Ton aus? Ton an? Wer am Montagabend die Primetime-Ausgabe ansah, blieb von Überraschungen nicht verschont.
„Diese Sendung ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet“ – brav sendete RTL II am Montagabend um 22.15 Uhr diesen Hinweis. Das, was man gefühlt schon seit Beginn der freizügigen Scripted Reality hätte senden müssen, passiert nun also in der Primetime. Wer nun hoffte, in den Spezial-Ausgaben mehr Brüste und noch mehr Sex zu sehen, der wurde aber enttäuscht. Ohnehin erlebten die freudigen Zuschauer eine dicke Überraschung: Gezeigt wurde eine neue Geschichte mit drei bereits bekannten Jungs, die ihre Sache schauspielerisch richtig gut machten.
Das konnte man vielleicht nicht erwarten: Julian und Tom wurden wohl auch deshalb nochmals verpflichtet, weil sie ihre Sache schon während der Vorabendausstrahlung sehr gut machten. Die Geschichte erinnerte zwar in Teilen ein wenig an MTV’s «Jersey Shore», bot aber gute Unterhaltung. Genau das konnte man zuletzt von den 19.00 Uhr-Episoden nicht mehr sagen. Zu viele Wiederholungen, zu viel Blödsinn – und deshalb durchaus auch die Frage, warum die Quoten dennoch konstant bleiben.
Überraschung Nummer zwei am Abend betraf dann die zweite Geschichte: Die kam eingefleischten ‚Love, Sun & Fun‘-Zuschauern bekannt vor: Fotograf Scott spricht Mädels am Strand von Ibiza an und lockt sie zu Fotoshootings. Erzählt wurde sie in der dritten oder vierten Woche von «X-Diaries» - also Ende Juli, Anfang August. RTL II hat die Story neu zusammengeschnitten, etwas gestrafft und sozusagen nun im der „Dritter Gang“-Version gezeigt. Die Geschichte ging schließlich auf Scotts Boot weiter, wo „Oben ohne“-Fotos von den Mädels gemacht werden sollte. So mancher RTL II-Zuschauer dürfte enttäuscht gewesen sein, dass die nackten Brüste in der Sendung (übrigens wie auch damals um 19.00 Uhr) verpixelt wurden.
«X-Diaries spezial» ist demnach eine Sendung, die eigentlich niemand braucht. Eine Wiederholung, zwei Rückkehrer. Aber auch sehr schöne Bilder: Macht man für ein paar Minuten den Ton des Fernsehers aus, dann wird «X-Diaries» richtig gut. Die eingefangenen Bilder – sowohl vom Goldstrand als auch aus Ibiza – lassen Fernweh im eisigen Deutschland aufkommen. Macht man dann bei den nächtlichen Aufnahmen den Ton wieder an, dann kommt man sogar noch in den Genuss aktuellster Club-Musik. Das braucht man am Montagabend vielleicht nicht unbedingt, es schadet aber auch nicht.
Für RTL II hat die Primetime-Sendung aber durchaus einen wichtigen Sinn: Weil nun jede Episode vorab von Jugendschützern überprüft wird, kann es sein, dass produziertes Material nicht für den Vorabend freigegeben wird. Solche Geschichten werden nun einfach in der Primetime verwertet – eben in etwas kompakterer Form. Und stehen nicht genügend solche Storys zur Verfügung, dann holt man sich beliebte Darsteller zurück oder wiederholt einfach eine Urlaubsgeschichte.