Sowohl beim Ersten als auch beim Zweiten Deutschen Fernsehen wird man am späten Abend über Neuigkeiten aus Deutschland und der Welt informiert. Doch welche der beiden Nachrichtensendungen schneidet im direkten Vergleich eigentlich besser ab?
Die Umstrukturierung des «heute-Journals»: Ein dunklerer Hintergrund, neue Kamerapositionen, die die Moderatoren mehr hervorheben. All dies wird letztlich auch gemacht, um Zuschauerzahlen und Quoten zu verbessern. Das «heute-Journal» achtet hier besonders auch auf die Entwicklung der «Tagesthemen», die in aller Regel kurze Zeit später im Ersten gezeigt werden.
Die «Tagesschau» ist Deutschlands erfolgreichste Nachrichtensendung, im Ersten informieren sich täglich Millionen über die neuesten Ereignisse in der Welt. Hinzu kommen die Zuschauer in den dritten Programmen. Bei den jungen Zuschauern ist zudem «RTL aktuell» um 18.45 Uhr äußerst beliebt. Doch auch zwischen Primetime und Mitternacht wollen die Menschen informiert werden, die öffentlich-rechtlichen Sender stellen dies mit den «Tagesthemen» und dem «heute-journal» sicher. Doch welches der beiden Formate ist eigentlich erfolgreicher?
Schon beim ersten Blick auf die Sendezeit zeigen sich erhebliche Unterschiede: Während das ZDF immerhin versucht, das «heute-journal» regelmäßig um 21.45 Uhr auszustrahlen, gibt es bei dem «Tagesthemen» überhaupt keine klare Linie. Mal startet die Sendung um 23 Uhr, mal um 22.15 oder 22.30 Uhr. Mit der Verpflichtung von Günter Jauch und der damit geplanten Programmreform im Ersten soll dieses Durcheinander ab Herbst ein Ende haben und die Tagesschau ebenfalls einen einheitlichen Sendeplatz bekommen. Dieser Schritt könnte sich als richtig erweisen, denn beim Blick auf die Quoten der beiden Formate zwischen September 2010 und März 2011 bleibt festzuhalten, dass das ZDF besser wegkommt – wohl auch wegen den immer ähnlichen Startzeiten.
Im September des vergangenen Jahres konnte das «heute-journal» im Durchschnitt 3,23 Millionen Menschen informieren, die «Tagesthemen» kamen im gleichen Zeitraum auf 2,61 Millionen Zuschauer. Da die ZDF-Sendung aber früher beginnt und die Fernsehnutzung zu dieser Zeit noch höher liegt, mussten sich die Mainzer bei den Marktanteilen geschlagen geben. 11,8 Prozent im Ersten standen 11,5 Prozent im ZDF gegenüber. Bei den 14- bis 49-Jährigen hatte das ZDF leicht mit 6,3 zu 6,2 Prozent die Nase vorn. Allerdings sorgten im September auch zwei Fußballspiele für richtig gute Quoten im Ersten; die Nachrichtensendungen werden dann in der Halbzeitpause gezeigt und profitieren traditionell von den starken Sport-Übertragungen. Das ZDF musste an den beiden Tagen deutliche Einbußen hinnehmen.
Besser lief es für das ZDF dann im Oktober und November, der zehnte Monat des Jahres 2010 bescherte den Mainzern durchschnittlich 3,89 Millionen Zuschauer. Im November waren es immerhin noch 3,27 Millionen. Das Erste musste sich zur gleichen Zeit mit nur 2,14 und 2,48 Millionen Zusehern zufrieden geben. In beiden Monaten lag das «heute-journal» sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den jüngeren Zuschauern deutlich vor der «Tagesschau». Im Dezember lief es für das «heute-journal» besonders an drei Tagen richtig gut. Dies war zum einen der Tag, an dem der Sender die DFB-Pokal-Partie zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart übertragen hatte. An den anderen zwei Tagen lief im Vorprogramm der Jahresrückblick sowie die Unglücks-Ausgabe von «Wetten, dass..?», in der der Wettkandidat Samuel Koch schwer verletzt wurde.
Dadurch hatte das «heute-jorunal» im Dezember einmal über acht Millionen Zuschauer und einmal mehr als sechs Millionen Zuschauer. Im Mittel sahen im letzten Monat des Jahres 3,63 Millionen Menschen zu, die «Tagesthemen» kamen auf nur 2,24 Millionen. Auch beim Marktanteil lag das ZDF mit 12,7 zu 10,6 Prozent deutlich in Front. Bei den 14- bis 49-Jährigen genierte die Nachrichtenendung im Ersten 5,4 Prozent, auch hier holte das ZDF mit 8,1 Prozent mehr Marktanteil. Und selbst wenn man die drei stärksten «heute-journal»-Ausgaben aus der Wertung herausnimmt, liegt die Nachrichtensendung noch vor der Konkurrenz im Ersten.
Der Januar 2011 lässt sich besonders gut vergleichen, denn beide Formate hatten eine starke Ausgabe mit über sechs Millionen Zuschauern – weitere Ausreißer gab es nicht. Und auch hier ist das ZDF auf Monatssicht stärker als das Erste. 3,85 Millionen Zuschauer des «heute-journals» stehen 2,65 Millionen Zusehern der «Tagesthemen» gegenüber. Und auch beim Marktanteil hatten die Mainzer die Nase vorn, mit 12,5 Prozent landete man in etwa auf Senderschnitt. Im Ersten lag man mit 10,4 Prozent deutlich darunter. Bei den 14- bis 49-jährigen Zusehern holte das ZDF 6,7 Prozent Marktanteil, die «Tagesthemen» blieben dagegen bei 5,3 Prozent hängen.
Zwischen Februar und dem letzten Tag des Vergleichszeitraums, dem 11. März, hielt sich das «heute-journal» konstant bei durchschnittlich 3,85 Millionen Zuschauern. Der Marktanteil stieg auf 13,3 Prozent an, beim jungen Publikum verbesserte sich die Nachrichtensendung sogar auf 7,6 Prozent. Im gleichen Zeitraum mussten die «Tagesthemen» zwar etwas an Reichweite abgeben: Im Mittel schalteten 2,63 Millionen Menschen ein, der Marktanteil kletterte aber auf 11,8 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen verbesserten sich die «Tagesthemen» auf 6,2 Prozent.
Fazit: Mit durchschnittlich 2,46 Millionen Zuschauern ab drei Jahren zwischen September und Mitte März liegen die «Tagesthemen» deutlich hinter dem «heute-journal», welches auf 3,62 Millionen Zuseher kommt. Aufgrund der späteren Sendezeit der Nachrichtensendung im Ersten ist die höhere Gesamtzuschauerzahl noch keine große Überraschung, doch auch beim Blick auf die Marktanteile liegt das ZDF (12,5%) deutlich vor der Sendung des Ersten Deutschen Fernsehens (10,9%). Beim jungen Publikum stehen 7,6 Prozent des «heute-journals» 6,2 Prozent der «Tagesthemen» gegenüber. Ein großes Problem des von Tom Buhrow und Caren Miosga moderierten Formats ist, wie eingangs bereits erwähnt, der ständig wechselnde Sendeplatz. Ab dem Herbst soll es nun einheitliche Startzeiten geben - ob es den Quoten helfen wird, wird sich dann zeigen.