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Der große Jahresrückblick: Das war 2010 – Teil III

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In den Monaten Juli bis September waren Neuigkeiten in der TV-Welt nicht selten. Die Fußball-Weltmeisterschaft endete, Harald Schmidt gab seinen Wechsel zu Sat.1 bekannt und die Sender stellten die Weichen für die neue TV-Saison.

Anfang September musste sich RTL II zunächst seiner Doku-Soaps am Montag entledigen. Nachdem bereits nach wenigen Folgen «Das Tier in mir» rausgeflogen war und der Programmplan umgestellt wurde, mussten auch «Abenteuer Afrika» und «Tattoo Attack» dran glauben. Die Programmoffensive von RTL II ging gänzlich nicht auf. Doch nicht nur die gescheiterten Formate mussten ihren Hut nehmen, auch taten sich viele Baustellen für den Münchner Sender auf. Am Mittwoch musste auch «Generation Ahnungslos» gehen, nachdem auch diese Sendung fehlgezündet war. RTL II stand zu Beginn der neuen Fernsehsaison vor einem Scherbenhaufen.

Diesen abzuwenden versuchte Oliver Pocher, der mit der zweiten Staffel seiner «Oliver Pocher Show» neue Akzente setzen wollten. In der Tat gelang ihm das: Als Jörg Kachelmann verkleidet fuhr er zum Prozessauftakt gegen den ehemaligen ARD-Wettermoderator, der wegen des Vorwurfs von Vergewaltigung sich vor Gericht verantworten muss, nach Mannheim und lieferte eine Show ab, die sehr hohe Wellen schlug. Für die einen war es eine Parodie auf die Medienbranche, da viele der angereisten Fotografen und Kamerateams den verkleideten Pocher auf den ersten Blick tatsächlich für den echten Jörg Kachelmann hielten. Für die anderen war es einfach eine PR-Aktion für seine schwächelnde Comedy-Show auf Sat.1 - mit einem faden Beigeschmack zugleich. Und so gab es natürlich großes Aufsehen und Kritik an der Pocher-Aktion, die aber gerade deswegen schon wieder genial war. Doch seine Zuschauer konnte er damit nur minimal beeindrucken. Immerhin aber hatte die Aktion vor dem Mannheimer Landgericht für gehörig Aufregung gesorgt. Zusammen mit Johannes B. Kerner ließ er das Geschehen in seiner Sendung Revue passieren.

Doch den größten Coup im September landete der König der Late-Night selbst: Harald Schmidt ließ nur wenige Tage vor dem Start der neuen Staffel seiner gleichnamigen Late-Night-Sendung «Harald Schmidt» in der ARD verkünden, dass er ab dem Herbst 2011 für einen neuen Arbeitgeber auf Sendung geht. Zurück zu seinen Wurzeln kehrt Harald Schmidt zu Sat.1 und wird dort vorerst zweimal wöchentlich auf Sendung gehen. Das Konzept der alten «Harald Schmidt Show», die bis 2003 bei Sat.1 für beträchtliche Einschaltquoten und ein hohes Maß an Qualitätsfernsehen gesorgt hatte, soll wieder ausgekramt werden. Harald Schmidt – so gab er in einem Interview bekannt – fühlte sich von der ARD „nicht mehr geliebt“, hatte man ihm doch zuletzt sogar ernsthaft die Übernahme des «Satire Gipfel» in Aussicht gestellt. Fast einhellig freute sich die Medienbranche über diese Nachricht, die ARD jedoch trauerte Schmidt hinterher. Doch die selbst ernannte „Mediennutte“ hatte die Zeichen der Zeit erkannt und den richtigen Zeitpunkt zum Absprung zugleich gefunden. In seinen folgenden Late-Night-Sendungen waren mehrfache Seitenhiebe auf die ARD hinsichtlich seines Wechsels zu Sat.1 zu vernehmen. Auch scheint Harald Schmidt wieder Spaß an der Sendung gefunden zu haben und läuft sich womöglich warm für den Bällchensender.

Gleichzeitig kam natürlich auch die Frage auf: Wenn Harald Schmidt zu Sat.1 kommt, was passiert dann mit Oliver Pocher? Der ist nicht in Gefahr, betonte Sat.1 daraufhin. Der Comedian, der bislang erfolglos bei Sat.1 mit seiner Show ist, ließ selbst lediglich verlauten, dass er einen „Trend vorgegeben habe, dem Harald gefolgt ist.“ Doch vor allem am Freitagabend dürften sich die ehemaligen Showpartner nicht in die Quere kommen, denn zum einen hatte Harald Schmidt noch zu «Schmidt & Pocher»-Zeiten seinem Co-Moderator von diesem Sendeplatz abgeraten, zum anderen wird den Freitag meiden wollen und entsprechende Klauseln im Vertrag aufgesetzt haben. Die aktuelle «Harald Schmidt»-Staffel lief in der ARD übrigens qualitativ wie quotentechnisch deutlich besser als noch in der vorherigen Staffel.

Beim Ersten ging das Rätselraten um die neuen Sendeplätze im Zuge des neuen Polittalks von Günther Jauch weiter. Frank Plasberg sollte auf den Montagabend rücken, hieß es schon damals. Anne Will, die sonst am Sonntagabend sendete, müsse auf den Mittwoch weichen, während Reinhold Beckmann am Donnerstag zum Zuge kommen soll. Denn für Jauch ist der Sonntagabend nach dem «Tatort»-Krimi bereits reserviert. Doch die Pläne waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht gänzlich ausgereift, nahmen aber schon Formen an. Ein großer Quoten-Killer war bei Sat.1 übrigens «Wir müssen reden!», die neue Impro-Comedy mit Annette Frier und Cordula Stratmann. Der Sender versteckte sie nach anhaltend schwachen Quoten sogar in der Nacht. Seine Premiere feierte das neue «ran»-Studio bei Sat.1. Pünktlich zur neuen Champions League-Saison war es fertiggeworden.

Eine Formel gegen den Misserfolg am Nachmittag hatte ProSieben endlich gefunden: Mit der Ausweitung seiner Sitcoms fuhr der Sender aus Unterföhring sehr gut. Als Belohnung sollte die US-Sitcom «How I Met Your Mother» sogar in die Primetime dürfen, doch daraus wurde dann doch nichts. Das Vorhaben wurde auf 2011 verschoben, der Ritterschlag für Quotenerfolge erfolgte dennoch. Und auch das neue Nachmittagskonzept mit einem ausgeweiteten Sitcom-Block hatte sich bewährt. Zu guter Letzt hatte auch der «Satire Gipfel» seine Modertoren-Frage noch klären können: Nachdem man bereits mit Harald Schmidt liebäugelte, hatte Mathias Richling hingeschmissen. Mit Dieter Nuhr war aber schnell ein Ersatz parat. Mehr als fünf Millionen Zuschauer sprachen eine deutliche Sprache: Das Erste verlängerte zudem die Serie «Weissensee», die ein großer Erfolg gewesen ist.

Morgen lesen Sie bei Quotenmeter.de, was in den Monaten Oktober bis Dezember 2010 passierte.
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06.01.2011 08:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/46860
Jürgen Kirsch

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Jahresrückblick 2010

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