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Die Kritiker: «Glückstreffer – Anne und der Boxer»

Story


Die alleinerziehende Anne Berger erbt von ihrer Tante einen alten, baufälligen Bauernhof. Um sich und ihren drei Kindern eine sichere Zukunft zu ermöglichen, beschließt sie, das alte Gemäuer zu einer stilvollen Pension umzubauen. Sie arbeitet hart, um ihren Lebenstraum zu erfüllen. Als der erwartete Zuschuss des Tourismusverbands ausbleibt und auf sich Warten lässt, kommt die junge Mutter in arge finanzielle Nöte. Verzweifelt versucht Anne, an Kredite und Zuschüsse zu kommen, aber ihre Bemühungen bleiben erfolglos. Einzig Norbert Sennefeld ist bereit, ihr Geld zu leihen. Doch Anne weiß nicht, auf wen sie sich da eingelassen hat. Bald darauf will der Kredithai sein Geld so schnell es geht zurück und das ziemlich plötzlich. Anne kann nicht zahlen – denn um den Zuschuss zu bekommen, muss ihre Pension fertig renoviert werden. Die polnischen Bauarbeiter wollen ebenfalls ihren Lohn haben. Vom jungen Bürgermeister bekommt sie immerhin Zugeständnisse und ist guter Dinge.

Doch solange will der Kredithai nicht warten und hetzt Anne den abgewrackten Ex-Boxer Karl auf den Hals. Der steht schon bald darauf vor der Tür steht und soll Annes Schulden eintreiben soll. Die Situation eskaliert. Doch der ehemalige Profiboxer ist lange nicht mehr so schlagkräftig wie zu seinen Glanzzeiten. Vielmehr ist sein Stern am Horizont schon lange gesunken und kann allenfalls noch Anne Hilfsarbeiter einschüchtern, die dann abreisen. Dennoch will er seinen Boss nicht enttäuschen, denn auch er steht in seiner Schuld. Karl parkt seinen Wohnwagen also vor dem Bauernhof von Anne und will ihr solange auf den Pelz rücken, bis sie endlich zahlt. Doch die immer wieder aufkeimenden Konflikte und aufreibenden Dispute zwischen den beiden nehmen schon bald eine ungeahnte Wendung, schließlich verfolgen sie irgendwie ein gleiches Ziel. Und Annes Sohn findet den ehemaligen Boxer sowieso dufte. Nach anfänglichen Streitereien und Machtkämpfen ist ihnen bald bewusst, dass sie nur mit vereinter Kraft die Pension fertig stellen und dadurch Annes Schulden zurückzahlen können – wären da nicht noch weitere unerwünschte Störfeuer.


Darsteller


Alexandra Neldel («Die Wanderhure») ist Anne Berger
Hendrik Duryn («Der Lehrer», «Westflug») ist Boxer Karl
Nicola Ransom («Liebe, Babys und Familienglück») ist Yvonne
Götz Schubert («Ihr mich auch») ist Norbert Sennefeld
Kai Ivo Baulitz («Power!», «Zivilcourage») ist Stefan Jungbluth
Friedrich Heine «Krauses Kur» ist Kasimir

Kritik


Das Genre der Romantic Comedy – zu deutsch: Liebeskomödien – ist momentan sehr angesagt. Auf der Kinoleinwand wie auch im Fernsehen, dort sogar schon eine ganze Weile. Dass man auf dieses Zugpferd mit «Glückstreffer» aufspringt, zeugt von dem Fingerspitzengefühl, das Sat.1 momentan bei seiner Programmierung hat. Steckte der Sender vor mehr als einem Jahr noch tief in der Krise, so hat man sich in Unterföhring wieder zu alter Stärke gemausert. Eben auch mit frischen Filmen und Serien. Gerade auch die romantischen Komödie waren in der Vergangenheit stets einen Erfolg wert. «Glückstreffer» gehört dazu und könnte sich durchaus in die Reihe eingliedern. Auch Alexandra Neldel gehört mittlerweile dazu. Vom Telenovela-Star aus «Verliebt in Berlin» hat sie sich unter anderem auch über ihre jüngsten, gigantischen Quoten-Erfolg «Die Wanderhure» durchgesetzt. Abgesehen vom «Unschuld»- und «Killerjagd»-Flop bei ProSieben lief es in der Vergangenheit sehr gut für sie. Die Glückssträhne scheint nicht abzureißen, denn auch mit diesem Film schafft sie ihren persönlichen Glückstreffer und überzeugt auf ganzer Linie. Ein verschmitztes Lächeln geht ihr locker von den Lippen, denn die romantische Komödie ist kein Problem mehr für sie. Zur Seite steht ihr «Der Lehrer»-Darsteller Hendrik Duryn, der für die Liebeskomödie den kongenialen Partner mimt. Das sich stets bestens ergänzende Duo sorgt beim Sat.1-Film «Glückstreffer» für eine humorige Geschichte, die mit viel Gefühl erzählt wird.

Die Geschichte im Drehbuch von Wiebke Jaspersen und Jürgen Weber ist dabei sogar recht einfach gestrickt. Sie (Anne) hat sich bis über den Kopf überschuldet, er (Karl) ist nach Box-Glanzzeiten von seinem Pfad abgekommen, liegt in der Gosse und ergreift den letzten Strohalm, den ihm sein Freund (der Kredithai) reicht. In einer Konfliktsituation treffen beide Charaktere aufeinander, streiten sich, kriegen sich minütlich in die Wolle und sich vorerst ganz weit voneinander entfernt. Doch die Annäherung lässt nicht lange auf sich warten. Bindeglied ist in diesem Fall Annes Sohn, der für den Boxer schwärmt und den bösen Geldeintreiber für seine Mutter somit plötzlich irgendwie auch liebenswert macht. Bald erkennen sie, dass sie nur gemeinsam ihre Ziele erreichen können. Aus der Annäherung der beiden Hauptcharaktere wird schließlich Romantik. Und schon steuern sie auch schon auf das Happy End zu. So einfach funktioniert Romantic Comedy und hat dabei ein bewährtes Rezept: Denn am Anfang lässt sich über die eine oder andere Konfliktsituation noch sehr schmunzeln, später werden Emotionen ganz groß geschrieben. Man fährt auf zwei Schienen, die den Film so für die ganze Familie interessant machen. Trotzdem ist all dies nichts Spektakuläres. So bleibt von der Einfachheit der Story am Ende nur sehr wenig übrig.

Doch Regisseur Joseph Orr hat es sich letztlich doch nicht so leicht gemacht und schiebt das Happy End lieber noch eine Weile hinaus. Genau diese Phase ist auch die große Stärke von «Glückstreffer». Denn vor das absehbare Happy End hat Orr noch einen Boxkampf ganz im Stil von „Rocky“ gesetzt. Der Ausgang ist zwar auch hier schon klar, aber immerhin sind die Bilder stimmig und actiongeladen, so dass der Film am Ende dann doch nochmal eine Schippe drauf legt, während er zuvor in der simplen Konstruktion der romantischen Erzählungen eher stagnierte. Der Fight des ehemaligen Boxers Karl, den Hendrik Duryn hier wunderbar verkörpert, erinnert dabei an jene Momente, wo auch die echten Box-Profis wie Henry Maske es auf die alten Jahre noch einmal wissen wollten. Herrlich setzt Joseph Orr den Boxkampf in Szene und sorgt damit für das Highlight des Films, auch wenn solch eine Inszenierung hinführend zum Happy End nicht unüblich ist. Das Aufopfern für die Liebe ist immerhin ein nicht zu unterschätzender Moment des Genres. So hört man Alexandra Neldel in ihrer Rolle als Anne immer wieder „Ich liebe dich“ rufen, während der umgarnte, schon fast am Boden liegende Boxer nochmal alles gibt – und gewinnt.

Ein fulminantes Finale mit dem «Glückstreffer» in doppelter Hinsicht, um auch den Titel des Films mit einzubeziehen, tröstet zumindest etwas über eine weitläufig eher einfache Geschichte und träge Erzählweise hinweg. Dem mittleren Teil des Film hätte man etwas mehr Leben einhauen können. Der Einstieg mit den Streitigkeiten der zunächst gegensätzlichen Charaktere ist hingegen erfrischend. Dass der Film noch eine bunte Angelegenheit wird, ist dem Schauspiel-Duo Neldel und Duryn zu verdanken, die ihre Figuren viel Farbe geben. Letztlich also doch noch eine runde Sache.

Der große Sat.1-Film «Glückstreffer – Anne und der Boxer» ist am Dienstag, 2.November um 20.15 Uhr zu sehen.
01.11.2010 08:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/45535
Jürgen Kirsch

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Glückstreffer Anne und der Boxer

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