Der Schauspieler Michael Brandner setzte sich in den vergangenen Wochen für die Einführung eines unabhängigen Fernsehpreises ein.
Über ein Jahrzehnt lang galt der «Deutsche Fernsehpreis» als wegweisende Auszeichnung für exzellente Fernsehunterhaltung, wichtige Neuerungen, gewagte Formate und innovative Fernsehmacher und damit als angesehenste Auszeichnung für besondere Verdienste im deutschen Fernsehen. Im Vorfeld der diesjährigen Preisverleihung stand fand allerdings eine Reform statt, die vielen Menschen in der Branche bitter aufstößt: Die Auszeichnungen für Nebendarsteller, Regisseure, Autoren, Kameraleute, Cutter, Komponisten und Ausstatter entfielen, um «den Werk- und Teamgedanken des Fernsehschaffens in den Vordergrund» zu stellen; neu eingeführt wurde im Gegenzug ein Publikumspreis für die «Beste Unterhaltungssendung Doku», über den die Zuschauer abstimmen können. Neben diesen Umstellungen empörte diverse Verbände und viele renommierte Medienschaffende der Umstand, dass der Ehrenpreis der Stifter statt an Persönlichkeiten aus der Fernsehbranche im Jahr 2010 an die Deutsche Nationalmannschaft überreicht wurde - «Der Deutsche Fernsehpreis ist tot» war dann auch noch eine der harmlosesten Pressetitel.
Problematisch ist außerdem, dass der «Deutsche Fernsehpreis» von der ARD, dem ZDF, RTL und Sat.1 ausgerichtet wird, die in ihrer doppelten Funktion als Sendeanstalten und Preisstifter eigene Produktionen, Aufträge oder Schauspieler auszeichnen. Michael Brandner, Mitglied des Vorstands beim Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler, gab nun bekannt, dass Schauspieler, Drehbuchautoren und andere Kreative der Branche nach der unbefriedigenden Reform an einem eigenen Fernsehpreis nach Vorbild des amerikanischen «Emmy» arbeiten, der von einer unabhängigen Akademie vergeben wird. Brandner ist damit einer der bekanntesten Kritiker der diesjährigen Verleihung. Mit der Serie «Rote Erde» gelang ihm der Durchbruch im Fernsehen; bekannt ist er auch für den Spielfilm «Verschwinde von hier», die Erstbesetzung des Hajo Wüpper in der RTL-Serie «Die Camper», als Will Stern in der ARD-Serie «Geld.Macht.Liebe» und aus dem Mario Barth-Kinofilm «Männersache». Bonmot am Rande: Auch die drei Berufsverbände der Film- und Fernsehkomponisten wollen selbstständige Wege beschreiten und planen, noch in diesem Jahr einen eigenen Musikpreis auszurichten.