Quotenmeter.de-Redakteur Julian Miller sah den ersten Teil der neuen «The Tudors»-Staffel, die über Weihnachten beim Privatsender ProSieben ausgestrahlt wird.Story
Der Frauenverschleiß Heinrichs VIII. ist nicht geringer geworden: Nachdem die kurze Ehe mit Anne of Cleves aufgelöst wird, gibt sich der Monarch seiner Beziehung zu der erst 17-jährigen Katherine Howard hin. Zunächst erregt sein ungezügeltes Liebesleben nur den Unmut seiner Tochter Lady Mary. Doch das Unglück nimmt seinen Lauf, als der indessen beinahe 50-Jährige seine junge Mätresse heiratet.
Denn während der alternde Heinrich zunehmend mit den schwerwiegenden Folgen früherer Verletzungen zu kämpfen hat, wachsen die Ambitionen seiner Konkurrenten am Hofe auf den Thron. Dass ihm Katherine keinen Sohn gebiert, schwächt seine Position ebenfalls. Einen neuen Tiefpunkt erreicht Heinrich, als er herausfinden muss, dass ihn die Königin mit einem Höfling betrügt.
Darsteller
Jonathan Rhys Meyers («From Paris with Love») ist King Henry VIII
Henry Cavill («Whatever works») ist Charles Brandon
Tamzin Merchant («Stolz & Vorurteil») ist Catherine Howard
Lothaire Bluteau («24 – Day 3») ist Ambassador Charles de Marillac
Sarah Bolger («Die Geheimnisse der Spiderwicks») ist Mary Tudor
Max Brown («Spooks – Im Visier des MI5») ist Edward Seymour
Torrance Coombs («Heartland») ist Culpepper
Kritik
Die Verwirklichung eines ähnlichen Konzeptes wie das der «Tudors» wäre in Deutschland vollkommen unvorstellbar. Dafür ist die deutsche Filmindustrie zu bieder, die Dramaturgie der Serie zu komplex und der Jugendschutz zu rigoros, als dass man die meist grausame historische Wirklichkeit als solche authentisch darstellen könnte. Wenn das deutsche Fernsehen sich mit historischen Stoffen befasst, so scheint dies nahezu ausnahmslos in Form von schlechten Dokumentationen mit nachgestellten Szenen, die stets nur trivialer Natur sind, und nichtssagenden Analysen zu geschehen.
Einen ganz anderen Weg geht die Showtime-Serie aus der Feder von Michael Hirst. Denn seine Kamera sieht nie weg. Das grausamste Gemetzel und das ausschweifende Sexualleben der Protagonisten werden ohne Kompromisse gezeigt. Und das, ohne rot anzulaufen. Das sorgt für Authentizität und lässt die Geschichte lebendig werden. Natürlich ist die Serie voller Anachronismen, doch das stört angesichts der dramatischen Verdichtung des Stoffes und der aufwendigen Umsetzung allenfalls marginal. Die geschichtlichen Kernelemente stimmen, was mehr ist, als zeitgenössische Geschichtsdokus der deutschen Machart erreichen.
Zu Beginn der vierten Staffel der «Tudors» ist König Henry, VIII mittlerweile bei seiner fünften Frau angelangt, der zweiten, die er hinrichten lassen wird. Die Storylines um seine neue Gattin Catherine mögen dabei auf den ersten Blick banal wirken. Doch bei einer genaueren Betrachtung erschließt sich einem ein anderes Bild. Die betreffenden Szenen illustrieren nämlich äußerst treffend das Alltagsleben der absolutistischen Hoffamilie, wenn es sich hier auch selbstverständlich um reine Fiktion handelt. Die Serie verwebt dabei geschickt die politischen Probleme Englands im sechzehnten Jahrhundert und die Geschichten um das Hofleben und die persönlichen Abgründe von Henry, VIII und Catherine und erzählt sie stets spannend und mitreißend.
Henry, VIII schwankt unaufhaltsam zwischen liebevoller Zuneigung und ungeheuerlicher Brutalität und die Figur wird mit viel Fingerspitzengefühl nuancenreich dargestellt und von Jonathan Rhys Meyers kraftvoll und auf ausgeklügelte Weise ambivalent inszeniert. Eine ebenso herausragende Leistung erbringt Tamzin Merchant in der Rolle der Catherine Howard. Auch die letzte Staffel der «Tudors» bietet lebendige Geschichte mit spannenden Charakteren, einer ausgereiften Dramaturgie und durchwegs kompetenten Darstellern.
ProSieben zeigt die erste Folge von «The Tudors» am Mittwoch, den 22. Dezember 2010, um 22.15 Uhr.