So sieht also «DSDS» im Jahr 2011 aus. Bravo, RTL.
Es ist eigentlich kaum zu glauben, und im Jahr 2002, als Deutschland noch im Küblböck-Fieber war, hätte wohl niemand gedacht, dass 2011 tatsächlich eine achte Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» auf Sendung gehen würde. Doch manchmal werden leider auch Alpträume war. In diesem Jahr blockiert also erneut die ausgelutschte Castingshow für 5 Monate den einst heiligen Samstagabendsendeplatz bei RTL. Ich frage mich schon lange, wer sich dafür ernsthaft noch begeistern kann. Schließlich ist alles schon mal da gewesen. Man kennt mittlerweile alle Varianten an peinlichen Kandidaten, und Dieter Bohlens Sprüche sind unlustig wie eh und je. Doch solange die Zuschauer wie Herdentiere jeder neuen Staffel hinterherlaufen, wird sich daran nichts ändern. Es kommt bei Castingshows definitiv kein Superstar heraus, dessen Halbwertszeit länger als 4 Wochen beträgt, und bis auf die Bewerber selbst hat das hoffentlich inzwischen jeder erkannt. Was macht eigentlich Mehrzad Marashi?
Die ganze Show ist mittlerweile inszeniert ohne Ende. Um Musik geht es schon längst nicht mehr. Vielmehr ist die entscheidende Frage: Wer hat die bemitleidenswerteste Hintergrundgeschichte zu bieten? Wer kann eine krebskranke Mutter vorweisen? Wer kommt aus einem zerrütteten Elternhaus? Wer hat die meisten Einträge im Führungszeugnis? RTL will Kandidaten, deren Vergangenheit und dramatische Lebenssituation sich genüsslich ausschlachten lassen. Man braucht spannende Storylines, damit die Zuschauer mit ihren Lieblingen mitfiebern können, die sie hinterher genauso schnell wieder vergessen werden. Wer war doch gleich Annemarie Eilfeld?
Der sogenannte Comedy-Faktor darf natürlich nicht vernachlässigt werden. Damit ist vor allem die spöttische Zurschaustellung der Protagonisten gemeint. Mittels bestimmter Kameraeinstellungen, redaktioneller Trickfilmanimationen und der Verdrehung von Tatschen (nicht immer gelten Dieter Bohlens Sprüche auch dem jeweils gezeigten Kandidaten) werden die Beiträge der Sänger "amüsant" aufbereitet. Gezielte Erniedrigung und menschenverachtende Häme durch die Regie stehen bei «DSDS» an der Tagesordnung. Darüber hinaus gibt es neben den Kommentaren der Jury seit einiger Zeit die "lustigen" Animationen, die die peinlichen Auftritte der Bewerber illustrieren sollen. Dabei geht es häufig gar nicht um die Gesangsleistung selbst. Bei übergewichtigen Kandidaten etwa erschüttert das Fernsehbild wie bei einem Erdbeben. Lustig. Der neueste Geniestreich ist allerdings der total witzige Freddy Fickfrosch - natürlich eine Bohlen-Eigenkreation. Es ist ja sooo ulkig, wenn der Frosch tot umfällt bei schlechten Darbietungen. Überhaupt ist ja "Fickfrosch" ein superlustiger Name, bei dem sich bestimmt ganze Familien, die am Samstag um 20:15 Uhr gemeinsam RTL schauen, vor Lachen auf die Schenkel klopfen. Hundertprozentig ist das so. Gratulation an RTL, denn mit Freddy Fickfrosch habt ihr einen wahren Meilenstein der niveauvollen Fernsehunterhaltung markiert.
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man glatt darüber lachen. Doch wer über Freddy Fickfrosch lachen kann, der hält auch FarmVille für einen sinnvollen Zeitvertreib. RTL kennt nach unten keine Grenzen mehr. Ich jedenfalls antworte auf die Frage, wie ich die achte Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» finde, gerne passend zum Niveau des Senders mit einem Zitat von Dieter Bohlen: "Alles scheiße."