«Neu für Null» ersetzt bei kabel eins «Kochen mit Knall» – ein Wiedersehen mit alten Bekannten.
Im deutschen Fernsehen wird gekuppelt, ausgewandert, getrödelt, gebastelt, geputzt, renoviert, gekocht und ausgerümpelt, dass sich die Balken biegen. An diesem Umstand hat sich seit vielen Jahren kaum etwas geändert, maximal die Gewichtung einzelner Themen passt man von Zeit zu Zeit dem vorherrschenden Trend an. Gerade der Vormittag und der Vorabend werden gerne mit entsprechenden neuen Formaten oder quotenschwachen Rückläufern aus der Primetime bestückt. Daran ist prinzipiell nichts auszusetzen, wenn diese Programmierung allerdings auf Kosten besserer, innovativerer oder einfach interessanterer Sendungen geht, ärgert die Programmpolitik der Sender. Geschehen ist das im Falle des Trödel- und Renovierungsformats «Neu für Null – Schöner Wohnen ohne Geld», das bei kabel eins seit neustem den zweiwöchigen Testlauf des vielversprechenden «Kochen mit Knall» beendete – trotz schlechterer Quoten.
Warum man sich die Chance, den kurzen Sendeplatz von 18:45 Uhr bis 19:15 Uhr mit einer knackigen, bereits vorhandenen und sogar quotenstarken Sendung zu versehen, verbaut hat, ist rätselhaft. Denn die Alternative ist nicht nur weniger innovativ, sondern versprüht auch den schalen Charme eines konventionellen, ideenlosen und altbackenen Lückenfüllers – «Neu für Null» ist ein Format, das es so schon in etlichen Ausführungen zu sehen gab. Man nehme: Einen passenden Sendungstitel aus dem «Großen Lexikon der vielversprechenden Nominalsätze», füge ein halbwegs schickes Logo samt schmuckem Untertitel dazu und setze abwechselnd den alten Haudegen Mick Wewers, bekannt aus ProSiebens «Do It Yourself – SOS» oder der VOX-Sendung «Wohnen nach Wunsch – Das Haus», und den bisher noch nicht im Rampenlicht stehenden Volker Harzdorf in ein Auto mit Klebeauto, um die Wohnungen der Deutschen ohne Budget zu verschönern. Handwerkliche Ausbildung und Fachwissen können beide vorweisen, sodass das Konzept vor allem an der Grundidee scheitert.
Denn mit «Neu für Null» oder dem Untertitel «Schöner Wohnen ohne Geld» suggeriert kabel eins deutlich, dass Wohnungen, Häuser oder Vorgärten ohne Budget aufgewertet werden. Statt praktischer Tipps und anregenden Ideen lief die erste Sendung allerdings darauf hinaus, dass Wewers nach dem Besuch bei Familie Noack eine Menge alter Kontakte aktivierte, um vorhandene Gegenstände gegen höherwertige Möbel zu tauschen – den meisten Zuschauern werden diese Kontakte aber fehlen, zumal auch der Kameraeffekt wegfällt. Ganz ohne Geld wollte man dann auch nicht auskommen und verkaufte noch eine Handvoll Utensilien. Letztendlich haben die Noacks zwar eine deutlich aufgehübschte Wohnlandschaft, die Zuschauer aber keinen Mehrwert bekommen. «Neu für Null» ist lediglich eine weitere Trödelsendung, die ohne Informationswert daherkommt und nicht einmal als Unterhaltung durchgeht. Schade um den schönen Sendeplatz, aus dem man viel mehr hätte machen können. Gerne auch mit Mick Wewers und Co., über dessen Rückkehr ins Fernsehen sich bestimmt so mancher Heimwerker freuen wird.