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Popcorn und Rollenwechsel: Oscar-Termine

Unser Kolumnist fragt und klagt: Wann starten endlich die großen Oscar-Hoffnungen in den deutschen Kinos?

So mancher Filmfreund kennt vielleicht dieses lästige Problem: Die Oscarverleihung nähert sich mit großen Schritten und man will dieses Ereignis feiern, indem man sich einige der großen Preisanwärter im Kino ansieht. Doch was erfahren wir an der Kinokasse unserer Wahl? Die meisten Oscar-Kandidaten starten erst lange nach der glanzvollen Nacht! Und einige von ihnen laufen dann streng limitiert, weil der Verleih einem dreifach nominierten, nicht jedoch mit dem Goldjungen ausgezeichneten Film keine Zuschauerattraktivität mehr zutraut!
Ja, diese Situation wiederholte sich Jahr um Jahr, immer wieder wurde dem geneigten Filmliebhaber die Oscar-Vorfreude durch schlechte Terminplanung seitens der deutschen Verleiher verhagelt.

Angesichts meiner Profession als Filmkolumnist wollte ich es mir diese Woche nicht entgehen lassen, mich lautstark und gewitzt dieses Missstandes anzunehmen. Schließlich hat der deutschsprachige Cineast ein Anrecht auf seine Kinosichtung zahlreicher Oscar-Hoffnungen, noch vor der Verleihung des Academy Awards!
Und so verfasste ich eine flammende Wutrede, die sicherlich zum Kinoartikel des Jahres gekürt worden wäre… Hätte ich nicht den Fehler gemacht, meine Fakten zu überprüfen! Na super, was ist schon eine Filmkolumne wert, in der sich nicht beklagt wird?

Was muss ich zu meinem kolumnistischen Unmut feststellen, als ich den Terminplaner des Kinojahres 2011 durchblicke? Genau, die verdammten Verleiher haben es endlich einmal hinbekommen! Weitestgehend, zumindest. Der späteste, ernstzunehmende Anwärter auf prestigeträchtige Oscar-Nominierungen ist das biographische Boxer-Drama «The Fighter» mit Mark Wahlberg, welches am 7. April in unseren Kinos anläuft. Zur Erinnerung: Die Filmnacht der Filmnächte findet am 27. Februar statt. Auch der beim Sundance Film Festival ausgezeichnete «Winter‘s Bone», den mancher Oscar-Blogger in Verdacht für eine Überraschungsnominierung in der Hauptkategorie hat, startet zu spät: Am 31. März.

Sonst jedoch sind die Kinopläne gelungen: Das Westernremake «True Grit» der Coen-Brüder startet am 24. Februar, was knapp vor der Preisverleihung ist, aber dank der (unter Filmliebhabern) prominenten Namen der Regisseure, dürfte der Film auch dann gut laufen, wenn er am Oscar-Abend leer ausgeht. Noch diesen Monat dagegen starten «Black Swan» (20. Januar) und «Another Year» (27. Januar), im Februar folgen neben den schon genannten Produktionen auch «127 Hours» von Danny Boyle («Slumdog Millionär») und «The King‘s Speech». Dass sowohl Boyles neustes Werk und das Historiendrama «The King‘s Speech» mit Colin Firth (der als Spitzenkandidat in der Hauptdarsteller-Kategorie gilt) gleichzeitig am 17.Februar starten sollen, ist ein wenig ärgerlich, aber ein Segen im Vergleich zu vergangenen Jahren. Ja, der Kinoplaner 2011 gibt weiterhin Raum zur Entzerrung der Award-Hoffnungen, aber er sieht schon ganz ansehnlich aus. So ist garantiert, dass (fast) alle wichtigen Oscar-Anwärter von ihren bald verkündeten Nominierungen profitieren. Denn es ist für das Publikum viel reizvoller, einen möglichen Oscar-Gewinner zu sehen, als einen erwiesenen „Verlierer”, der zu spät startete.

Am 25. Januar stehen die Nominierten für den wichtigsten Filmpreis Hollywoods fest. Mal sehen, welche panischen, spontanen Neuplanungen die Verleiher aus dem Hut ziehen werden. Vielleicht kehren dann auch «Inception» und «The Social Network» in ein Programmkino Ihres Vertrauens zurück?
10.01.2011 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/46921
Sidney Schering

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Popcorn

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