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Die Kritiker: «Meine Familie bringt mich um»

Story


Helen ist Anfang 50 und hat in ihrer Familie gleich mehrere Probleme auf einmal zu lösen: Ihr Mann scheint sie zu betrügen, die Kinder sind schrecklich pubertär, mit dem Gärtnereibetrieb steht es nicht zum Besten und sie selbst ist in den Wechseljahren. Als dann auch noch ihre alte Mutter einen Schlaganfall bekommt, droht die sonst so gelassene Helen allmählich durchzudrehen. Denn plötzlich hat sich alles verändert. Helen sieht sich verantwortlich, sie muss sich, mehr als die jüngere Schwester Franziska, die Hunderte Kilometer entfernt, irgendwo in Amerika mit ihrer Freundin eine Pferdezucht betreibt, um die kranke Mutter kümmern. Und dann ist scheint ihr Mann Peter auch noch irgendwie verändert. Helen verdächtigt ihn, bald glaubt sie fest an eine Affäre.

Es dauert nicht lange, da hegt sich auch Selbstzweifel. Helens zunehmende Eifersucht, aber auch ihre Doppelbelastung durch den Schlaganfall der Mutter gefährden immer mehr die Existenz der gemeinsamen Gärtnerei. Auch gegenüber den pubertierenden Kindern ist Helen nahezu ratlos. Der 17-jährige Daniel und 14-jährige Lizzy sammeln gerade erste sexuelle Erfahrungen, was Helen jedenfalls bei ihrer Tochter höchst ungeschickt zu verhindern versucht. Helen hat also genügend Probleme auf einem Haufen. Ihre Welt gerät aus den Fugen und Helen schlittert immer tiefer in komische, gar peinliche Situationen, bis es schließlich zu einem erlösenden Ausbruch kommt.

Darsteller


Iris Berben («Rosa Roth») ist Helen
August Zirner («Klimawechsel») ist Peter
Gertrud Roll («Schicksalstage in Bangkok») ist Margret
Katja Weitzenböck («Der Alte») ist Franziska
Tobias Oertel («380.000 Volt – der große Stromausfall») ist Bill
Monika Lennartz («In aller Freundschaft») ist Elly
Paula Kroh («Der Typ, 13 Kinder & Ich») ist Lizzy
Ben Unterkofler («Freche Mädchen 2») ist Daniel

Kritik


Eine Mutter und Hausfrau, die an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen hat – das kann ja nur schief gehen und so ist die Grundlage für eine seichte Familienkomödie geschaffen. Denn die immer größer werdenden chaotischen Umstände in Helens Familie lassen sich schon mit dem Titel «Meine Familie bringt mich um» erahnen. Dass die komischen Situationen dann auch witzig sind, wird schlussfolgernd erwartet. Tatsächlich hält der ZDF-Fernsehfilm der Woche gar lustige Momente bereit, doch sind die Themen darin auch ernster Natur, so dass man gelegentlich in das Genre des Familiendramas abdriftet. Schließlich geht es um Konflikte, die sich auch um Familien-Existenzen drehen und um Eifersucht und Pubertät.

Doch der größte Gegner von Helen im Film sind ihre eigenen Hormone, da sie sich in den Wechseljahren befindet. Im Drehbuch von Doris J. Heinze kommt es somit auch zu Gespräche der von Iris Berben gespielten Hauptfigur mit ihrem eigenen Körper. Das mutet auf den ersten Blick etwas komisch an, doch tun die Kommentare, die Helen ihrem eigenen Leib gegenüber abgibt, meist nichts zur Sache. Diese Szenen sind auch das erste große Manko des Films, scheint es hier oft doch so, als sei einem nichts Besseres mehr eingefallen, um die Geschichte voran zu treiben. Auch Iris Berben kann das nicht wettmachen. Denn ihre Rolle der Hausfrau und Mutter in den Wechseljahren steht ihr nicht so gut zu Gesicht, wie vielleicht gedacht. Die komödiantischen Möglichkeiten lässt sie in vielen Szenen aus, was sehr schade ist. Denn sonst hätte aus der interessant anmutenden Geschichte doch noch eine gute Komödie werden können, die auch die ganze Familie amüsiert.

Regisseurin Christiane Balthasar hat sich aber auf die emotionaleren Momente in den verschiedenen Szenen gestürzt und stellt das Thema Wechseljahre deutlich in den Vordergrund. Eben weil diese Rolle Iris Berben keineswegs auf den Leib geschneidert ist, mit dem sie während des Films immer wieder Selbstgespräche führen muss, geht die Rechnung nicht auf. Auf die inneren Monologe, die im Theaterstück noch gut angekommen wären, hätte man bis auf eine Ausnahme, wo sie wirklich zur Situation der Ehefrau Helen, die auf die Affären-Beichte ihres Mannes wartet, passend und letztlich auch lustig sind, komplett verzichten können. Während Regisseurin Christiane Balthasar eine turbulente Lebenssituation beschreibt, vergisst sie das komödiantische Potenzial voll auszuschöpfen. Denn wenn die Geschichte erst richtig in Fahrt kommt, wird sie gleich durch eher traurig und bemitleidend anmutende Zustände innerhalb der Familie von Helen gebremst. Gänzlich an Witzigkeit hat der Fernsehfilm «Meine Familie bringt mich um» dann doch nicht verloren, denn die komischen Situationen sorgen stellenweise doch für gute Lacher, vor allem dann wenn sie häufig auftreten.

Die Komik in «Meine Familie bringt mich um» kommt also eher aus dem Hintergrund, denn die verzweifelte Geschichte der an mehreren Baustellen innerhalb der Familie arbeitenden Helen hat auch dramatische Momente. Deshalb sind auch die Dialoge so wertvoll, die insgesamt zu überzeugen wissen, hat man in der Figurenkonstellation doch jegliche Klischees bedient. Überzeugend sind die Szenen zwischen August Zirner und Iris Berben, die sich mal streiten und dabei sogar verbal um sich schlagen. Insgesamt kann «Meine Familie bringt mich um» aber nur durch die solide Geschichte und einige witzige Szenen überzeugen, denn größtenteils hat man auch bei dieser Familienkomödie zuviel Potenzial verschenkt und die Rollen der Schauspieler sind auch nicht immer maßgeschneidert.

Das ZDF zeigt «Meine Familie bringt mich um» am Montag, 31. Januar 2011 um 20.15 Uhr.
30.01.2011 12:22 Uhr Kurz-URL: qmde.de/47406
Jürgen Kirsch

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