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«Schlüter sieht's»: Vertrauen in Qualität

HBO hat mit «Game of Thrones» wieder eine Serie direkt nach der Premiere verlängert. Was steckt hinter der Politik?

Es ist mittlerweile relativ normal, dass die erfolgreiche US-Pay-TV-Plattform HBO größere Serienprojekte längerfristig plant. Will heißen: Nach der Premiere der allerersten Episode einer Serie wird gleich direkt die Produktion einer zweiten Staffel bekannt gegeben. So war es in dieser Woche auch beim neuen Fantasy-Format «Game of Thrones», das am Sonntag in den USA startete und nach nur einer gesendeten Folge von HBO für eine zweite Staffel verlängert wurde.

Dabei hängt es nicht einmal so sehr von den Quoten ab, ob eine Sendung schnell verlängert wird: Mit 2,22 Millionen Zuschauern bei der Erstausstrahlung war die Premiere von «Game of Thrones» nicht übermäßig erfolgreich. Im vergangenen Jahr holte beispielsweise die ebenfalls neue Serie «Boardwalk Empire» auf gleichem Sonntags-Sendeplatz regelmäßig bessere Einschaltquoten – und die Premiere war mit 4,81 Millionen Zuschauern mehr als doppelt so beliebt. Auch diese Serie war damals übrigens schon nach einer Folge verlängert worden.

Eine HBO-Serie muss in ihrer ersten Staffel also wirklich überaus schwache Einschaltquoten erreichen, um nicht eine zweite Runde zu erhalten. Oft gibt der Sender seinen Projekten also langfristige Chancen – meist werden Serien erst nach zwei schwächeren Staffeln ohne gute Einschaltquoten eingestellt. So beispielsweise geschehen bei «Carnivale» oder «Treme», das am kommenden Sonntag in die zweite Season starten wird.

Bei der Hitserie «True Blood» wartete HBO zwei Episoden ab, bevor neue Folgen bestellt wurden. Und dieses Format ist das beste Beispiel dafür, warum HBO so konsequent auch schwächer laufenden Serien eine zweite Chance gibt: Mit nur 1,44 Millionen Zuschauer zur Premiere gestartet, entwickelte sich die erste Staffel hervorragend und kam am Ende auf Reichweiten von mehr als 2,5 Millionen. Die frühe Planungssicherheit seitens HBO brachte eine zweite Season schnell auf den Bildschirm – und diese erreichte zunächst über 3,5 Millionen, zum Staffelfinale mehr als fünf Millionen Menschen.

Mittlerweile ist das Vampir-Format das erfolgreichste der HBO-Geschichte hinter den «Sopranos». Und diese ungewöhnliche Erfolgsgeschichte bestätigt den lobenswerten Kurs von HBO, sich nicht nur von den Einschaltquoten der ersten Folgen und Staffel abhängig zu machen, sondern schnelles Vertrauen zu schenken. Auch «Game of Thrones», dessen Quoten bei der Premiere leicht hinter den Erwartungen zurückblieben, wird von dieser Politik profitieren – denn letztlich haben noch alle qualitativ hochwertigen Drama-Formate bei HBO ihr größeres Publikum gefunden.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.
21.04.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/49156
Jan Schlüter

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Schlüter sieht's

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