Handlung
Sein neuer Fall beschert Commissario Brunetti schlaflose Nächte: Er muss nicht nur den Verlust seiner Mutter verarbeiten, sondern gleichzeitig auch den rätselhaften Tod eines Roma-Mädchens aufklären. Die zehnjährige Amelia Brunetti scheint von keinem vermisst zu werden und erst ein Hinweis seines Vorgesetzten Patta bringt den Commissario weiter – das Mädchen lebte mit ihren Eltern in einem Wohnwagendorf vor den Toren der Stadt und wurde von ihren Eltern regelmäßig zum Stehlen nach Venedig geschickt.
Erbeutete Schmuckstücke, die das Kind bei sich hatte, führen den Commissario zu deren rechtmäßigen Besitzern – und damit auch zu jener Wohnung, von der aus das Mädchen wahrscheinlich in den Kanal stürzte. War Amelias Tod ein Unfall oder ein Verbrechen?
Darsteller
Uwe Kockisch («Stella und der Stern des Orients») ist Guido Brunetti
Julia Jäger («Die Frau vom Checkpoint Charlie») ist Paola Brunetti
Michael Degen («Sommerwellen») ist Vice-Questore Patta
Karl Fischer («Die Kirschenkönigin») ist Sergente Vianello
Annett Renneberg («Marie») ist Signorina Elettra
Jasmin Tabatabai («Deutschland 09») ist Rani Vega
Kostja Ullmann («Die Zeit, die man Leben nennt») ist Antonio De Vita
Martin Feifel («Buddenbrooks») ist Maresciallo Steiner
Gojko Mitic («Old Shatterhand») ist Tanovic
Patrick Diemling («Tatort: Bienzle und der Todesschrei») ist Raffi Brunetti
Laura-Charlotte Syniawa («Blackout») ist Chiara Brunetti
Ueli Jäggi («Mondscheintarif») ist Aurino
Kritik
Da wollte jemand Großes produzieren und ist doch an der eigenen Integrität gescheitert: Der 17. Fall des Commissario Brunetti nach der Romanvorlage von Donna Leon rührt in den Untiefen der venezianischen Gesellschaft und spült maßlose Dekadenz und moralische Verrohung auf der einen Seite, freibeuterische Gesellschaftsrache auf der anderen Seite und jede Menge dummer Stereotypen an die Ufer der geleckten Durchlauchtigsten. Dabei gibt die Hochglanzproduktion dreist vor, dem öffentlich-rechtlichen Publikum in anderthalb Stunden die Bedeutsamkeit der politischen Korrektheit, dieser mit zahlreichen Problemen und Stolpersteinen gepflasterten Nomenklatur einer semantisch gerechten Welt, zu verdeutlichen – wohlgemerkt neben den anderen Banalitäten, Familiendramen und natürlich einem vollständigen Kriminalfall.
Dass das nicht klappt, ist klar, denn dafür will der Spielfilm «Donna Leon: Das Mädchen seiner Träume» einfach viel zu viel sein. Für einen ordentlichen Krimi aber ist die Handlung rund um den Tod der zehnjährigen Amelia zu banal und der gesellschaftskritische Teil des Films viel zu platt und unreflektiert, für ein vollwertiges Drama fehlt jeglicher Sinn für subtile und emotionale Charakterzeichnung. Die Romanvorlage wurde außerdem viel zu steif umgesetzt; Dialoge erscheinen viel zu häufig gestellt und unwirklich, sodass die Schauspielarbeit dementsprechend unter den Vorgaben leidet. Dem Begriff der „political correctness“ versucht man sich zwar durch zahlreiche Nebenhandlungen zu nähern, letztendlich liegt der mit Pathos überladene Stolz des Films aber genauso tot am Ufer wie das Subjekt des Krimis. Einzig die Versuche von Brunettis Vorgesetztem Patta, penibel auf die Durchsetzung politisch korrekter Begriffe zu bestehen, bietet ein tragikomisches Element in dieser äußerst unschönen Ansammlung von Nichtigkeiten vor einer traumhaften Kulisse.
Zu all der Melodramatik fließt noch eine überzogene Ehrerbietung der verstorbenen Schauspielerin Christel Peters in den Film mit ein, die bisher die Mutter Brunettis verkörperte und im Jahr 2009 verstarb. Ohne emotionale Stringenz, dafür aber mit quantitativer Penetranz verfolgen Brunetti Kindheitserinnerungen, Schuldgefühle und Glücksmomente, hofieren die Enkelkinder die offenbar zahlreichen Verehrer der Großmutter und verkommt die gut gemeinte Huldigung zu einer nervtötenden Aneinanderreihung von haarsträubenden Schwarz-Weiß-Memorabilia. Was bleibt, ist ein klischeebeladener Streifen mit einem belanglos inszenierten Familiendrama, einem halbgaren Kriminalfall und einer mehr als fragwürdigen Gesellschaftskritik – manchmal ist weniger eben doch mehr.
Das Erste zeigt «Donna Leon: Das Mädchen seiner Träume» am Sonntag, den 17. April 2011, um 20:15 Uhr.