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Gefährliche Superpillen in «Ohne Limit», freizügiges französisches Kino mit «Der Name der Leute», der durchgeknallte Alien «Paul», und das anrührende Kindheitsdrama «Alles, was wir geben mussten». Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.
«Ohne Limit»
Der Film basiert auf dem Roman «Stoff» von Alan Glynn, der weder in den USA noch in Deutschland ein besonderer Erfolg war. Die Drehbuchautorin Leslie Dixon ist eine Expertin für Romanadaptionen und Remakes: Unter anderem schrieb sie die Drehbücher zu «Mrs. Doubtfire», «Die Thomas Crown Affäre» und «Solange du da bist». Ursprünglich sollte Shia LaBeouf («Transformers») die Hauptrolle spielen, doch nach einem Autounfall musste er aus dem Projekt aussteigen und wurde kurzfristig von Bradley Cooper, bekannt aus «Hangover», ersetzt. Regisseur Neil Burger zeichnet sich für die erstklassige DVD-Premiere «The Illusionist» mit Edward Norton und Jessica Biel verantwortlich. Auch wenn die Story recht dünn und zeitweise unlogisch erscheint, bietet «Ohne Limit» in rasantem Tempo und visuellen Spielereien originelle Unterhaltung. In der Mixtur aus hartem Thriller und zynischer Satire hat übrigens auch Robert de Niro eine gelungene Nebenrolle als eiskalter Finanzhai.
Eddie (Bradley Cooper) ist ein ziemlicher Verlierer. Seit Jahren will er schon einen Roman schreiben, kriegt aber keine Zeile zu Papier. Er ist pleite, versoffen und faul. Er sieht fast schon wie ein richtiger Penner aus und seine Wohnung ist ein einziges Drecksloch. Seine Freundin Lindy (Abbie Cornish) gibt ihm zu allem Überfluss schließlich noch den Laufpass. Doch dann kommt alles anders: Durch Zufall bekommt Eddie eine neuartige Wunderdroge in die Hände. Die illegale Pille schaltet brachliegende Areale des Gehirns frei, und binnen weniger Tage schreibt Eddie einen Bestseller, gewinnt mehrere hunderttausend Dollar an der Börse und krempelt sein ganzes Leben um. Doch schon am nächsten Tag bemerkt Eddie, auf welch gefährliches Spiel er sich eingelassen hat. Als er seinen Ex-Schwager Vernon in dessen noblem Appartement besucht und ihn für wenige Minuten alleine lässt, findet er ihn bei seiner Rückkehr brutal ermordet vor. Noch bevor er die Polizei ruft, durchsucht er das Appartement und sichert sich sämtliche NZT-Pillen, die er finden kann. Bald kämpft Eddie nicht nur um seinen Verstand, sondern um sein Leben.
OT: «Limitless» von Neil Burger; mit Bradley Cooper, Abbie Cornish, Robert De Niro, Anna Friel, Andrew Howard, Johnny Whitworth und Robert John Burke.
«Der Name der Leute»
«Der Name der Leute» handelt von der grenzüberschreitenden Wirkung der Liebe, der Suche nach der eigenen Identität und dem unbeirrten Einsatz für seine Ideale. Der Film war in Frankreich bereits ein echter Kassenschlager in den Kinos. Vorbild für die Hauptfigur Bahia war Baya Kasmi, die Lebensgefährtin und Ko-Drehbuchautorin von Regisseur Michel Leclerc. Der eigenwillige Mix aus Romanze und Satire kommt so fantasievoll und skurril daher wie einst «Die fabelhafte Welt der Amélie», und unterhält auf höchstem Niveau. Die Komödie ist sehr dialogreich, was für das französische Kino typisch ist, und die farbenfrohen Bilder verleihen der Geschichte eine besondere Leichtigkeit. «Der Name der Leute» erhielt bei der César-Verleihung 2011 den Preis für die beste Hauptdarstellerin und das beste Drehbuch. Insgesamt war der Film vier Mal nominiert.
Die junge attraktive Bahia (Sara Forestier) trägt ihren außergewöhnlichen Namen mit Stolz, kämpft mit aufbrausender Leidenschaft für alle gerade verfügbaren Randgruppen und dürfte für ihren Geschmack ruhig ein bisschen weniger französisch aussehen. Auch sonst hat die charmante Politaktivistin ihren eigenen Weg gefunden, die Welt zu verbessern: Ganz nach dem Lebensmotto ihrer hippiebewegten Eltern, "Make love, not war", schläft sie, wenn sie nicht gerade aus lauter Zerstreutheit nackt in der U-Bahn sitzt, mit politisch rechts stehenden Männern, um sie ideologisch "umzudrehen". Dabei beschimpft sie fast jeden als Faschisten, egal ob Franzose, Araber, Jude oder Schwarzer. Bahia wurde als Kind sexuell missbraucht. Als Erwachsene lebt sie ihre Sexualität nun mit größter Freizügigkeit aus. Eine Ausnahme macht sie allerdings für den bekennenden Linkswähler Arthur (Jacques Gamblin), der sich eigentlich ganz wohl dabei fühlt, mit seinem konservativen Allerweltsnamen in der anonymen Masse unterzutauchen. Doch Bahia stellt sein bis dahin geordnetes und zurückgezogenes Leben völlig auf den Kopf. Und so muss sich Arthur plötzlich nicht nur mit Bahias mitreißendem Idealismus, sondern auch mit der wahren Geschichte seiner Familie auseinandersetzen.
OT: «Le nom des gens» von Michel Leclerc; mit Sara Forestier, Jacques Gamblin, Zinedine Soualem, Carole Franck, Jacques Boudet, Michèle Moretti.
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