15 Jahre «Welt der Wunder»: Für den Sommer kündigt Moderator und Produzent Hey nun einen Umbau des Magazins an. Mit uns sprach er über Schwächen und künftig Geplantes.
15 Jahre «Welt der Wunder»; Sie sind 1996 auf Sendung gegangen. Welche Chancen hat man damals einem Wissensmagazin im Privatfernsehen eingeräumt?
Eigentlich gar keine. Es waren aber recht glückliche Umstände, die sich damals zusammengefügt haben. Ich hatte die Idee und der Sender ProSieben hatte eine Lücke im Programm. Man brauchte ein Format für Sonntag um 19.00 Uhr. Der Erfolg hat sich dann recht schnell eingestellt. Wir sind mit mehr als 16 Prozent Marktanteil gestartet. Ein sehr hoher Marktanteil, was damals für ProSieben ganz ungewöhnlich war. Es ging dann zwar wieder nach unten und wir mussten das Format optimieren; aber wir haben uns dann wieder nach oben gekämpft.
Mit welchem Wert hatten Sie gerechnet?
Ich hatte mit einem soliden Ergebnis gerechnet. Ich war mir bewusst, dass unsere Themen eigentlich jeden interessieren. 16 Prozent Marktanteil waren dann aber schon eine Überraschung, sie haben gezeigt, dass das Format Potenzial hat.
Welche Unterstützung haben Sie dann von ProSieben erfahren?
Eine sehr gute. Unser Format war in den ersten Jahren mit Georg Kofler als eine Art Papa des Projekts ein echter Erfolg.
Kofler war weg, es gab ein neues Management und Sie wechselten zu RTL II. Welche Probleme gab es mit ProSieben?
Die Probleme gab es, weil das Gründungsmanagement nicht mehr da war. ProSiebenSat.1 wurde immer mehr zu einem großen Medienkonzern und das neue Management – von dem heute übrigens keiner mehr da ist – wollte andere Spielregeln durchsetzen. Bei uns ging es um die Formatrechte, die bis dato bei mir lagen und die ich auch behalten wollte. Die neue ProSiebenSat.1-Riege wäre diesen Weg nicht mitgegangen.
Haben Sie sich dann aktiv nach einem anderen Sender umgesehen?
Ja, wir sind aktiv auf die Sender zugegangen und einige hatten Interesse. Kein Sender war aber in der Form wie RTL II bereit uns zu unterstützen und eben auch zu akzeptieren, dass dem Produzenten die Marke weiterhin gehört. Wir wollten die «Welt der Wunder»-Familie schon damals ausbauen und das hat im Rückblick gemeinsam mit RTL II dann auch prima geklappt.
ProSieben nahm dann «Wunderwelt Wissen» ins Programm. Wie groß war die Konkurrenz damals?
Eigentlich nicht so groß. Wir hatten andere Voraussetzungen. Im letzten Jahr bei ProSieben hatten wir einen Schnitt von rund 15 Prozent. Das können wir bei RTL II natürlich nicht holen. Wir versuchen uns immer an der jeweiligen Senderperformance zu orientieren und da halten wir auch heute noch gut mit.
Wenn wir schon über Quoten sprechen: Wie zufrieden sind Sie denn mit den Quoten aktuell?
Wir befinden uns gerade in einer Umbauphase, deshalb sind aktuell auch mehr Wiederholungen im Programm als üblich. Eigentlich sind wir mit den Ergebnissen zufrieden, aber wir wissen auch, dass wir einiges besser machen können. Wir wollen künftig wieder mehr „Back to the Roots“ gehen. Wir wollen wieder große Bilder zeigen, aufwändig produzieren. Das ist bei der Budget-Situation nicht ganz einfach, wir müssen also sehr trickreich arbeiten.
Wohin soll die Reise genau gehen?
Wir wollen unseren Zuschauern wieder mehr große Wunder zeigen. Orte, die die Menschen zum Staunen bringen. In den vergangenen Jahren haben wir uns viel mit Alltagsthemen beschäftigt, was zwar gut funktioniert hat, uns aber auch etwas verwechselbar macht. Wir wollen wieder eine Art Wissensvermittlung machen, die uns eigentlich auszeichnet. Das wird sich in den neuen Folgen widerspiegeln.
Wie hat sich die Wissensvermittlung und Wissenssendungen allgemein denn in den 15 Jahren verändert?
Früher gab es eine weite Welt, die in diesem Punkt vollkommen unbearbeitet war. Wir konnten also über alles reden, das war toll. Heute gibt es etliche Formate, die sich gleichen und bereits eine Vielzahl an Themen abdecken. So ist es also schwieriger geworden, neue Themen zu finden. Wir arbeiten gerade deshalb ja an der Umsetzung. Wir wollen an Orte vorstoßen, die mit einer Fernsehkamera bislang nicht zu erreichen waren.
Wie schwer macht Ihnen «Galileo» das Leben?
Das ist für uns keine Konkurrenz. «Galileo» hat seinen ganz eigenen Stil. Es wäre nicht gut für uns, wenn wir so wären wie «Galileo». Und für «Galileo» wäre es nicht so gut, wenn sie so wären wie wir.
Denken Sie denn, dass sich auch die intellektuelle Elite inzwischen im Wissensfernsehen bei privaten Kanälen wohl fühlt?
Die Formate sind überall angekommen. Jeder Sender hat das Genre belegt. Wissenssuchende werden also gut bedient - milieuübergreifend. Durch unsere Kooperation mit n-tv erreichen wir zudem noch einmal Zuschauerschichten abseits der RTL II-Zielgrupppe, die sich abends eben noch einmal über das Nachrichtengeschehen informieren und gut gemachte Dokumentationen sehen wollen.
Sie haben den Umbauprozess angesprochen, in dem Sie sich gerade befinden. Wann sehen wir denn dann das „neue“ «Welt der Wunder»?
Wir geben Vollgas. «Welt der Wunder» hat aber immer eine recht lange Vorplanung, das geht nicht anders. Ich denke, dass wir ab Mai oder Juni da sind, wo wir sein wollen. Aktuell arbeiten wir gerade an den Themen für diese Monate.
Bei RTL II gibt es auch eine Show zu dem Format – Sie sprachen vorhin die «Welt der Wunder»-Familie an. Von wem kam die Idee?
Das war auch meine Idee, die ich aber schon lange hatte – schon vor «Clever». ProSieben wollte eine solche Show damals nicht, dann kam «Clever» und ich dachte mir: Siehste, das geht doch. Bei RTL II war ein solches Format anfangs auch nicht unterzubringen, weil es kein Showsender war. Dank Holger Anderson konnten wir das aber mal ausprobieren – im April kommt nun die nächste Folge. Danach wollen wir mal schauen, ob es weitergeht. Ich könnte mir das Format gut als Event vorstellen, dass zwei oder drei Mal jährlich läuft.
Sind neue «Welt der Wunder»-Ableger geplant?
Im Moment nicht, wir haben genug zu tun mit unseren beiden TV-Formaten. Im Internet werden wir uns aber sicherlich weiter bewegen und einfach mal schauen, wie wir uns da noch verbessern und ergänzen können.
Vielen Dank für das Interview.