011 09:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/49695
Jürgen Kirsch

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