Die Kinoneustarts der Woche: Diesmal mit «Rapunzel - Neu verföhnt» und der Jugend von John Lennon. «Nowhere Boy»
Trivia, Trivia, Trivia. Wer hätte gedacht, dass ein Biopic über die Jugend John Lennons, also den einzig unerforschten Aspekt seines Lebens, so viele Details mit sich bringen würde - wenn auch eher hinter den Kulissen. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Drehbuchautor Matt Greenhalgh bereits für «Control» (2007), einen Film über Joy Division-Frontmann Ian Curtis, die Memoiren eines Familienmitglieds zu Rate zog, in diesem Fall Curtis' Gattin. Für «Nowhere Boy» war es das Buch 'Imagine This: Growing Up With My Brother John Lennon', verfasst von Lennons Halbschwester Julia Baird. Eine weitere Komponente: Anton Corbijn, Regisseur von «Control», war vor seinem Kino-Debut berühmter Fotograf und Konzeptkünstler; genauso wie auch Sam Taylor-Wood, ihres Zeichens Regisseurin von «Nowhere Boy». Die 43-Jährige hat es geschafft, Lennons Witwe Yoko Ono mit ihrer Arbeit derart zu begeisterten, dass diese die Rechte am Song 'Mother' freigab – eine Premiere für Ono. Apropos Premiere: in Großbritannien startete «Nowhere Boy» am 8. Oktober in den Filmtheatern, pünktlich zu Lennons 70. Geburts-Jubliläum. Hierzulande läuft der Streifen ab Mittwoch, den 8. Dezember – und damit an eben dem Tag, der vor 30 Jahren Lennon das Leben kostete.
Zur Story: «Nowhere Boy» dreht sich um einen jungen John Lennon im Liverpool der 50er Jahre. Der 15-Jährige wächst bei seiner Tante Mimi (Kriston Scott Thomas) auf, da ihn seine Mutter verlassen hat, als er gerade fünf war. Eben diese Dame, Julia (Anne-Marie Duff), kehrt nun zurück zu ihrem Sohn und führt ihn langsam in die Welt des Rock'n'Roll ein. Eine Welt, die John augenblicklich über seine akademische Zukunft stellt. Gemeinsam mit Paul McCartney (Thomas Sangster) gründet er 'The Quarrymen' und ebnet den Weg für die Band, die einmal Kultstatus erreichen wird: The Beatles. Die Rolle des jungen John Lennon ging an den 19-jährigen Aaron Johnson, bekannt als Hauptdarsteller des Action-Krachers «Kick-Ass». Am Set von «Nowhere Boy» fand Johnson die große Liebe, und zwar in Gestalt von Regisseurin Sam Taylor-Wood, die sich nur kurz zuvor von ihrem Ehemann getrennt hatte, mit dem sie zwei gemeinsame Kinder hat. Von der Presse als flüchtige Affäre abgetan -man bedenke den Altersunterschied von immerhin 24 Jahren-, wurde dem inzwischen verlobten Paar sogar eine Tochter geboren.
OT: «Nowhere Boy» von Sam Taylor-Wood; mit Aaron Johnson, Thomas Brodie Sangster, Kristin Scott Thomas, Anne-Marie Duff und David Morrissey.
«Rapunzel – Neu verföhnt»
Von «Rapunzel Unbraided» über «Rapunzel» bis hin zu «Tangled»: der 50. Disney-Animationsfilm musste in seiner sechsjährigen Produktionsphase so einige Hürden überwinden, die Frage nach einem geeigneten Titel ist dabei wohl noch die einfachste gewesen. Weshalb die Wahl dann letztlich auf «Tangled» fiel, erklären sich Branchenbeobachter mit dem Abschneiden des letzten Animated Features «Küss den Frosch!» (im Original «The Princess and the Frog»), das bei der männlichen Bevölkerung eher ins Hintertreffen geriet. Mit dem neutralen «Tangled», hierzulande vermarktet als «Rapunzel – Neu verföhnt», wollten sich die Produzenten wohl einen Vorteil verschaffen. Auch der Trailer des Filmes mutet sehr abenteuerlich an, die Romantik bleibt auf der Strecke. Kritiker urteilen jedoch, dass es sich bei «Tangled» dennoch um eine typische Disney-Liebesgeschichte handelt. Damit dürfte Supervisor Glen Keane -ursprünglich der Regisseur- sein Ziel, das Feeling alter Streifen wie «Schneewitchen» mit der neumodischen Technik zu vereinen, erreicht haben. Das Budget von etwa 260 Millionen Dollar konnte man bislang allerdings noch nicht wieder in die Kassen spülen – nach einem fantastischen Eröffnungswochenende liegt man derzeit bei rund 90 Millionen.
Der Look des Filmes basiert auf dem Gemälde 'Die Schaukel' des französischen Künstlers Jean-Honoré Fragonard, das im 18. Jahrhundert entstand. Keane hatte einen Animationsfilm vor Augen, der zwar in 3D produziert wird und den technischen Prunkstücken der Konkurrenz in nichts nachsteht, gleichzeitig aber wie eine klassich gezeichnete Disney-Produkt on aus den guten alten Tagen daherkommt. Bevor es also an die Zeichentische und Computer ging, wurde zuerst ein Seminar abgehalten, in dem Keane gemeinsam mit 50 Animateuren über die Vor- und Nachteile der zwei Animations-Arten diskutierte. Das Ergebnis ist ein schwungvoller Mix beider Parteien. Die Regie übernahmen dabei Nathan Greno und Byron Howard («Bolt – Ein Hund für alle Fälle», 2008). «Rapunzel – Neu verföhnt» rückt eine Figur namens Flynn Rider ins Scheinwerferlicht, einen jungen, mutigen Dieb auf der Flucht, der kurzerhand einen vereinsamten Turm inmitten der Wälder zu seinem Versteck macht. Der ist aber das Heim von Rapunzel, einer 18-jährigen Prinzessin, die völlig isoliert von der Außenwelt vor sich hin trauert. Nach und nach macht Flynn sie mit der wahren Welt vertraut. Deutsche Sprecherin von Rapunzel ist Alexandra Neldel.
OT: «Rapunzel» von Byron Howard und Nathan Greno; mit Mandy Moore, Zachary Levi, Donna Murphy, Brad Garrett und Ron Perlman.
«Monsters»
Dass sich im Trubel Hollywoods und ganz allgemein der auf Komerz ausgerichteten Filmbranche noch ein Underdog-Projekt verwirklichen lässt, zeigt Gareth Edwards: mit einem Budget von nicht einmal 500.000 Dollar, einem lausigen Kamera-Equipment, dafür aber engagierten Darstellern und Produzenten entstand «Monsters», ein britscher Science Fiction-Film. Drehverhältnisse waren folgende: Gareth und seine Crew fuhren gemeinsam mit den beiden Hauptdarstellern in einem Van zu den jeweiligen Locations, überredeten die Besitzer zur Nutzung und einige Leute in der näheren Umgebung zu Gastauftritten als Statisten. Dann wurde kräftig improvisert, während die Kamera lief – am Ende wurde der Inhalt der Speicherkarte auf den PC übertragen und selbige für den nächsten Werktag geleert. Die wirkliche Arbeit steckte aber in der Post-Produktion, die ebenfalls Gareth übernahm. Innerhalb von acht Monaten wurde das vielfältige Filmmaterial mithilfe handelsüblicher Adobe-Software dem Schnitt unterzogen und entsprechend editiert. Weitere fünf Monate zogen ins Land, um die Special Effects zu kreieren. Gareth dürfte eine tiefe Beziehung zu seinem Schlafzimmer entwickelt haben, in dem er den Film so völlig allein zu seinem Ende brachte.
«Monsters», das von Kritikern begeistert aufgenommen wurde, setzt nach einer Alien-Invasion ein. Bereits sechs Jahre tobt der Krieg zwischen den feindlichen Wesen und der Menschheit – für die Zivilbevölkerung also längst kein Thema von Interesse mehr. Zumindest solange nicht, bis man sich seinen Weg durch die sogenannte infizierte Zone bahnen muss, in der die Geschöpfe ihr Dasein fristen. Dieses Schicksal blüht dem Journalisten Andrew Kaulder, der Sam, die Tochter seines Vorgesetzten, über die mexikanische Grenze schaffen soll. Der waghalsige Trip wird mit jedem Schritt gefährlicher und führt die beiden direkt in die Höhle des Löwen. Hauptdarsteller des Filmes sind Scott McNairy («Bobby») und Whitney Able, deren bekannteste Rolle wohl die der Chloe in «All the Boys Love Mandy Lane» ist. Gareth engagierte die beiden, weil es ihm wichtig war, dass die Protagonisten von einem wirklichen Liebespaar verkörpert würden. Der Beziehung hat es nicht geschadet: McNairy und Able haben inzwischen geheiratet.
OT: «Monsters» von Gareth Edwards; mit Whitney Able, Scoot McNairy und Kevon Kane.