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Im Zentrum von Kopenhagen an einem nationalen Kriegerdenkmal wird die Leiche der Rechtsanwältin Anne Dragshol aufgefunden. In einem Video, das kurz vor ihrem Tod aufgenommen wurde, verliest sie eine Botschaft an das dänische Volk, in der Rache an getöteten Muslimen in Afghanistan, Palästina und dem Irak geschworen wird. Das Video wurde an den neu ernannten Justizminister Thomas Buch geschickt.
Sarah Lunds alter Chef Lennart Brix verfolgt zusammen mit Lunds Nachfolger Ulrik Strange erste Hinweise. Besonders erfolgversprechend scheint ihnen das Verhör mit Abdel Hussein Kodmani, verantwortlich für ein Internet-Portal bekennender Islamisten, über dessen Seiten auch das Video von Anne Dragsholm verbreitet wird. Brix weiß, dass er in diesem brisanten Fall für sein Einsatzteam die suspendierte Kommissarin Sarah Lund dringend braucht. Er schickt Strange vor, um Lund aus der Provinz, in die sie nach dem letzten Fall strafversetzt wurde, zurückzuholen. Sarah Lund zweifelt an der Theorie eines islamistisch-fundamentalistischen Rächers. Am Tatort findet sie eine abgebrochene Militärmarke. Als Strange und sie herausfinden, wem sie gehört, finden sie eine zweite Leiche: Myg Poulsen, Leiter einer militärischen Veteranenvereinigung, zu der auch Anne Dragsholm Kontakt hatte.
Zur selben Zeit macht sich der ehemalige Berufssoldat Jens Peter Raben Hoffnungen, endlich aus der psychiatrischen Anstalt entlassen zu werden. Raben, der einst so vorbildliche Soldat mit glänzenden Karriereaussichten, wird die willkürliche Gefährdung von Soldatenleben und die Tötung von Zivilisten in Afghanistan vorgeworfen. Weil niemand seine Version der Geschehnisse glaubt, ist er nun Häftling in einer psychiatrischen Strafvollzugsanstalt. Sein Gesuch auf vorzeitige Entlassung wird von oberster Stelle abgelehnt, obwohl medizinische Gutachten dafür sprechen.
Darsteller
Sofie Gråbøl («Nachtwache») ist Sarah Lund
Mikael Birkkjær («Sommer») ist Ulrik Strange
Nicolas Bro («Todeshochzeit - Niemand sollte alleine sterben») ist Thomas Buch
Ken Vedsegaard («Unit One - Die Spezialisten») ist Jens Peter Raben
Charlotte Guldberg («Der Adler - Die Spur des Verbrechens») ist Karina Munk Jørgensen
Preben Kristensen («Bryggeren») ist Carsten Plough
Stine Prætorius («Protectors - Auf Leben und Tod») ist Louise Raben
Flemming Enevold («Headhunter») ist Oberst Jarnvig
Morten Suurballe («Der Adler - Die Spur des Verbrechens») ist Lennart Brix
u.a.
Kritik
Mit «Forbrydelsen» startete im Jahre 2007 eine wahre Erfolgsgeschichte in unserem kleinen Nachbarland Dänemark. Der öffentlich-rechtliche Sender DR (Dansk Radio) ließ damals die Kommissarin Sarah Lund 20 Episoden lang den Mord an der Schülerin Nanna Bilk Larsen aufklären. Die Auflösung gab es erst ganz zum Schluss der gesamten Staffel. Einschaltquoten zwischen 70 und 80 Prozent machten die Produktion zudem zum erfolgreichsten fiktionalen Format im dänischen Fernsehen. Und auch in Deutschland lief es für «Kommissarin Lund - Das Verbrechen» auf dem krimierprobten Sendeplatz am Sonntagabend ziemlich erfolgreich. Zwar wurde die Serie vom ausstrahlenden und koproduzierenden Sender ZDF auf 10 Episoden a 100 Minuten zusammengeschnitten, komplex und anspruchsvoll blieb es aber trotzdem. Und auch der Spannung tat das keinen Abbruch.
Staffel 2 setzt nun zwei Jahre nach dem Ende des Erstlings an und zeigt Sarah Lund als gebrochene, ja gar frustrierte Frau. Mit der Familie gebrochen, versetzt in die Provinz, lebt sie ihren kargen Alltag. Da kommt ihr das Angebot von Ex-Chef Lennart Brix gerade recht, ihre alte Polizeidienststelle bei den Ermittlungen zum Mordfall Dragshol zu unterstützen. Doch Missgunst und Isolation im Team herrschen hier noch stark vor. Erst im Laufe der ersten 110 Minuten kann sie sich das Vertrauen langsam zurückerobern. Und so ist dann auch die Grundstimmung des Auftaktes schon in der Rahmenhandlung recht bedrückend. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass mit gleich zwei – womöglich in Verbindung stehenden – Mordfällen eine sehr prekäre Situation vorherrscht, die sogar Auswirkungen bis in die Spitze der dänischen Politik hat.
Die Schauspieler machen ihre Sache in diesem Intrigen- und Mordpuzzle bisweilen sehr gut, verkörpern ihre Figuren authentisch und mit sehr viel Energie. Hervorzuheben sind hier vor allem die Leistungen von Sofie Gråbøl als Sarah Lund und Ken Vedsegaard als Jens Peter Raben, die eine wahre Meisterleistung abliefern.
Inhaltlich dreht sich das Geschehen nämlich nicht nur um den Mordfall an der Staatsanwältin Dragshol, sondern auch um den späteren Mord an dem Soldaten Myg Poulsen. Durch letztere Tat kommt dann auch der inhaftierte Soldat Jens Peter Raben ins Spiel, der mit Myg Poulsen bis zu seinem Tod eng befreundet war. Um das Ganze aber noch komplexer zu gestallten, haben Autor Søren Sveistrup und Produzentin Piv Bernth noch den neuen Justizminister Thomas Buch ins Spiel gebracht, dessen wirkliche Rolle in diesem Spiel sich aber erst später zu offenbaren scheint.
Es zeigt sich also auch in diesem Fall, das Spannung und Anspruch sich im Fernsehen nicht ausschließen müssen. Sveistrup ist es erneut gelungen ein komplexes Netz an Verbindungen zu ziehen, die sich erst über die gesamte Laufzeit auflösen werden. Jede Folge wird sich einem festen Personenkreis von Verdächtigen widmen, bis es erst ganz am Ende heißt: Fall gelöst. Ein Glück nur, das in der zweiten Staffel alles ein wenig übersichtlicher geraten ist und der Kreis der involvierten und agierenden Personen überschaubarer und leichter zuzuordnen ist. Und auch die Spannungskurve steigt dieses Mal ein Stück schneller an. Eingebettet in ein toll ausgestattetes, düsteres Gesamtbild und einen sehr guten musikalischen Soundtrack, bleiben kaum Wünsche offen.
500 Minuten Hochspannung und Nervenkitzel auf höchstem Niveau sind also garantiert. Eine Fortsetzung ist bei diesem Zuspruch und dieser Qualität sicherlich nur noch eine Frage der Zeit.
Das ZDF zeigt «Kommissarin Lund - Das Verbrechen II» ab Sonntag, den 24. Oktober 2010, um 22:00 Uhr.