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Die Kino-Kritiker: «Freundschaft Plus»

Hat «Ghostbusters»-Macher Ivan Reitman mit seinem Regiecomeback zu alter Stärke zurückgefunden?

Ivan Reitman galt vor allem in den 80er und den beginnenden 90er Jahren als Garant für ebenso leichte wie kurzweilige Kinounterhaltung. Ein Ruf, den der kanadische Regisseur mit ungarischen Wurzeln vor allem durch die Kultkomödien «Ghostbusters - Die Geisterjäger» (1984) und «Ghostbusters II» (1989) aufgebaut und mithilfe der Arnold-Schwarzenegger-Späße «Twins - Zwillinge» (1988) und «Kindergarten Cop» (1990) sowie der Politcomedy «Dave» (1993) gefestigt hat. Doch allerspätestens mit Beginn des neuen Jahrtausends war der «Ghostbusters»- Macher von allen guten Geistern verlassen. Die Abstände zwischen seinen Arbeiten wurden zusehends größer, ohne dass dies jedoch ihrer Qualität zu Gute kam. Die albernen Produktionen «Evolution» (2001) und «Die Super-Ex» (2006) konnten weder Publikum noch Kritiker wirklich vom Hocker reißen. Mittlerweile hat Ivan Reitmans Sohn Jason seinem Vater im Zuge seiner drei ausgezeichneten Spielfilme «Thank You For Smoking» (2005), «Juno» (2007) und «Up in the Air» (2009) sogar den Rang abgelaufen. Das lässt sein alter Herr natürlich nicht auf sich sitzen. Bevor Ivan Reitman mit dem bereits länger angekündigten und allmählich konkretere Formen annehmenden Sequel «Ghostbusters III» unmittelbar an frühere Erfolge anknüpfen möchte, meldet er sich nun erstmal mit der romantischen (Sex-)Komödie «Freundschaft Plus» im Kinogeschäft zurück. Trotz einiger Anbiederungen an das Genre hat er damit dank einer gut aufgelegten Darstellerriege und leichtfüßiger Situationskomik ein unterhaltsames Feel-Good-Movie und seinen besten Film seit über zehn Jahren inszeniert.

Adam (Ashton Kutcher) und Emma (Natalie Portman) begegnen sich über Jahre hinweg immer mal wieder zufällig, ohne sich dabei jedoch näher kennenzulernen. Als sich Adam aus Frust über eine Trennung und das Verhalten seines Vaters (Kevin Kline) eines Abends maßlos betrinkt, erwacht er am nächsten Morgen splitternackt in Emmas WG. Passiert ist jedoch nichts. Noch nicht. Denn nachdem Emma ihn schließlich über den Verlauf des vorherigen Abends aufgeklärt hat, schlafen die beiden miteinander. Es bleibt aber nicht bei diesem einen Mal und wenig später beschließen sie gar, daraus ein regelmäßiges Unterfangen zu machen. Frei von Verpflichtungen oder romantischen Gefühlen, ist Emma durch ihren Arztjob auch ohne eine feste Bindung bereits genug gestresst. Aber schon bald sieht Adam in Emma mehr als nur ein regelmäßiges Sexabenteuer.

Schon in der ersten Szene stellt «Freundschaft Plus» klar, welcher Ton in einem Großteil der folgenden 100 Minuten angeschlagen und wie offen in Sprache und Umgang das zentrale Thema gehandhabt wird. Dabei ist dies keinesfalls negativ zu verstehen. Ganz im Gegenteil. Für einen (amerikanischen) Film seiner Art fällt «Freundschaft Plus» mit seinem frechen Grundton erfreulich erfrischend und bisweilen sogar erstaunlich authentisch aus, ohne jedoch in den albernen pubertären Humor einer Teeniekomödie abzugleiten. Vielmehr bleibt der Film durchweg charmant, was er nicht zuletzt seinen sympathischen Hauptdarstellern zu verdanken hat, zwischen denen die Chemie sichtlich stimmt. Obwohl Natalie Portman («Léon - Der Profi», «Star Wars Episoden I-III») in den deutschen Kinosälen in der letzten Zeit sehr präsent war (immerhin starteten vor weniger als einem Monat sowohl «Black Swan» als auch «Brothers»), kann man sich an ihrer einnehmenden Präsenz nur schwer satt sehen, gehört sie doch zweifellos zu den talentiertesten und vielseitigsten Schauspielerinnen unserer Zeit.

Dabei gelingt es ihr, ein tiefsinniges Drama ebenso zu stemmen wie eine lockere Komödie der Marke «Freundschaft Plus». Aber auch ihr Co-Star Ashton Kutcher («Butterfly Effect», «Love Vegas») macht seine Sache mehr als gut. Ihr überaus harmonierendes Zusammenspiel bildet das wunderbar funktionierende Rückgrat des Films. Ebenso weiß die restliche Besetzung fast durchweg zu überzeugen, allen voran Kevin Kline («Ein Fisch namens Wanda», «Dave») als Adams selbstverliebter und zuweilen taktloser Vater. Was die weiteren Figuren angeht, so sind diese bedingt durch ihre kurzen Leinwandzeiten natürlich nur oberflächlich charakterisiert. Doch ihre primäre Funktion, das Publikum zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln anzuregen, erfüllen sie in den meisten Fällen mit Bravour. Einzig die Auftritte von Cary Elwes («Robin Hood - Helden in Strumpfhosen», «Saw») entpuppen sich ob ihrer Kürze und Belanglosigkeit leider als kleine Enttäuschung. Obwohl sein Name im Zusammenhang mit dem Film stets weit vorne auftaucht, sind sowohl seine Szenen als auch die von ihm gesprochenen Worte sehr rar gesät. Damit haben Ivan Reitman und sein Team bedauerlicherweise auch einiges an Potenzial verschenkt.

Den größten Makel von «Freundschaft Plus» stellt jedoch Überraschungsarmut dar. Schon allein die der Handlung zu Grunde liegende Idee einer Sexbeziehung zwischen zwei Protagonisten mit später zwangsläufig aufkeimenden ernsteren Gefühlen ist ein alter Hut, obgleich Ivan Reitmans Komödie diesbezüglich zumindest eine Geschlechtervariation anbietet. Die eigentliche Initiative geht hier von der Frau aus, während es der Mann ist, dem eine bloße Bettgeschichte bald nicht mehr genügt. Der grundsätzliche Handlungsverlauf ist jedoch zweifellos recht vorhersehbar und stolpert mit Annäherung an das erwartete Ende dann doch über einige Genreklischees, die zuvor noch so geschickt umschifft wurden. Aber genau genommen sollte man von einer Romantikkomödie wie «Freundschaft Plus» generell keine großartig innovative oder wendungsreiche Story erwarten. Vielmehr kommt es auf die unterhaltsame Gestaltung des Weges zum unausweichlichen Schluss an. Und hier macht die Komödie vieles richtig, pflastert sie jenen doch mit pointiert zündender Situationskomik und gelungenen Gags, denen es, transportiert von spielfreudigen Stars, zu verdanken ist, dass der Film trotz allem außerordentlich erfrischend und kurzweilig daherkommt.

So bleibt «Freundschaft Plus» unterm Strich auf jeden Fall ein köstlicher Gute-Laune-Film, dessen positive Aspekte die negativen überwiegen. Auch wenn die ersten zwei Drittel durch eine deutlichere Abgrenzung zu herkömmlichen Romantikkomödien noch einen Tick mehr zu fesseln wissen, kann man angesichts der lieb gewonnenen, da von ausgesprochen charmanten Darstellern verkörperten Figuren auch über das Ende kaum verärgert sein. Bei entsprechend justierter Erwartungshaltung bietet Ivan Reitmans neueste Komödie also endlich wieder amüsante und beschwingte Unterhaltung, die vielleicht nicht jedem länger im Gedächtnis bleiben wird, aber auch niemandem wehtut.

«Freundschaft Plus» ist ab dem 17. Februar in vielen deutschen Kinos zu sehen.
16.02.2011 14:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/47782
Markus Trutt

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