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Schlafloses Geld in der Wall Street, ungleiche Ersatzeltern, mordlüsterne Exfreunde und ein irisches Märchen. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.
«Wall Street: Geld schläft nicht»
Oliver Stones Status als kontroverser und genialer Filmemacher ist in den letzten Jahren stark in Mitleidenschaft geraten. Nachdem er in den 80er Jahren unter anderem mit den grandiosen Vietnam-Dramen «Platoon» (1986) und «Geboren am 4. Juli» (1989) Aufsehen erregte und in den 90ern mit den mutigen Werken «JFK - Tatort Dallas» (1991) und «Natural Born Killers» (1994) hitzige Diskussionen entfachte, brachte dem bis dahin bereits dreifach mit dem Oscar ausgezeichneten Regisseur und Drehbuchautor das neue Jahrtausend scheinbar wenig Glück. Das starbesetzte Historienepos «Alexander» (2004), sein erster Spielfilm nach rund fünfjähriger Leinwandabstinenz, wurde von Kritikern verrissen und scheiterte rigoros an den US-amerikanischen Kinokassen. Zwei Jahre später lief es für das Drama «World Trade Center» finanziell zwar besser, doch ließ die erstaunlich unpolitische filmische Betrachtung der Terroranschläge vom 11. September 2001 die Ecken und Kanten vermissen, die Stones frühere Werke ausgezeichnet hatten. Hoffnung kam aber doch wieder auf, als der einst so amerikakritische Stone ankündigte, einen Film über das Leben des umstrittenen US-Präsidenten George W. Bush zu drehen. Heraus kam jedoch eine allzu zahme und somit auch wenig interessante Möchtegernsatire ohne Biss, die trotz guter Besetzung nach dem anfänglichen Aufhorchen kaum mehr auf sich aufmerksam machen konnte und in Deutschland nicht einmal in den Kinos zu sehen war.
Wenig überraschend also, dass Oliver Stone nun versucht, an alte Erfolge anzuknüpfen, indem er eines seiner früheren Kultwerke über zwei Jahrzehnte später fortführt. So hat er mit «Wall Street: Geld schläft nicht», der Fortsetzung zu seinem kapitalismuskritischen Drama «Wall Street» aus dem Jahr 1987, das allererste Sequel seiner Karriere inszeniert. Dessen Handlung setzt nun viele Jahre nach dem Ende seines Vorgängers an. Ex-Börsenmakler Gordon Gekko, der erneut vom für diese Rolle einst mit dem Oscar ausgezeichneten (und inzwischen schwer an Krebs erkrankten) Michael Douglas verkörpert wird, hat inzwischen seine Gefängnisstrafe abgesessen und ist unter die Buchautoren gegangen. Mit einem kritischen Blick auf die skrupellosen Machenschaften der Finanzwelt scheint er aus seinen früheren Fehlern gelernt zu haben. An Universitäten hält er Vorträge, in denen er unter anderem vor einem weltweiten Börsencrash warnt. Dabei begegnet er auch dem ehrgeizigen Jake (Shia LaBeouf), seines Zeichens ebenfalls als Broker tätig und obendrein mit Gordons Tochter (Carey Mulligan) verlobt, die nicht gut auf ihren Vater zu sprechen ist. Jake plant die beiden zu versöhnen, hat aber auch ansonsten alle Hände voll zu tun als er an den gewissenlosen Börsenhai Bretton James (Josh Brolin) gerät, den er für den Selbstmord seines Mentors (Frank Langella) verantwortlich macht. Ob es Oliver Stone mit der Rückbesinnung auf den weit zurückliegenden, beinahe schon legendären Stoff wirklich gelingt, alte Stärken wieder aufleben zu lassen, wird sich ab Donnerstag in den deutschen Kinos zeigen.
OT: «Wall Street: Money Never Sleeps» von Oliver Stone; mit Michael Douglas, Shia LaBeouf, Josh Brolin, Carey Mulligan und Susan Sarandon.
«So spielt das Leben»
Der Name Greg Berlanti dürfte vor allem hierzulande relativ wenigen ein Begriff sein. Der US-amerikanische Regisseur, Autor und Produzent war bislang hauptsächlich für das Fernsehen tätig. So hat er die immerhin vier Staffeln umfassende Serie «Everwood» (2002-2006) erfunden sowie die Dramaserie «Brothers & Sisters» (seit 2006) produziert und zum Teil auch geschrieben. Außerdem war er Co-Creator der Anwaltsdramedy «Eli Stone» (2008-2009) sowie Produzent und Autor einiger «Dawson’s Creek»-Folgen (1997-2003). Als Spielfilmregisseur betätigte sich Berlanti dagegen bis dato nur ein einziges Mal. Die aus seiner eigenen Feder stammende Tragikomödie «Der Club der gebrochenen Herzen» (2000) mit «Scrubs»-Hauptdarsteller Zach Braff konnte die breite Öffentlichkeit jedoch nicht auf sich aufmerksam machen. So zogen rund zehn Jahre ins Land, ehe sich Greg Berlanti auch im Kinogeschäft wieder zu Wort meldete. Zwar musste er den Regieposten der heißersehnten Comicverfilmung «Green Lantern» (Kinostart: 16. Juni 2011) schon vor einer Weile an Martin Campbell («Casino Royale») abgeben, doch dient das Drehbuch, das er gemeinsam mit seinen alten Weggefährten Marc Guggenheim und Michael Green verfasst hat, nach wie vor als Grundlage für den Film.
Um aber auch mal wieder als Regisseur etwas zu tun zu haben, widmete er sich der Romantikkomödie «So spielt das Leben», für die er mit Katherine Heigl («Grey’s Anatomy», «27 Dresses»), Josh Duhamel («Transformers», «When in Rome») und Josh Lucas («Sweet Home Alabama», «Poseidon») einen genreerprobten Cast vor der Kamera versammeln konnte. Dabei ist die Ausgangssituation des Films wohl alles andere als lustig. So kommen bei einem Autounfall die Eltern der gerade einmal einjährigen Sophie ums Leben. Mit der darauffolgenden Überraschung für die eigentlichen Protagonisten der Handlung findet aber auch der Witz wieder Einzug. In ihrem Testament haben die Verstorbenen verfügt, dass sich ihre beiden engsten Freunde Holly (Heigl) und Eric (Duhamel) fortan um ihre Tochter kümmern sollen. Blöd nur, dass die zwei sich nicht ausstehen können. Das Chaos ist also vorprogrammiert. Ab Donnerstag zeigt sich dann, ob «So spielt das Leben» abseits der recht genrefremden Exposition noch weitere originelle Überraschungen parat hat oder sich lediglich in eine lange Reihe belangloser Romantic Comedys einordnet.
OT: «Life As We Know It» von Greg Berlanti; mit Katherine Heigl, Josh Duhamel, Josh Lucas, Christina Hendricks und Jean Smart.
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