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Die Kritiker: «Flemming: Die Stufen der Lust» (2x01)

Inhalt
Eine junge Frau wird im Park überfallen, bis zur Besinnungslosigkeit gewürgt und ausgeraubt. Offenbar handelt es sich hierbei um einen weiteren Fall einer Raubserie, die immer nach dem gleichen Muster abläuft. Am Tatort stoßen Kriminalhauptkommissarin Ann Gittel und der Polizeipsychologe Dr. Vince Flemming auf den Kollegen Mark Leidhoff vom Raubdezernat. Dieser hat sich der bisherigen Fälle angenommen und wird von der neuen leitenden Kriminaldirektorin Walli Hoven für diesen Fall in das Ermittlerteam beordert.

Schnell fällt der Verdacht auf den ehemaligen gewalttätigen Straftäter Peter Mersheim, der kurz vor dem Ende seiner Bewährung steht und auf den das Täterprofil perfekt passt. Zudem wurde er von Flemming kurz nach dem Überfall in der Nähe des Tatorts gesehen. Es spricht also alles gegen Mersheim, dem ausgerechnet Flemming eine gute Sozialprognose ausgestellt hatte. Nur Flemming glaubt weiterhin an seine Unschuld und vermutet eine Sexualstraftat hinter den Verbrechen. Wollte der Ex-Häftling Roman Wujack sich an seinem ehemaligen Freund Mersheim vielleicht rächen und ihn in eine Falle locken? Und welche Rolle spielt Mersheims Bewährungshelferin Dr. Yvonne Lederer?

Darsteller
Samuel Finzi («Kokowääh») ist Dr. Vincent Flemming
Claudia Michelsen («Das letzte Schweigen») ist Kommissariatsleiterin Ann Gittel
Maren Kroymann («Klimawechsel») ist Kriminaldirektorin Walli Hoven
Nadja Petri («Ein Haus voller Töchter») ist Mette Jumarowski
Oliver Bröcker («Der Bulle und das Landei») ist KHK Henner Blum
Bernd Michael Lade («Tatort») ist Peter Mersheim
Nicolette Krebitz («Bandits») ist Dr. Yvonne Lederer
Anian Zollner («Der letzte Patriarch») ist Mark Leidhoff
Robert Gallinowski («Der Preis») ist Roman Wujack
Anja Antonowicz («Lindenstraße») ist Corinna Wiese
Anna Thalbach («Krabat») ist Dr. Alissa Markus

Kritik
Es sind stets die unkonventionellen Typen, die in TV-Serien die Zuschauer am meisten in den Bann ziehen. Das ZDF hatte seinen «letzten Zeugen», nun hat es mit Dr. Vincent Flemming, seines Zeichens Berliner Kriminalpsychologe, den ultimativen Nachfolger. Leider ist es den Zuschauern nur nicht groß aufgefallen. Nur 3,65 Millionen saßen durchschnittlich zwischen dem 13. November und 18. Dezember 2009 vor den Bildschirmen. Mit nur 12,3 Prozent Marktanteil eigentlich auch für das ZDF am Freitagabend um 21:15 Uhr ein bisschen zu wenig. Doch der Sender entschied anders und bestellte eine zweite Staffel. Mit so mancher Änderung versucht man nun, in den neuen acht Fällen die damals ferngebliebenen Zuschauer zum Sender zu locken.

Auffälligste Änderung ist der Wegfall von Hanns Zischler als Flemmings Freund und Vorgesetzter Dr. Hans Matthei. Für ihn ist nun Maren Kroymann als Kriminaldirektorin Walli Hoven samt neuer Sekretärin Mette Jumarowski (Nadja Petri) mit an Bord. Aber auch am Konzept der Serie wurde gefeilt. Flemming sinniert nicht mehr so stark über das Leben, die Frauen, die Psyche. Und auch der Cliffhanger am Ende der ersten Staffel, als er mit seiner Ex-Frau Ann Gittel in einer Kurzschlussaktion wieder im Bett landete, hat Folgen. Einschneidender und lebensverändernder Art, wie sich schon am Ende der ersten neuen Folge zeigen wird. Und so muss man sich als Zuschauer erst einmal an die neuen Umstände gewöhnen, alles auf sich wirken lassen, bevor man sich ein abschließendes Urteil erlaubt.

Denn allein vom Fall aus gesehen, der in der Auftaktepisode „Die Stufen der Lust“ von Regisseur Bernhard Stephan («Der letzte Zeuge», «Der Dicke») präsentiert wird, ist es die bis dato schwächste Vorstellung der Serie. Vorhersehbar und konventionell gestrickt, kaum Überraschungen und eher blasse Gaststars. Letztere waren aber auch in der Vergangenheit nicht das Element der Serie, das im Vordergrund stand. Hier ist und bleibt Samuel Finzi mit seiner Figur des Flemmings zentraler Wende- und Angelpunkt. Seine unnachahmliche Art des Ausdrucks, sein verschmitztes Spiel sowie seine immer wieder ausgefochtenen Wortduelle mit seiner Ex-Frau Ann Gittel, sind diejenigen Elemente, die die Zuschauer sehen wollen. Hier muss man nur abwarten, was sich Stamm-Autor Gregor Edelmann hier für die zukünftige Ausrichtung der Serie noch ausgedacht hat.

Allein vom Staffelauftakt aus zu urteilen, kann man nur attestieren, dass die vorliegende Folge eher dem freitäglichen Krimi-Einheitsbrei im ZDF angepasst wurde. Große Überraschungen bleiben aus, das neue Schauspieler-Team muss sich erst zusammenfügen. Es ist nur zu hoffen, dass die eigenwillige Art und Witz der Serie nicht auf Kosten von mehr Zuschauern zurückgefahren wird. Denn dann kann man auch jede andere Serie anschalten und könnte den neuen Mainstream-«Flemming» auch gleich ad acta legen. Es ist aber noch reichlich Luft nach oben vorhanden.

Das ZDF zeigt die acht neuen Folgen der zweiten Staffel von «Flemming» ab Freitag, den 18. März 2011, um 21:15 Uhr.
17.03.2011 08:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/48390
Torben Gebhardt

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Tags

Flemming

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