Von großen Oscar-Hoffnungen, familientauglichen Animationsfilmen und pompösen Fortsetzungen: Quotenmeter präsentiert die wichtigsten Kinostarts der kommenden Monate.
Noch diese Woche kommt mit
«Black Swan» das erste große Highlight des Filmjahres in die deutschen Kinos. Der frisch mit einem Golden Globe für Natalie Portmans Schauspielleistung ausgezeichnete Psychothriller von Darren Aronofsky («Requiem for a Dream») wurde in den USA mit Kritikerlob förmlich überschüttet und soll insbesondere kinematografisch ein kleines Meisterwerk sein. Stilistisch wurde «Black Swan» zudem vielfach mit Aronofskys Erstlingswerk «Pi» verglichen, bloß dass sein neuster Film die besseren Darstellerleistungen und eine ausgereifter Bildsprache bietet. Inwieweit der Hype berechtigt ist, erfahren Sie noch diese Woche bei Quotenmeter.de.
Am 27. Januar startet endlich auch in Deutschland
«Tron: Legacy», die von Fans lang erwartete Fortsetzung des Kultfilms «Tron». Und gerüchteweise dürften sich alle alteingesessenen und durch das audiovisuelle Spektakel von «Tron: Legacy» neu dazu gewonnenen Fans der digitalen Parallelwelt bald auf die Ankündigung eines dritten Teils freuen. Zwar wird «Tron: Legacy» die studiointernen Erwartungen an den Kinokassen nicht mehr erfüllen können, es wird aber geschätzt, dass er insgesamt 350 bis 400 Millionen Dollar weltweit einspielen sollte. Das genügt dem Disney-Konzern, um das Franchise am Leben zu erhalten. «Das Vermächtnis der Tempelritter» nahm 2004 ebenfalls bloß knapp 350 Millionen ein, und erhielt dennoch in Form von «Das Vermächtnis des geheimen Buches» eine erfolgreiche Fortsetzung (deren Free-TV-Premiere übrigens in Sat.1 parallel zum Kinostart von «Tron: Legacy» stattfindet).
Fast schon ein Franchise für sich selbst ist Til Schweiger: Neben der für die Vorweihnachtszeit geplante Fortsetzung seiner «Keinohrhasen» und «Zweiohrküken» bringt der Regisseur, Produzent, Autor und Schauspieler dieses Jahr mit
«Kokowääh» (Kinostart: 3. Februar) einen weiteren Film heraus. Die Trailer versprechen die gleiche Bildsprache und -ästhetik wie seine erfolgreichen Romantikkomödien mit Nora Tschirner, drohen aber zugleich mit einem inflationären Gebrauch von Schweigers geliebten Montagen sowie einer quälend unnatürlichen Darbietung seiner Tochter Emma Tiger. Zwei Wochen später erreichen zwei viel versprechende, auf wahren Begebenheiten basierende Oscar-Anwärter unsere Lande: Danny Boyles
«127 Hours» mit James Franco in der Hauptrolle erzählt in intensiven Bildern die Geschichte eines Bergsteigers, der in einen Canyon fällt und sich dabei einen Arm einklemmt, während das Historiendrama
«The King's Speech» von der Sprachtherapie König George VI. handelt. Das ursprünglich als Vorlage für ein Theaterstück gedachte Skript wurde, sofern man dem Kritikerkonsens glauben mag, von Tom Hooper mit Colin Firth, Geoffrey Rush und Helena Bonham-Carter berührend und amüsant umgesetzt und könnte bei den Academy Awards einen Überraschungssieg hinlegen. Am 24. Februar beginnt dann die ideale Kinowoche für einen Männerausflug: Wer es wild, überdreht und augenzwinkernd-trashig mag, geht mit kühlem Bier und warmen Nachos in der Hand in
«Drive Angry 3D», einem neuen Nicolas-Cage-Actionthriller, der sich praktisch als die verrückte, übernatürliche und gewalthaltigere Antwort auf Quentin Tarantinos «Death Proof» positioniert. Wer hingegen seiner Freundin nicht dreist ins Gesicht lügen will, wenn er behauptet am Abend was für seine kulturelle Bildung zu tun, der geht in
«True Grit». Das Western-Remake mit Jeff Bridges, Matt Damon und der für ihre Leistung umfeierten Jungschauspielerin Hailee Steinfeld stammt von Joel & Ethan Coen, den Machern von «A Serious Man», «No Country for Old Man» und «Frago», und lässt sich schon allein deswegen als cineastischer Pflichtfilm abschreiben.
Im März geht bereits die Blockbuster-Saison los. Zumindest hoffen das die Hollywood-Produzenten... Der 3. März bringt dem deutschen Kinopublikum
«Rango», den ersten großen Animationsfilm des Jahres. Der Trick-Western über ein Chamäleon, das als Fremder in einer abgelegenen Stadt zum Gesetzeshüter ernannt wird und sich mit den Gefahren aussetzen muss, die mit dieser Rolle verbunden sind, stammt von «Fluch der Karibik»-Regisseur Gore Verbinski und greift im Original auf die Stimmtalente von Johnny Depp, Isla Fischer, Bill Nighy und Alfred Molina zurück. Am 10. März folgt die Michael-Bay/Steven-Spielberg-Koproduktion
«Ich bin Nummer 4». Die Regie dieses Sci-Fi-Actionfilms übernahm Spielberg-Schützling D. J. Caruso («Disturbia» und «Eagle Eye»). Die Trailer versprechen ein effektreiches Spektakel, allerdings lässt seit «Transformers» weder die Paarung aus Michael Bay und Steven Spielberg all zu gehaltvolles erhoffen, noch macht Carusos Vergangenheit mit dem haarsträubenden «Eagle Eye» Mut. Viel mehr verspricht dagegen der neue Film von Zack Snyder («300», «Watchmen»), dessen verrückte Trailer bereits einiges an Hype erzeugen konnten. Das Fantasy-Action-Abenteuer
«Sucker Punch» erzählt von einer jungen Insassin einer Irrenanstalt, die sich gemeinsam mit ihren imaginären Freunden in ein stilistisch bunt gewürfeltes Steampunk-Weltkriegs-Wunderland flüchtet. Laut Zack Snyder erwartet uns “«Alice im Wunderland» mit Maschinengewehren”. Für die Familie startet parallel dazu
«Hop - Osterhase oder Supertsar», der zweite Animationsfilm aus dem Hause, das den Überraschungshit «Ich - Einfach unverbesserlich» produzierte. Ob der rockende Osterhase ebenfalls die Kinocharts erobern wird?
Am 7. April geht die Trickfilmoffensive weiter: Aus den «Ice Age»-Studios kommt die Trickkomödie
«Rio» über das letzte männliche Exemplar einer raren Papageienart, das es aus seiner behüteten Heimat nach Rio de Janeiro verschlägt. Wissenschaftler wollen, dass Papagei Blu sich dort mit seinem letzten weiblichen Artgenossen paart. Die Pixar-Studios entwickelten mit «Newt» seit Jahren eine ähnliche Geschichte über den letzten blauen Wassermolch, doch sie stellten den Film ein, um keinen Plagiarismus vorgeworfen zu bekommen. Kurz nach «Rio» wird der Markt für Trickfilme weiter überfüllt, wenn Disney seine neuste Produktion über
«Winnie Puuh» veröffentlicht. Angeblich soll Disney dem zu zuckrig-kindischen Stil der letzten Filme über den dummen, alten Bären den Rücken gekehrt haben, und wieder zum allgemeinempfänglichen Charme der frühen Puuh-Kurzfilme zurückkehren. Wer mag, kann es am 14. April selbst im Kino austesten. Für das jugendliche Publikum wird dafür ab dem 28. April gesorgt, wenn mit
«Fast Five» ein weiterer Rennfilm der «The Fast and the Furious»-Reihe startet und
«Thor» die Leinwand erobert. Die Marvel-Comicadaption versucht ihre international eher geringe Bekanntheit mit Namen wie Natalie Portmann und Anthony Hopkins zu kompensieren. Außerdem nutzte man schon «Iron Man 2», um auf diesen Film und «Captain America» hinzuweisen, hoffend, einen Großteil der Zuschauer abzugreifen.
Sofern sich die Terminpläne nicht mehr nennenswert füllen, wird der Mai ganz im Zeichen der vierten Teile stehen: Am 5. Mai kehrt nach ganzen elf Jahren Wes Cravens «Scream»-Slasherserie zurück. Bei Erfolg soll auf Basis des vierten Teils eine neue Trilogie gesponnen werden, die das ironische Horroruniversum von «Scream» auf den neusten Stand der Genregesetze bringt. In Zeiten von «Saw» und «Hostel» bedeutet dies insbesondere qualvollere Morde. Deswegen zeigte sich der am Film beteiligte Make-Up-Künstler Gary Tunnicliffe bereits besorgt, dass
«Scream 4» es nicht ungeschnitten an der MPAA, dem US-amerikanischen Pendant zur FSK, vorbeischaffen wird. Seinen Erfahrungen nach bedeuten längere Qualen für das Opfer im Normalfall auch größere Probleme mit dem Freigabesystem, und die Mordsequenzen in dieser Fortsetzung seien die längsten der bisherigen Reihe. Bislang wurde «Scream 4» nicht der MPAA vorgelegt, so dass unklar bleibt, wie viel davon kalkulierte Bildung eines Hypes, und wie viel berechtigte Sorge war. Deutsche Fans von Wes Craven sollten trotzdem hoffen, dass die Vertreter der FSK am Prüfungstag bei guter Laune sind, denn bereits der erste Teil der Reihe wurde seinerzeit in der kompletten Schnittfassung indiziert.
Eine Sorge, die
«Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten» wohl eher nicht haben wird. Das am 19. Mai startende, vierte Kapitel der Piratensaga um Captain Jack Sparrow lässt deutsche Fans hingegen um die richtige Synchronstimme für seine Hauptfigur streiten. Wird es Depps Stammsprecher David Nathan, oder der seit drei Filmen als Jack Sparrrow etablierte Marcus Off? So oder so, international betrachtet wird es viel spannender, ob Jack Sparrow auf der gemeinsamen Suche mit Penélope Cruz nicht nur den Jungbrunnen, sondern auch Unmengen von Kinogold finden wird. Bislang spülte die «Pirates of the Caribbean»-Reihe über 2,68 Milliarden Dollar in die Kassen, und sollte die Geschichte des vierten Teils unterhaltsam genug und das Publikum willig genug, den 3D-Zuschlag zu bezahlen, sollte eine weitere Milliarde dazukommen.
Sehr spannend zu verfolgen dürfte außerdem das Einspielergebnis von
«Hangover 2» sein. Der mit dem Golden Globe ausgezeichnete Überraschungs-Komödienhit von 2009 erreichte weltweit ein Ergebnis von 468,9 Millionen US-Dollar und lief auch auf DVD und Blu-ray dank hervorragender Mundpropaganda erstaunlich gut. Allein in den USA wurden über 9 Millionen DVDs verkauft, was ihn in den Staaten zu einer der 50 meistverkauften Titeln machte. Sollte «Hangover 2» die Frische des ersten Teils einfangen und die charismatische Frechheit beibehalten oder sogar ausbauen, könnte ein noch besseres Ergebnis drin sein. Auf Mel Gibson muss «Hangover 2» allerdings verzichten, da die Pläne ihn zu besetzen als zu kontrovers fallen gelassen wurden. Obwohl sich über Mike Tyson in «Hangover» niemand beschwert hat… Auch abseits der nach Las Vegas nun Thailand unsicher machenden Saufbrüder gehört der erste Sommermonat, wieder einmal, den großen Hollywood-Fortsetzungen: Mit
«X-Men - First Class» erscheint im Juni das zweite Prequel zu den Mutanten-Superhelden aus dem Hause Marvel. Regie führt Matthew Vaughn, der letztes Jahr mit «Kick-Ass» unter Comicfans und Filmbloggern für Furore sorgte. Seine erste Großproduktion spielt in den 60er Jahren und erzählt von der Beziehung zwischen Professor X und Magneto, wie aus den engen Freunden erbitterte Feinde wurden, die rivalisierende Gruppen von Mutanten gründen. Der Handlungsverlauf soll an das Wirken der Bürgerrechtler Malcolm X und Martin Luther King angelehnt sein. Ob «X-Men - First Class» dadurch zu einem der intelligenteren Blockbuster des Jahres wird oder zu einer katastrophalen und kostspieligen Beleidigung der aero-amerikanischen Bevölkerung, wird sich am 9. Juni. zeigen.
In der Folgewoche startet
«Kung Fu Panda 2», dessen Vorläufer vor drei Jahren die Kritiker mit seinem Charme überraschte. Auch das Publikum liebte den im Original von Jack Black, auf Deutsch von Hape Kerkeling gesprochenen Pandabären Po, der trotz seiner Pummeligkeit zum sagenumwobenen Drachenkrieger ernannt wurde. Mit über 631 Millionen Dollar weltweit übertrumpfte er sogar Pixars «WALL•E», den er auch bei den Annie Awards deklassierte. In Teil 2 vereinen Po und seine Vorbilder, die Furiosen Fünf, ihre Kräfte mit einer anderen Kung-Fu-Truppe, um einen boshaften Pfau aufzuhalten, der nicht nur die Welt, sondern auch die Kunst des Kung Fu selbst bedroht. Noch weniger gekleckert und noch mehr geklotzt wird unter Garantie in der letzten Juni-Fortsetzung des Jahres:
«Transformers: Dark of the Moon» (ein deutscher Untertitel wird sicherlich noch nachgereicht, Wetten über den genauen Wortlaut werden dankend angenommen) bringt zum dritten und voraussichtlich letzten Mal die Autobots und Krawallregisseur Michael Bay zusammen. Das in 3D gefilmte Monstrum eines Popcornfilms soll den finalen Kampf zwischen den Autobots und den Decepticons zeigen und, so verspricht der Regisseur, besser als Teil 2 der Reihe werden. Trotz enormer Kinoeinnahmen schämen sich die meisten Beteiligten für diesen Blockbuster, was wirklich etwas bedeuten muss; schließlich ignorieren Regisseure wie Michael Bay üblicherweise die Kritikerreaktionen und achten nur auf die Einspielergebnisse. Vielleicht besteht sogar berechtigte Hoffnung, dass Teil 3 das Angesicht des Action-Franchises vor weiterer Schande rettet: Die Autoren Roberto Orci und Alex Kurtzman packten nach zwei «Transformers»-Filmen ihre Koffer und auch Megan Fox sagte dem Film, sehr presseträchtig, adieu. Deutsche Kinogänger erfahren noch vor den US-Amerikanern und Briten, ob Bay seine Versprechen einlösen kann: Der hiesige Kinostart ist auf den 30. Juni angesetzt.
Wie man sieht: 2011 bietet dem Kinogänger eine bunte Palette an Filmkost, allein schon in der ersten Jahreshälfte. Im Restjahr erwarten uns außerdem noch der letzte «Harry Potter», ein neuer «Mission: Impossible»-Teil und die Comicadaption «Die Abenteuer von Tim und Struppi». An Attraktivität soll es beim Kinobesuch 2011 also nicht hapern. Drücken wir die Daumen, dass es auch mit der Qualität hinhaut.