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«Schlüter sieht's»: Quo vadis, Sat.1?

Unter Andreas Bartl verändert sich der Sender stark – aber hilft all das auch den Quoten?

Seit Januar 2010 ist Andreas Bartl der Geschäftsführer von Sat.1. Mit einer Amtszeit von nun 14 Monaten hat er immerhin seinen letzten Vorgänger übertrumpft, der schon nach 13 Monaten seine Koffer packen musste. An frühere Quotenerfolge des Senders will Bartl selbstverständlich anknüpfen – doch bisher fruchteten all die Veränderungen unter seiner Führung nicht: Mit aktuell 10,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen in der laufenden TV-Saison haben sich die Durchschnittswerte des Senders nicht verändert und liegen auf dem Niveau der Vorjahre. Und dies trotz spektakulärer neuer TV-Gesichter wie Johannes B. Kerner und Oliver Pocher.

Dass Bartl weiter verhältnismäßig ruhig weiterarbeiten kann, liegt an der Geschäftsstrategie, die auf Nachhaltigkeit angelegt ist. Vorbei sind die Zeiten des vergangenen Jahrzehnts, in denen mit vornehmlich günstigen Produktionen die Primetime gefüllt wurde und Sat.1 ohne klares Profil und ohne Sendergesichter dastand. Man weiß, dass der Umbau, die Wiederbelebung der Marke Sat.1 Zeit beansprucht – Zeit, die normalerweise im schnelllebigen Privatfernseh-Geschäft nicht vorhanden ist. Insofern ist die neue Strategie von Sat.1 lobenswert, unter anderem auch deshalb, weil auch wieder richtig investiert wird.

Interessant ist, dass gerade die berühmten Persönlichkeiten wie Kerner und Pocher immer noch nicht wirklich beim Zuschauer angekommen sind. Pochers Show wird in dieser Woche aufgrund schwacher Einschaltquoten eingestellt. Und Kerners Primetime-Shows funktionieren meist gut, allerdings fehlen seinem donnerstäglichen Magazin weiterhin Zuschauer, damit es als erfolgreich gelten kann. Beide Persönlichkeiten kamen vor Bartls Übernahme des Geschäftsführerpostens schon 2009 zu Sat.1 – er hat hingegen Harald Schmidt geangelt, der im Herbst zu seiner TV-Heimat zurückkehren wird.

Die Quotenhits, die unter Bartls Regie gestartet wurden, waren jene Sendungen, an die eigentlich nur wenige geglaubt hatten: Ulla Kock am Brinks Spielshow «Die perfekte Minute» läuft nun auch in der zweiten Staffel oberhalb des Senderschnitts, zudem war im vergangenen Sommer das Format «Mein Mann kann» ebenfalls erfolgreich. Mit «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski» hat Sat.1 es geschafft, zwei eigenproduzierte Primetime-Serien zum Erfolg zu führen. Dies war dem Sender seit Jahren nicht gelungen.

Dennoch sind die bisherigen Erfolge überschaubar, die Baustellen dafür größer: Der gesamte Vorabend fährt regelmäßig Einschaltquoten unterhalb des Senderschnitts ein. Die unter Bartl neu gestartete Daily «Hand aufs Herz» funktioniert um 18.00 Uhr überhaupt nicht; danach schwächelt auch die einst quotenstarke Soap «Anna und die Liebe» seit mehreren Monaten. Zudem fährt die gesamte Comedy-Schiene nur noch schlechte Quoten ein, ob die «Schillerstraße», «Genial daneben» oder auch die US-Comedys am Sonntagabend wie «Cougar Town». Ebenfalls floppte das Experiment am Samstagabend, als man US-Serien wie «Navy CIS: Los Angeles» ausprobierte. Und Format-Experimente wie «…ins Grüne – Das Stadt-Land-Lust-Magazin» liefen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Es ist spannend zu sehen, wohin der Sat.1-Weg führt. Zu viele Flops darf sich auch Andreas Bartl nicht mehr erlauben – insbesondere wird es darauf ankommen, ob und wie er den täglichen Vorabend erfolgreich umgestalten kann, wie die Rückkehr von Harald Schmidt aufgenommen wird, ob neue Informations-Magazine wie der Polit-Talk «Eins gegen Eins» funktionieren und ob man weiter frische Programmfarben wie deutsche Primetime-Serien oder neue Spielshows etablieren kann. Denn letztlich zählt nur eine Kennzahl im TV-Geschäft: die Quote. Und die hat sich bisher nicht nach oben entwickelt…

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.
10.03.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/48242
Jan Schlüter

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Schlüter sieht's

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