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Die Kritiker: «Stieg Larsson: Verblendung»

Story


Mikael Blomkvist, Herausgeber der investigativen Zeitschrift «Millennium», wird von einem Gericht zu drei Monaten Haft verurteilt, da er den schwedischen Großindustriellen Wennerström in einer Titelstory zu Unrecht beschuldigt hatte, staatliche Fördergelder für Waffengeschäfte verwendet zu haben. Das Geschehen im Gerichtssaal wird von der jungen Hackerin Lisbeth Salander beobachtet, die im Auftrag einer Privatdetektei ein Dossier über Blomkvist anlegt. Der Auftraggeber ist der 82-jährige Unternehmer Henrik Vanger, der seit dem spurlosen Verschwinden seiner Nichte Harriet vor fast vier Jahrzehnten immer eine getrocknete Blume zum Geburtstag geschickt bekommt - ganz so, wie es Harriet bis zuletzt getan hatte. Vanger vermutet nicht nur, dass Harriets Mörder für den perfiden Streich verantwortlich ist, sondern glaubt auch, dass er sich in der eigenen Familie befindet.

Unter dem Vorwand, eine Familienchronik anfertigen zu lassen, beauftragt Vanger Blomkvist, das Verschwinden Harriets weiter zu verfolgen. Blomkvist nimmt den Auftrag zwar nur zögerlich an, ist aber froh, eine Weile die mediale Schusslinie in Stockholm zu verlassen. Auf dem Familienanwesen der Vangers richtet es sich Blomkvist häuslich ein und beginnt, die Ermittlungsakten und persönlichen Notizen Harriets aufzuarbeiten. Ein Foto und einige Namen in einem alten Tagebuch wecken Blomkvists Interesse. Während er mit dem Foto seine erste heiße Spur verfolgt, weiß er mit den Notizen nicht wirklich etwas anzufangen - bis Lisbeth Salander aus dem Nichts auftaucht und sich nicht nur in die Ermittlungen einmischt.

Darsteller


Michael Nyqvist («Die fünfte Frau») ist Mikael Blomkvist
Noomi Rapace («Daisy Diamond») ist Lisbeth Salander
Lena Endre («Der letzte Tag, die letzte Nacht») ist Erika Berger
Peter Haber («Kommissar Beck») ist Martin Vanger
Sven-Bertil Taube («Jerusalem») ist Henrik Vanger
Peter Andersson («Morgengrauen») ist Nils Bjurman
Ingvar Hirdwall («Beck») ist Dirch Frode
Marika Lagercrantz («Gossip») ist Cecilia Vanger
Björn Granath («As White as in Snow») ist Gustav Morell
Ewa Fröling («Die Unglaublichen») ist Harriet Vanger
Michalis Koutsogiannakis («Das neue Land») ist Dragan Armanskij
Annika Hallin («Das Mädchen») ist Annika Giannini
Sofia Ledarp («Der Kommissar und das Meer») ist Malin Erikson
Tomas Köhler («Die falsche Fährte») ist „Plague“
David Dencik («Daisy Diamond») ist Janne Dahlman
Stefan Sauk («At Point Blank») ist Hans-Erik Wennerström

Kritik


Munter weiter geht es im deutschen Fernsehen mit der Programmierung und Produktion von millionenschweren Bestselleradaptionen. Im Fokus steht nun die «Millenium»-Trilogie des schwedischen Journalisten Stieg Larsson, der posthum zum internationalen Bestsellerautor wurde. Die drei fertigen von zehn geplanten Romanen wurden weltweit mehr als 15 Millionen Mal verkauft und in einer Koproduktion des ZDF mit dem Schwedischen Fernsehen verfilmt. Zuerst als Fernsehproduktion geplant, wurde die Verfilmung in gekürzter Form zuerst in die internationalen Kinosäle gebracht und wird nun in den längeren, zweiteiligen Originalfassungen im ZDF ausgestrahlt. Den Anfang macht der Thriller «Verblendung», der in Skandinavien zu den erfolgreichsten Kinofilmen aller Zeiten zählt.

Der Erfolg ist berechtigt, ebenso wie der Stolz des ZDF, an dieser Produktion mitgewirkt zu haben - denn die Abenteuer des für Recht und Ordnung kämpfenden Journalisten Mikael Blomkvist und seiner ominösen Partnerin Lisbeth Salander wurden auf hohem Niveau auf Zelluloid gebannt. Michael Nyqvist überzeugt als investigativer Journalist Blomkvist, der für eine gute Geschichte auch an seine Grenzen geht, aber genauso ein feinfühliges Gespür für Menschen und ihre Machenschaften hat. Nachdem er durch eine Verurteilung wegen Verleumdung für Schlagzeilen sorgte, zieht er sich für einen vermeintlich einfachen und finanziell äußerst attraktiven Auftrag auf das Privatanwesen der Unternehmerfamilie Vanger zurück: Er soll für den Patriarchen Henrik Vanger unter dem Vorwand, eine Familienchronik zu schreiben, die Umstände des Verschwindens seiner Nichte Harriet vor fast 40 Jahren untersuchen.

Was nach konventionellem Krimi klingt, wandelt sich spätestens mit dem Auftreten von Lisbeth Salander zu einem mitreißendem Thriller, der sich mit internationalen Pendants durchaus messen kann. Noomi Rapace, die mit der Rolle international bekannt wurde und zahlreiche Preise abräumte, brilliert in ihrer Rolle als hochintelligente, aber schreckhafte und zutiefst verstörte Hackerin Salander, die ob ihrer gewalttätigen Vergangenheit in der Psychiatrie saß und einen zwielichtigen Vormund hat. Während Teile der Ermittlungen recht konventionell und brav nah an der Romanvorlage abgearbeitet werden, haben die Drehbuchautoren Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg die späteren Folterszenen, Vergewaltigungen und Mordfälle derart realistisch und authentisch adaptiert, dass sich der Zuschauer, noch von malerischen Landschaftsaufnahmen beruhigt, plötzlich in einem morbiden Morast aus Abhängigkeiten, Gewalt und Unterwerfung wiederfindet, die ins Mark gehen.

Man sieht der Produktion von Regisseur Niels Arden Oplev an, dass die Bestselleradaption auch für die große Leinwand gedacht war, denn die Atmosphäre und die Intensität sucht im Bereich konventioneller Fernsehfilme ihresgleichen. Mit toller Besetzung und einer exakten Darstellung der unglaublich perfiden Ästhetik menschlicher Perversion werden nicht nur Larsson-Fans ihren Gefallen an «Verblendung» finden, sondern jeder Krimi- und Thrillerliebhaber. Der einzige Wermutstropfen ist, dass das ZDF dieses tolle Werk im späten Abendprogramm versteckt, anstatt den Schritt in die Primetime zu wagen - eine derartig hochwertige Verfilmung hätte es verdient.

Das ZDF zeigt den ersten Teil von «Stieg Larsson: Verblendung» am Sonntag, den 23. Januar 2011, um 22:00 Uhr. Den zweiten Teil programmiert das ZDF am Sonntag, den 30. Januar 2011, um 22:00 Uhr. Die beiden anderen Zweiteiler werden an den darauffolgenden Sonntagen gezeigt.
21.01.2011 15:24 Uhr Kurz-URL: qmde.de/47222
Jakob Bokelmann

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Tags

stieg larsson verblendung millenium

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