Warum werden immer mehr Disney-Zeichentrickklassiker im Free-TV ausgestrahlt? Müssen die Sender deutsche Synchronfassungen von Filmen und Serien zeigen? Gibt es in den USA öffentlich-rechtliches Fernsehen? Außerdem: Weitere interessante Antworten auf Ihre brennenden Fragen.
Christopher: In einer alten Ausgabe von „Der Experte“ hieß es einmal, dass Disney-Zeichentrickfilme für das Free-TV gesperrt seien, um den „Zauber“ der Filme nicht zu verlieren und um diese nicht rauf und runter laufen zu lassen. Mittlerweile wurden einigen Filme wie «Der Glöckner von Notre Dame» und «Schneewittchen und die sieben Zwerge» gezeigt. Warum wurde diese Regel gebrochen?
Markus Ruoff: Ob Disney einen seiner „Klassiker“ im Free-TV auswerten lässt, hängt von einer Menge unterschiedlicher Faktoren ab. Disney betrachtet dabei jeden Film einzeln für sich und entscheidet dann von Fall zu Fall. Bei «Schneewittchen und sieben Zwerge» hat unter anderem die komplette Sonderprogrammierung von „Das große Disney Filmfest“ in Sat.1 eine Rolle gespielt. „Ein kompletter Tag mit Animationsfilmen von Disney war eine perfekte Gelegenheit den Disney Fans eine zusätzliche Freude zu machen und dort die Free-TV-Premiere von «Schneewittchen und die sieben Zwerge» zu integrieren“, so PR-Manager Uli Müller von Disney im Gespräch mit mir. Für das Frühjahr 2012 hat Disney unterdessen die Free-TV-Premiere von «Der König der Löwen» angekündigt.
Matthias: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Disney seine Serien auf DVD veröffentlicht? Bei «Kim Possible» sind zum Beispiel erst die ersten beiden Staffeln auf DVD erschienen, bei «Hotel Zack & Cody» oder auch «Die Zauberer vom Waverly Place» wurden jeweils nur die erste Staffel veröffentlicht. Waren die Verkaufszahlen der ersten Staffel-DVDs so schlecht oder was ist der Grund, warum Disney keine weiteren DVDs veröffentlicht?
Markus Ruoff: Die Veröffentlichung einer Serie auf DVD hängt bei Disney von vielen verschiedenen Faktoren, die sowohl organisatorische, rechtliche als auch technische Gründe haben, ab. Die endgültige Entscheidung, ob eine Serie auf DVD veröffentlicht wird, liegt in den meisten Fällen zudem beim amerikanischen Mutterkonzern in Burbank. In den USA sind die Serien «Kim Possible», «Hotel Zack & Cody» und «Die Zauberer vom Waverly Place» im Übrigen ebenfalls nur unvollständig auf DVD erhältlich.
David: Sind das ZDF und der ORF noch an «Kommissar Rex» beteiligt? Es liefen zumindest schon länger keine neuen Folgen mehr im Fernsehen.
Markus Ruoff: Das ZDF und der ORF sind an «Kommissar Rex» weiterhin als Ko-Produzent beteiligt. Wann neue Folgen im ORF und ZDF gesendet werden, ist aktuell offen.
Dennis: Der Zweiteiler «Ben Hur» wurde für das Frühjahr 2010 bei ProSieben angekündigt, jedoch nicht gesendet. Wann ist nun eine Ausstrahlung geplant?
Markus Ruoff: ProSieben strahlt den ursprünglich als Zweiteiler konzipierten Fernsehfilm «Ben Hur» am Pfingstmontag, den 13. Juni 2011, um 20.15 Uhr aus.
Nils: Sind die deutschen Fernsehsender dazu verpflichtet, ausländische Filme und Serien in einer Synchronfassung zu zeigen beziehungsweise diese synchronisieren zu lassen?
Markus Ruoff: Die Sender erwerben in der Regel lediglich die deutsche Sprachfassung. Wollte ein deutscher Sender zusätzlich auch die Originaltonspur haben, würde dies zu deutlich höheren Lizenzpreisen führen. Gerade die Produzenten und Verleiher im englischsprachigen Raum sind überdies nicht immer bereit, die Rechte für die Originalfassungen an unverschlüsselte Sender zu verkaufen. Sie befürchten, dass eine Verbreitung ihrer Programme, vor allem via Satellit, ausländischen Sendern, die eine eigene Lizenz an dem Programm erworben haben, unerwünschte Konkurrenz machen würde.
Christian: Sixx strahlt seit einiger Zeit die NBC-Serie «Ed» aus, die früher schon einmal in Sat.1 lief. Mir ist aufgefallen, dass die Rahmenhandlung einige Ähnlichkeiten mit der Sat.1-Serie «Danni Lowinski» (Anwalt in der Bowlingbahn vs. Anwalt in der Einkaufspassage; Nebenfigur sitzt im Rollstuhl) aufweist. Ist das Zufall, ein Plagiat oder haben die «Danni Lowinski» -Produzenten vielleicht sogar die Story-Rechte erworben?
Markus Ruoff: Eine Sprecherin der Produktionsfirma Phoenix Film antwortete auf die Frage wie folgt: „Es handelt sich hier offensichtlich um einen Zufall und zeigt, dass bestimmte archaische Erzählmuster & Motive in unserer modernen Unterhaltungs-Kultur immanent sind.“ Autor und Serienschöpfer Marc Terjung kannte die US-Serie «Ed» obendrein nicht.
Thomas: Gibt es in den USA auch öffentlich-rechtliche Sender, welche durch etwaige Gebühren finanziert werden? Oder ist das in den USA alles privatisiert?
Markus Ruoff: Der Sender PBS (Public Broadcasting Service) ist ein im November 1969 gegründeter nicht auf Gewinn ausgerichteter Sender, der durch 354 nicht-kommerzielle Lokalstationen betrieben wird. Sein weltweit wohl bekanntestes Programm ist die «Sesamstraße». Die PBS-Sender sind privatwirtschaftlich organisiert, das heißt sie werden von Stiftungen, Vereinen oder Universitäten getragen. Die Finanzierung erfolgt überwiegend aus freiwilligen Spenden, zusätzlich erhalten sie einen geringen staatlichen Zuschuss aus Steuergeldern. Die Ausstrahlung von Werbespots ist nicht erlaubt. Der Hauptsitz des Senders, der seine Quoten erst seit Dezember 2009 durch Nielsen messen lässt, ist in Arlington, Virginia. PBS kann man als amerikanisches Pendant zu den öffentlich-rechtlichen Sendern in Europa bezeichnen.
Mecki: Welche Sendergruppe hat sich die Rechte an «Blue Bloods» gesichert?
Markus Ruoff: Die ProSiebenSat.1 Group hat sich die Ausstrahlungsrechte an der Serie gesichert. Die Ausstrahlung von «Blue Bloods», dessen Synchronfassung momentan in Berlin entsteht, ist im Herbst dieses Jahres bei kabel eins vorgesehen.
Christian: Wie sind die bisherigen Einschaltquoten der Serie «Twin Peaks» am Dienstagabend?
Markus Ruoff: Die ersten sechs Folgen von «Twin Peaks» haben laut Senderangaben im Durchschnitt einen Marktanteil von 1,04 Prozent erzielt – und liegen damit über dem Senderschnitt.
Stefan: Wie waren die Einschaltquoten bei dem Film «Die Ritter der Kokosnuss» in Arte?
Markus Ruoff: Der Spielfilm «Die Ritter der Kokosnuss» hat Senderangaben zufolge einen Marktanteil von 1,84 Prozent erreicht.
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