Am Montagabend startet die elfte Staffel der TV-WG. Sie soll dem schwächelnden Sender RTL II helfen.
Die bekannteste Reality-Show der Welt kehrt zurück – am Montag startet in Deutschland die elfte Staffel des Formats
«Big Brother». Die Erwartungen könnten kaum größer sein. Mit Runde zehn gelang es dem Produzenten Endemol die erfolgreichste seit fünf Jahren herzustellen. Zuletzt hatte die viel gelobte Staffel fünf, die 2005 lief, höhere Werte. Im Schnitt kam Staffel zehn auf 8,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Diese Quote gilt sowohl für die Tageszusammenfassungen als auch für die Live-Shows, die montags ab 21.15 Uhr zu sehen waren. Wie Endemol bei einem Pressetermin in der vergangenen Woche erklärte, sei es durchaus das Ziel mit Staffel elf diese Werte noch einmal zu übertreffen.
Damit stellt sich der Produzent aber einem richtig schweren Unterfangen. Der 19.00 Uhr-Sendeplatz, ab sofort wieder die Heimat des Großen Bruders, steckt quotenmäßig wieder in einem tiefen Sumpf. Nachdem «X-Diaries» im Herbst tolle Quoten einfuhr, oftmals bei mehr als acht Prozent in der Zielgruppe lag, kann die zweite Staffel der Scripted Reality mit diesen Werten nicht mehr mithalten. Bei etwa vier Prozent liegt die Produktion bislang; der «Big Brother»-Sendeplatz kann also bei Weitem nicht mehr als erfolgreich betrachtet werden.
Diese Ausgangssituation kennt der Große Bruder aber: RTL II gelang es in den zurückliegenden zehn Jahren letztlich nie, den 19.00 Uhr-Slot außerhalb der Endemol-Show erfolgreich zu gestalten. Aber 2011 ist die Aufgabe von «Big Brother» noch etwas größer als sonst. Der Sender befindet sich nämlich in großem Quotenschlamassel – und was man in Grünwald auch versucht, es zeigt nicht wirklich Früchte. Staffel zehn der TV-WG endete im August 2010 – der letzte komplette «BB»-Monat war also der Juli 2010 – und da holte RTL II durchschnittlich genau sechs Prozent bei den Umworbenen. Im März und April 2010 kam der Kanal sogar auf 6,4 Prozent.
In der «Big Brother»-freien Zeit waren solche Werte dann nicht mehr drin. Im November 2010 kam RTL II zuletzt auf Marktanteile mit einer sechs vor dem Komma: 6,0 Prozent wurden damals im Schnitt gemessen. Im Dezember waren es nur noch 5,6 Prozent, seit Januar holt der Kanal entweder 5,5 oder 5,4 Prozent. Es ist für «Big Brother» demnach schwieriger geworden auf acht Prozent plus X zu kommen.
Das zeigt auch das Gegenprogramm. «Das perfekte Dinner» läuft bei VOX seit einigen Wochen wieder deutlich stärker, ProSiebens «Galileo» zeigt sich weiterhin in guter Form. Im Juli 2010 kam die 19.10 Uhr-Sendung im Schnitt auf 13,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, ganz so stark ist das Wissensmagazin im April 2011 aber nicht gewesen. 12,8 Prozent holte «Galileo» im zurückliegenden Monat. Stärker als zuvor zeigt sich aktuell aber RTL mit seiner um 19.05 Uhr startenden Soap «Alles was zählt». Im Juli 2010 – also dem bislang letzten, kompletten «Big Brother»-Monat -, kam das Eislauf-Format auf 15,9 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen, im April 2011 waren es gar 18,9 Prozent. Ein Plus von drei Prozentpunkten steht also zu Buche. In etwa unverändert schlägt sich «Gute Zeiten, schlechte Zeiten», das im Juli 2010 auf 23,6 Prozent kam und im April nun 23,5 Prozent erreichte.
Fakt ist: Die Erwartungen an «Big Brother» sind immens – das Wohl eines ganzen Senders lastet nahezu auf den Schultern des großen Bruders. Allzu viel wird das Format aber sowieso gar nicht ausrichten können. Nach 100 Tagen – also Mitte August – ist die Staffel schon wieder vorbei und dann müssen die Programmmacher von RTL II wieder für einige Zeit ohne der Reality-Show auskommen.