Nach dem tragischen Unfall von Samuel K. in der letzten Ausgabe von «Wetten, dass..?» wird über die Schuldfrage nach wie vor heiß diskutiert. Ein Kommentar.
Die Berichterstattung und mediale Analyse um den tragischen Unfall in der «Wetten, dass..?»-Ausgabe vom letzten Samstagabend reißen auch fast eine Woche nach dem entsetzlichen Ereignis immer noch nicht ab. Doch trotz der würdevollen Größe, die die Verantwortlichen der Sendung und des ZDF, einschließlich Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker, in den Minuten und Stunden nach dem Unglück zeigten, können einige Journalisten nicht davon ablassen, die Schuld unweigerlich beim Sender und der Produktion zu suchen. Man würde, so die Anschuldigungen, wegen des verstärkten Quotendrucks in der letzten Zeit bewusst auf gefährliche Wetten setzen. Dies soll in kausalem Zusammenhang zu dem schrecklichen Unfall in der letzten Ausgabe stehen. Angesichts der nun bekannten Hintergründe bleibt von dieser Argumentation jedoch nicht mehr übrig als heiße Luft.
Bei dem verunglückten Wettkandidaten handelt es sich um einen Stuntman, der sich der Risiken, die er mit seiner Wette einging, bewusst war und trotz kleineren Stürzen bei keiner der Proben den Anschein erweckte, als hätte er sich mit seinem Konzept übernommen. Samuel K. ist kein durchgeknallter Adrenalinjunkie, sondern jemand, der wusste, was er tat. Trotzdem unternahm etwa Thomas Gottschalk den Versuch, die Risiken zu minimieren, und versuchte den Kandidaten beispielsweise davon abzubringen, die Autos im Verlauf der Wette immer größer werden zu lassen. Vergeblich. Samuel K. musste sogar dazu überredet werden, einen Helm zu tragen. Bei «Wetten, dass..?» sind keine seelenlosen Pfuscher am Werk, die für ein paar Prozent mehr Marktanteil das Leben oder die Gesundheit einer ihrer Kandidaten riskieren würden. Im Rahmen der derzeitigen Debatte jedoch diesen Ton anzuschlagen und dies zu unterstellen, ist abscheulich.
Doch manche Publizisten gehen hier sogar noch weiter. Da es sich bei dem Unglücksfahrzeug um einen Audi handelte, flüchten sie sich hier in wilde Spekulationen, dass die Kooperation zwischen Audi und der Firma der Gottschalk-Brüder, Dolce Media, bzw. ZDF Enterprises dazu geführt haben könnte, den Kandidaten ausgerechnet über Autos und nicht etwa über Heuwägen springen zu lassen und diesem Sachverhalt zumindest eine Teilschuld an dem schrecklichen Unfall unterstellt wird. Die bisherigen Erkenntnisse bezüglich des Unfallhergangs sowie der Vorgeschichte laufen dieser Argumentation jedoch vollständig zuwider. Und dieses schreckliche Ereignis sollte nicht dazu missbraucht werden, ohne Sinn für den gebührenden Anstand diejenigen medial niederzumetzeln, die zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schuld an ihm tragen und in seiner Bewältigung gezeigt haben, dass die Sicherheit der Kandidaten für sie über der Quotenjagd steht.
Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.