Kultmoderator Jochen Bendel spricht mit uns über das Dschungelcamp, seine «Nachtfalke»-Zeit bei Tele5 und Zukunftpläne.
Jochen Bendel, würdest du denn eigentlich ins Dschungel-Camp gehen?
Nein, ich würde nicht in den Dschungel gehen…
Das beruhigt uns.
…weil ich nicht in diesen Hängematten schlafen kann! Es tut mir leid.
(lacht)
Ist das der einzige Grund?
Ich glaube, da haben wir auch immer so eine Diskussion „Wo ist das Niveau im deutschen Fernsehen?“ und es ist immer so die Frage „Ja, würdest du in den Dschungel gehen?“. Diese Diskussion findet ja auch meistens nur in den Fachmedien statt, beim Zuschauer gar nicht.
Da wird auch über A-, B- und C-Promis gesprochen, was ich auch für Nonsens halte, denn entweder ist man prominent oder man ist nicht prominent.
Daniela Katzenberger ist für mich im Grunde schon so prominent, da muss die jetzt nicht ein Hollywood-Star sein. Solche Diskussionen gibt es in England oder Amerika beispielsweise überhaupt nicht. Da haben wir in Deutschland auch immer dieses Gefühl, alle möglichen Formate kategorisieren zu müssen: Das ist Trash, das ist niveaulos, das ist A, das ist B, das ist C. Ich finde, am Wichtigsten ist doch, dass eine Sendung ihrem Zweck gerecht wird. Also unterhaltsam zu sein, oder zu provozieren. Oder aufzurütteln oder zu informieren. Die Öffentlich-Rechtlichen, zum Beispiel arte, die dürfen dann in Schönheit sterben und können ihre Dokumentationen und Thomas-Mann-Verfilmungen bringen und MTV zweispältige Reality-Soaps mit Barbie-Blondinen, die irgendwelche Typen suchen.
Und RTL II war eben auch schon immer etwas experimentierfreudiger und extremer. Wenn ein Sender es auch tatsächlich mal durchzieht, fünf neue Formate an den Start zu bringen und mal zu gucken, wie die sich entwickeln und wenn eines dabei hängen bleibt, was gut ist, dann haben die da was gewonnen. Also ich finden den Willen ganz gut und die Absicht dahinter auch. Die Frage ist halt heutzutage immer: Wird es angenommen oder nicht? Das kann man ja wirklich fast überhaupt nicht mehr sagen.
Wie geht es denn jetzt eigentlich weiter bei RTL II? Merkst du da eigentlich noch was, dass man da eine ernsthafte Veränderung Richtung wirklicher Qualität machen will oder ist man die letzten Jahre schon zu sehr im Schmuddel-Image versunken, dass man da überhaupt nichts mehr ändern kann?
(lacht) Ich weiß eben, dass die Leute, die bei RTL II gearbeitet haben oder arbeiten, da mit Herzblut drinhängen. Die investieren wahnsinnig viel Arbeitskraft, Spaß, Freizeit und natürlich auch Know-How in ihren Job, um den Sender auf Kurs zu halten und erfolgreich zu führen. Es tut jedem weh, wenn man an einem gemeinsamen Projekt arbeitet und es nicht funktioniert. Das ist auch einfach nicht immer die Belohnung, die man sich vielleicht für seine Arbeit gewünscht hat, aber jeder, der in unserem Job arbeitet weiß auch, dass das – verdammt nochmal – so ist! Das Tolle ist auch, dass gerade auch bei RTL II die Leute immer wieder aufstehen und weitermachen.
Jetzt haben wir RTL2 ausreichend besprochen und kommen nochmal kurz zu Tele 5 – sowohl zum Neuen, als auch zum Alten…
Das ist doch ein Phänomen, Tele 5, oder?!
Du hast ja da früher, vor «Ruck Zuck» auch noch was ganz anderes gemacht, was nicht aus dem Game-Bereich kam, sondern mehr aus dem Musik- und Comedy-Bereich und später gab es mal zu «Big Brother» die «Nachtfalke»-Sendung, die du fast täglich gemacht hast. Würdest du dahin auch mal wieder gerne zurückgehen, in diese Comedy-Ecke oder den Musik-Unterhaltungsbereich? Auch nochmal in Anlenhung an die «Neue Hitparade» die wir gerade schon hatten?
(lacht) Du meinst, dass ich so eine Hitparade dann mehr Comedy-mäßig moderiere?!
Ja, wie bei damals bei der «MusikBox» zum Beispiel…
…und mir Jürgen Drews dann natürlich das Fell über die Ohren zieht in der Sendung.
Ja, natürlich.
Das ist schon ein toller Gedanke. Als ich bei Tele 5 angefangen habe, da war ich ein Grünschnabel, der bei Bayern 3 nachmittags Radio gemacht und Werbespots gesprochen hat, seit er acht ist. Ich habe auch schon immer gedacht, ich könnte irgendwie alles. Und bei Tele 5 haben sie sich immer totgelacht und gesagt „Komm, den Irren lassen wir jetzt mal vor die Kamera und gucken, wie der sich entwickelt!“ Die haben mir da wirklich Möglichkeiten gegeben, das Fernsehen zu entdecken.Da war Privatfernsehen aber auch noch wie Ufos aus dem All: Da gab´s drei kleine Privatsender und es war alles relativ neu.
Man konnte sich aber trotzdem ´ne Nische schaffen, bzw. auch ganz viel ausprobieren und lernen. Zehn Jahre später beim neuen Tele 5 genau das Gleiche! Mein damaliger Geschäftsführer beim neuen Tele 5 war mein alter Programm-Chef vom alten Tele 5. Und als ich gefragt wurde, ob ich dort so eine Late-Night-Comedy-Kommentar-«Big Brother»-Sendung machen möchte, habe ich gesagt „Ja klar, aber ich will dann schon meine Meinung zu «Big Brother äußern dürfen.“ Ich wollte mal die Fragen stellen, die sich jeder normal-denkende Mensch stellt, wenn er «Big Brother» schaut. Das war schon gewagt. Ich durfte das ausprobieren und es hat auch eine Eigendynamik entwickelt. Das zeigt im Grunde auch, wie weitsichtig die damals schon waren.
Und als dann Tele 5 in den Spielfilmsender umgewandelt wurde, habe ich mich auch erst gefragt, wieso die das machen. Aber: Heute denken die Leute bei „Spielfilmsender“ wirklich an Tele 5 und ich finde, die machen da einen super Job. Dass ich damals auch von dieser lässigen „Jetzt-mach-halt-einfach-mal“-Art profitieren konnte, war für mich auch ein Glücksgriff. Und daraus folgernd konnte ich ja dann quasi als Co-Moderator in der «Big Brother»-Hauptsendung mein Unwesen treiben bei RTL II.
So schnell geht das dann…! Aber jetzt nochmal zurück zu der Anfangsfrage: Würdest du so was nochmal gerne machen?
Ich stehe immer sofort Gewehr bei Fuß, wenn ich mich irgendwie austoben kann.
Dabei belassen wir es mal. Ist ja ´ne super Aussage! Übrigens: Wo wir gerade auch Late-Night angesprochen haben…also ich finde es super, dass du mir schon immer so die Themen vorher anschneidest, dass ich nur noch drauf eingehen brauche…!
Ich denke schon immer mit dir mit, Gregor…!
Ja, finde ich super. Bei Tele 5 gab es zuletzt «Gottschalk Late Night»-Ausschnitte aus seiner alten Late-Night-Show. Und auch da hat man dich kommentierend gesehen. Wie kam es denn dazu? Hast du eine besondere Beziehung zu Gottschalk schon immer gehabt?
(prustet überlegend aus) Die haben halt ´nen richtig kompetenten Kommentator gebraucht. Da kommen die an mir ja nicht vorbei!
(lacht)
Das ist natürlich logisch…!
Ne, Spaß bei Seite. Ich wurde da angefragt. Ich weiß nicht, warum die sich mich ausgesucht haben. Aber ich fand es wahnsinnig interessant, weil es ja wirklich Fernsehgeschichte war. Also da waren ja auch ein paar Sachen dabei, wo ich mir wirklich gedacht habe „Wahnsinn! Kann ich mich selber sogar noch dran erinnern.“ Gottschalk wird ja auch immer so in diese Mediendiskussion geworfen, ob er noch zeitgemäß ist oder nicht. Also ich finde, es ist wirklich jemand, der so zeitlos und trotzdem zeitgemäß ist…das ist echt schon verwunderlich. Er schafft es, emotional Leute anzuklicken und das finde ich super.
Natürlich. Und man muss ja auch sagen, so was gibt es heute kaum noch.
Klar. Also da habe ich schon viel Respekt.
Wie siehst du denn jetzt so deinen weiteren Verlauf in der Fernsehlandschaft?
Man könnte nochmal imagemäßig fragen: Wofür gibt sich der Bendel denn jetzt demnächst wieder her?
Also meinst du denn, ich sollte bei der Berufswahl jetzt wieder ein bisschen mehr aufpassen?!
Ich würde mir das wünschen.
(lacht) Was sollte ich denn dann eurer Meinung nach machen?
Naja, irgendwas natürlich im Gameshow- oder Comedybereich.
Also ich glaube auch, dass das ganz wichtig ist, dass man manchmal Geduld haben muss, um aufs richtige Format zu warten. Es geht wirklich darum, dass man die Sachen, die man annimmt, nicht aus Gefälligkeit macht oder weil man denkt „Ich muss jetzt mal wieder meine Nase ins Fernsehen halten.“ Natürlich leben wir auch von Präsenz, das ist klar. Aber es muss Spaß machen, man muss da Bock drauf haben.
Aber jetzt ist gerade nichts Neues auf der Pipeline?
Doch, doch. Ich bereite ja gerade ein neues Projekt mit dem „BurdaFood.net“ zusammen vor. Du weißt ja, dass meine zweite große Leidenschaft - außer viel rumreden - das Kochen ist. Ich bin ja quasi der einzige, deutsche Laien-Promi-Koch, der jede Promi-Kochsendung gewonnen hat. Ich habe bei allen Sendungen schon mitgemacht und habe da abgesahnt ohne Ende. Und ich kann gut kochen, komme ja aus einer Gastro-Familie.
So, jetzt zum Schluss gibt´s nochmal eine kleine Aktivrunde in diesen Sonntagsfragen heute, so wie sie es vorher noch nicht gegeben hat. Das mache ich ein bisschen anders. Wir machen jetzt mal ein kleines «Ruck Zuck»-Spiel mit dir. Ich habe hier drei Begriffe und du sagst mir in 10 Sekunden, was dir dazu einfällt. Wir machen das am besten so, wie im «Ruck Zuck»-Finale früher.Es dient praktisch als Zusammenfassung des Interviews – die Wörter, die ich dir jetzt gebe, kamen nämlich schon im Interview vor. Du weißt ja: Keine Erklärungen in der Fremdsprache, keine Geräusche, keine Dialektik und vor allem keine Gesten, die unsere Leser eh nicht sehen könnten!
Und der erste Begriff für dich heißt…RTL II…10 Sekunden Zeit…RUCK ZUCK!
Jung, wild, experimentierfreudig, leidenschaftlich…Punkt.
Der zweite Begriff für dich: JOCHEN BENDEL…10 Sekunden Zeit…RUCK ZUCK!
Jung, experimentierfreudig…
(lacht) Jaaaa, Jochen Bendel…?!
Ja. (auch lachend)
Ja, das ist jetzt schwer. Also ich gehe mit Menschen um…
(lacht wieder)
Du hast das aber früher auch schon für Werner gemacht, als du «Ruck Zuck» übernommen hast…
Ja, Jochen Bendel: Unkompliziert, neugierig und ähm…
…und irgendwas mit „wahnsinnig schlagfertig“ und „gewitzt“ kam dann da noch…
…schlagfertig, gewitzt…und kann über sich selbst lachen.
Ja, das ist das Schönste. Und nun der dritte und letzte Begriff für dich heute, dann hast du € 100.000 gewonnen,…
Toll!
Aber nur auf dem Papier! … heißt GAMESHOWS…10 Sekunden Zeit…RUCK ZUCK!
Als das Fernsehen laufen lernte, Kult, «Ruck Zuck», „Walter, bring mir einen neuen Kandidaten!“, „Nicht überbieten!“…
Schluss. Zeit ist rum! Das erste Mal, dass du die ganze Zeit ausgefüllt hast und das gerade bei dem Begriff – das sollte uns zu denken geben für die Zukunft…!
Danke für das Interview!