Story
Das dürfte vielen Akteuren in der Medienbranche bekannt sein. Ariane Keller moderiert die tägliche Call-In-Radioshow „Sex nach fünf“, in der die erfahrene Moderatorin Tag für Tag ihren Hörern Tipps in Sachen Liebe, Sex und Beziehung mit auf den Weg gibt. Auch entlockt sie ihnen allerlei pikante Details, die allerdings zuletzt wohl nicht mehr ganz so pikant waren. Die Reichweiten der Radio-Sendungen stimmen nicht mehr wirklich. Arianes Chef Menges fordert eine bessere Einschaltquote – sonst ist die Sendung Geschichte. Unter dem Erfolgsdruck erinnert sich Ariane an die regelmäßige Anruferin Jule Meybach, die als Wäscherin arbeitet.
Da sie ohnehin fast täglich bei der Radioshow anruft und über ihr Liebes- und Beziehungsleben referiert, will sich Ariane das zu Nutzen machen. Der Plan geht auf: Da Ariane der Wäscherin Jule interessante Geschichten entlocken kann und sie ganz offen miteinander reden, steigt die Quote auch wieder, Arianes Chef ist zufrieden. Doch dann riskiert die Moderatorin alles wieder zu Nichte zu machen, als sie erfährt, dass es sich um Jules neuen Freund, von dem sie ihr am Telefon live in der Sendung erzählt, um ihren eigenen Sohn Robin handelt. Die Beziehung der beiden will Ariane nun verhindern – mit üblen Tricks.
Darsteller
Sophie Schütt («Auch Lügen will gelernt sein») ist Jule Meybach
Ulrike Folkerts («Tatort»; «Restrisiko») ist Ariane Keller
Stefan Murr («Letzte Ausfahrt Weiden-Ost») ist Robin Keller
Thilo Berndt («Bienenstich ist aus») ist Sawyer Meybach
Martin Brambach ( «Unter anderen Umständen») ist Raphael Menges
Michael Habeck («Genug ist nicht genug») ist Opa Werner
Rosa Enskat («Mörderisches Wespennest») ist Cordula
Kritik
Der große Sat.1-Film der Woche «Stadtgeflüster – Sex nach Fünf» ist ein weiterer Vertreter des Genre Romantic Comedy, der romantischen Komödie. Dabei ist auch die Idee, die filmische Erzählung rund um eine Radioshow zu bauen, in der eine Moderatorin ihren Zuhörern beratend zur Seite steht, nicht gänzlich neu. Sie bietet aber einen entscheidenden Vorteil: Über die Radioshow, bei der die beiden Protagonisten Moderatorin und Anrufer stets miteinander kommunizieren, gelingt es auf sehr einfache Art und Weise verschiedene Geschichten miteinander zu kombinieren. Ist es auf der einen Seite die Anruferin Jule Meybach, die als Erbin einer Wäscherei sich von ihrem Mann getrennt hat, nach Rat sucht und dann auch noch die neue Liebe findet, so hat auch Moderatorin Ariane Keller ihre familiären, später auch bedingt durch die schwachen Einschaltquoten ihrer Sendung auch berufliche Probleme und muss dann auch noch die neue Beziehung ihres Sohnes torpedieren. Dass dieser gleichzeitig die neue Liebe von Jule Meybach ist und beide sich während des Films auf zwischenmenschlicher Ebene immer wieder begegnen und kennenlernen, ist Teil des Kniffs, wie die verschiedenen Geschichten miteinander verwoben werden – allein durch eine Radioshow, die im Mittelpunkt aller Beziehungsgeflechte steht. Sie ist Ausgangspunkt der Problemlösungen der Hauptfiguren und wird auch später als Jule Meybach mit Arianes Sohn Robin zusammen gekommen ist und somit der filmische Höhepunkt erreicht wird, gleichzeitig zur entscheidenden Wendung in der Komödie.
Der Film «Stadtgeflüster – Sex nach Fünf» hat durch diese sehr einfache, aber doch gut inszenierte Erzählweise von Regisseur Josh Broecker einen klaren Pluspunkt verdient und zeichnet sich im Gegensatz zu anderen Filmen des Genres der Romantic Comedy schon einmal dadurch aus, dass eine gute Mischung aus komödiantischem Material und romantischen Elementen gefunden wurde. Der Sat.1-Film ist sogar noch sehr unterhaltsam und schafft es den Zuschauer von zwei verschiedenen Seiten gleichzeitig auf die folgende Handlung neugierig machen: Wird es gelingen die Einschaltquoten der Radioshow zu retten? Werden Jule und Robin ein Paar werden? Zwei Fragen, die unterschiedliche Zielgruppe bedienen, aber doch irgendwie in dem Film vereinbaren. Beide Fragen sind natürlich völlig vorhersehbar mit Ja zu beantworten, was die Dramaturgie des Films etwas schmälert. Denn im Drehbuch Kerstin Wiedé fehlen die Überraschungsmomente. Ein zu großer Teil der Geschichte ist so typisch für das Genre der Romantic Comedy, dass man nichts anderes erwartet, als das was letztlich passiert.
Diese gewisse Vorhersehbarkeit der Handlung lässt die anfangs noch vorhandene Spannung langsam aber sicher mehr schwinden statt noch weiter aufzubauen. Durchaus ein Manko des Film, der aber mit guten Schauspielern aufwartet. Gerade hier überrascht die Besetzung im positiven Sinne: Die als «Tatort»-Kommissarin bekannte Ulrike Folkerts hätte man nicht unbedingt in der Rolle einer „Dr.Sommer“-Radiomoderatorin erwartet, die später sogar eine Beziehung ihres Sohnes sabotieren möchte. Sie füllt diese Rolle aber mit viel Leidenschaft aus, so dass sie hier eine Bereicherung für den Film ist. Auch der eigentlich nur wenig jüngere Stefan Murr als Robin Keller überrascht in der Rolle des eigentlich sieben Jahre jüngeren neuen Freunds von Jule Meybach. Das wirkt zwar ein wenig unglaubwürdig, gerade in Szenen mit Gleichaltrigen, doch das Zusammenspiel mit einer ebenfalls überzeugenden Sophie Schütt gefällt.
Nicht zuletzt sind auch die Nebenrollen mit Martin Brambach als quotengeiler Radiomanager durchweg gut besetzt. Zahlreiche Nebenhandlungen, darunter ein gehörloses Paar, das ebenfalls über die Radiosendung (per Mail) nach Rat sucht, ein weiteres Pärchen, das zu sehr auf Sex fixiert ist, oder die neugierige Mitarbeiterin von Jule Meybach und der wortkarge Vermieter („Zweieinhalb oder gehst du woanders“) , als Jule sich den Traum von einem eigenen Café erfüllen und die Miete drücken will, werten «Stadtgeflüster – Sex nach Fünf» auf. Sie spielen für die eigentliche Haupthandlung gar keine Rolle, doch sind gerade diese Szenen erfrischend, was dem Film am Rande einen komplexen Zusammenhang einbringt. Sicherlich hat man sich bei dem Sat.1-Film auch ein paar Anleihen aus Hollywood bedient: Trotz unterschiedlicher Herangehensweise erinnert die Szenerie an den Film «Couchgeflüster» mit Uma Thurman und Meryl Streep. Die Umsetzung ist dennoch eine andere, doch der Wohlfühl-Charakter mit sommerlichen Bildern ist durchaus identisch. Für einen Film des Genre Romantic Comedy, der bei Sat.1 vor allem das junge Publikum in der Zielgruppe ansprechen soll, hätte man durchaus etwas mutiger und frecher an die Inszenierung gehen können, um dem zu Ende etwas trägen Streifen ein wenig mehr Dynamik einzuhauchen.
Sat.1 zeigt den Film «Stadtgeflüster – Sex nach Fünf» am Dienstag, 8. März 2011, um 20.15 Uhr.