Sensationeller Start, atemberaubender Absturz: Wir erinnern an die CBS-Sitcom «My Big Fat Greek Wedding» zurück.
Kino-Adaptionen von TV-Serien sind immer eine heikle Sache. Entweder die Produzenten und Autoren müssen sich mit der Kritik auseinander setzen, dass sie keine eigenen Geschichten von Null auf erschaffen können, oder sie kommen nicht an den Erfolg der TV-Klassiker heran. Der umgekehrte Weg ist ebenso schwierig, obwohl hier das kreative Problem nicht besteht - zumindest ist das nicht die Regel.
«My Big Fat Greek Wedding» kam 2002 in die Kinos und entwickelte sich mit Zeit zum profitabelsten Kassenschlager aller Zeiten. Mit einem Einspielergebnis von mehr als dem 60-fachen der Produktionskosten um die fünf Millionen US-Dollar, war die Idee, den Stoff fürs TV umzusetzen, schnell geboren. CBS sicherte sich die Rechte und entwickelte eine halbstündige Comedyserie mit dem Titel «My Big Fat Greek Life», die den Sonntagabend bereichern sollte. Allem Anschein nach war ein neuer Hit geboren.
«My Big Fat Greek Life» wurde nur minimal vom Grundton des Films verändert. So gut wie der komplette Filmcast traf sich in der TV-Serie wieder, jedoch mit Ausnahme von Hauptdarsteller John Corbett, der schon an das FX-Projekt «Lucky» gebunden war und demnach nicht in der CBS-Sitcom auftreten konnte. Steven Eckhold übernahm stattdessen den Part des Ehemannes. Zudem gab es einige Namensänderungen für die Charaktere, sowie Anpassungen der Geschichten, um nicht wie eine CBS-fremde Serie zu wirken. Sieben Episoden lang sollte sich die neue Serie auf CBS beweisen und bekam zur Premiere einen ehrwürdigen Sendeplatz geschenkt: Am Montagabend direkt nach dem Sitcom-Erfolg
«Alle lieben Raymond» sollte «My Big Fat Greek Life» seinen Erfolgszug starten, bevor die Serie auf ihren festen Slot am Sonntag um 20 Uhr wanderte.
Am Donnerstag dieser Woche vor genau acht Jahren war es letztendlich soweit - spät in der laufenden TV-Saison, um keinen teuren Flop zu riskieren; früh genug, um zu zeigen, dass Reality-TV die Sitcom noch nicht getötet hat. Und die Einschaltquoten ließen die CBS-Bosse im Kreis tanzen: Rund 22,9 Millionen Zuschauer waren an der TV-Version des Films interessiert. 21 Prozent der TV-schauenden US-Haushalte schalteten zu CBS, und verschafften dem Network den besten Start einer Network-Comedy in fünf Jahren. Neben den tollen Werten der Serieneröffnung gelang es CBS auch, sich die erste Position in den Zuschauerzahlen der Februar-Sweeps zu sichern - der Vorsprung zu den Konkurrenten FOX und NBC war inzwischen zu groß geworden, als dass CBS noch eingeholt hätte werden können.
So großartig die Zahlen für CBS waren, so eindrucksvoll war der Absturz der Quoten in den darauf folgenden Wochen. In ihrer Sonntagspremiere verlor «My Big Fat Greek Life» rund 28 Prozent seiner Zuschauer im Februar, im April waren es sogar mehr als 50 Prozent. Und wenn das schon nicht genug war, waren die Kritiken ebenfalls vernichtend. Schon die Pilotfolge wurde auf Grund der "De-Ethnisierung" mit wenig Begeisterung aufgenommen: Die charmanten Akzente des Films gingen verloren, griechische Stereotypen wurden bis aufs Äußerste gereizt, und auf den Immigranten-Teil hat man in der Serie sogar ganz verzichtet. Neben dem Ärger der Fans hatte die Sitcom auch die üblichen Sitcom-Probleme: Die Drehbücher wirkten zu sehr gehetzt, die Geschichten und Dialoge waren nicht lustig, beliebte Charaktere wurden verheizt. Als wollte CBS zeigen, dass die US-Comedy wirklich getötet wurde.
Die kurze erste Staffel war auch die letzte und CBS versuchte alles, um den kreativen Quoten-Flop wieder zu vergessen. Während der Upfronts im Mai 2003 erklärte der CBS-Geschäftsführer Leslie Moonves den anwesenden Presseleuten in einem kurzen Satz, warum «My Big Fat Greek Life» nicht funktionierte: "Nun, Sie sahen die Einschaltquoten und Sie sahen die Serie." Vergessen war die Serie dann auch recht schnell, wenn man von dem Ausverkauf der Serien-DVD absieht. Hier gab es allerdings einige Vermutungen, dass griechische Gemeinden die DVD-Regale leerten, um zufällige Käufer davon abzuhalten, die griechische Kultur in einem extrem abschreckenden Weg zu erleben.