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Die Kritiker: «Ein Fall von Liebe: Saubermänner»

Handlung


Was sich liebt, das neckt sich - so besagt es ein altes Sprichwort, und so ähnlich lief es auch bei Sarah Pohl und Florian Faber: Konnten die idealistische Journalistin und der smarte Anwalt sich zunächst nicht ausstehen, ist die Animosität inzwischen gegenseitiger Anziehung gewichen. Die beiden sind ein glückliches Paar und haben auch beruflich eine Wellenlänge gefunden - während Sarah für eine renommierte Leipziger Tageszeitung investigative Reportagen verfasst, engagiert Florian sich fast nur noch für Gerichtsfälle mit sozialer Relevanz.

So auch bei der alleinerziehenden, mittellosen Susanne Wörner, die von dem angetrunkenen Bürgermeisterkandidaten René Tornow angefahren wurde. Da der aufstrebende Politiker um sein Image fürchtet, setzt er alles daran, die Glaubwürdigkeit seines Opfers zu untergraben. Außerdem schleust er die attraktive Referendarin Lilith als Spionin in Florians Kanzlei ein, die dem Anwalt nach allen Regeln der Kunst schöne Augen macht. Weitere Unterstützung erhält Tornow von seinem Spezi Kosinsky, in dessen Hotel Susanne arbeitet. Mit anonymen Anrufen setzt Kosinsky seine Angestellte massiv unter Druck. Der skrupellose Unternehmer ahnt nicht, dass er selbst im Zentrum einer Recherche von Sarah steht, die ihm die illegale Beschäftigung von Frauen unter katastrophalen Arbeitsbedingungen nachweisen will.

Ungewollt laufen bei Sarah und Florian alle Fäden der politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen zusammen – und ausgerechnet in dieser Situation stehen in privater Hinsicht die Zeichen auf Sturm: Sarahs Exfreund, der einstige Topjournalist Thomas, taucht überraschend in Leipzig auf. Da sämtliche Hotels belegt sind, bietet sie ihm ihre Wohnung an, schließlich verbringt sie ohnehin die meiste Zeit bei Florian. Der zeigt sich von dieser Gastfreundschaft trotzdem alles andere als begeistert, zumal Thomas aus seinen immer noch vorhandenen Gefühlen für Sarah keinen Hehl macht. Weniger klar ist der berufliche Grund seines Aufenthalts - irgendetwas führt er im Schilde, und er zeigt ein auffälliges Interesse an den mächtigen Widersachern von Sarah und Florian.

Darsteller


Francis Fulton-Smith («Ihr Auftrag, Pater Castell») ist Florian Faber
Mariella Ahrens («Im Namen des Gesetzes») ist Sarah Pohl
Susanne Bormann («Abgefahren») ist Lilith Lahnstein
Bernhard Bettermann («In aller Freundschaft») ist Thomas Gärtner
Michael Kind («Polizeiruf 110») ist Dirk Kosinsky
Stephan Szász («Wo ist Fred») ist René Tornow
Kerstin Reimann («Knoten im Teppich») ist Gudrun Kramer
Eva Meier («Abschnitt 40») Susanne Wörner

Kritik


Bereits im Jahr 2009 hat die unsägliche ARD Degeto den Spielfilm «Ein Fall von Liebe» auf das deutsche Fernsehpublikum losgelassen und gute, wenn auch nicht äußerst ungewöhnlich hohe Einschaltquoten generieren können. Das reichte offenbar, um die Schmonzette fast auf den Tag genau zwei Jahre später wiederaufnehmen zu lassen und vermittelt den Anschein, als wolle die ARD auch in Zukunft im Rahmen einer unregelmäßig wiederkehrenden Spielfilmreihe auf das Gespann aus Anwalt Florian Faber und Journalistin Sarah Pohl setzen. Ein Gewinn ist das nicht, ganz im Gegenteil: War die Premiere von «Ein Fall von Liebe» schon hanebüchener und vor Kitsch triefender Unsinn, schafft es der zweite Teil mit dem äußerst treffenden Titel «Saubermänner», den Zuschauer vollends in eine Spirale aus Fremdscham und peinlicher Berührtheit einzulullen.

Dabei ist die Grundidee durchaus interessant, denn die beruflichen Konflikte zwischen Journalisten- und Anwaltsberuf samt privater Differenzen würden genügend Stoff für einen spannenden Krimi liefern. Das war den Produzenten aber offenbar nicht genug, denn neben einem halbseidenem Wirtschaftskrimi musste auch eine anstrengende Beziehungskiste mit Eifersüchteleien, Ex-Freunden und anbiedernden Sekretärinnen integriert werden. Dazu gesellen sich die emanzipatorische und gesellschaftskritische Keule, ein Hauch Justizdrama, die allseits beliebten Thematiken Schwarzarbeit, Mindestlohn und Hartz IV, garniert mit Klischees und Plattitüden, serviert von Schauspielern, die ob der dummen Dialoge und Handlungsstränge gar nicht wissen, wohin mit ihrem ganzen Talent. Herausgekommen ist eine unglaubwürdige Mischung zahlreicher Genres, die zu keiner Zeit harmonieren – schön sind einzig und allein die Aufnahmen von Leipzig.

Dafür schafft es der Spielfilm, zahlreiche Stereotypen zu bedienen und unglaublich unrealistische Wendungen in die Handlung einzubauen: Da wird die illegale Schwarzarbeit im ganzen korrupten Anwaltsbüro ausgeplaudert, dort werden Gutachten gefälscht, zwischendrin werden Geldübergaben auf Brücken organisiert, später hat Ex-Freund Thomas zufällig eine direkte Verbindung zur Polizei und sorgt für Hundertschaften, die Politiker treffen sich natürlich allesamt im Stripclub, Kosinsky bedroht vor dem Gerichtsverfahren vom Diensthandy aus noch schnell seine Angestellte und auf verfeindete Anwälte werden hübsche Spitzel angesetzt, die irgendwann ihrem Gerechtigkeitssinn erliegen – natürlich kurz vor knapp, um dem gelangweilten Zuschauer die letzte Spannung nicht zu nehmen. Das Ende ist dann so lahm wie offensichtlich, gekrönt nur durch den Abschlussdialog, in dem alle Beteiligten ihre gerechte Strafe oder ihre berechtige Belohnung erhalten: Die Schlechten wandern in den Knast, die Guten plaudern auf dem Marktplatz über Journalistenpreise, Beförderungen und wachsende Reputation. Und mit Spionin, Ex-Freunden und sonstigen Liebschaften verstehen sich am Ende natürlich auch alle wieder. Wieder einmal ist es schade um den Aufwand und den Sendeplatz, der durch schlechte Eigenproduktionen verbaut wird.

Das Erste zeigt «Ein Fall von Liebe: Saubermänner» am Freitag, den 6. Mai 2011, um 20:15 Uhr.
05.05.2011 13:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/49435
Jakob Bokelmann

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Tags

ein fall von liebe saubermänner

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