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arte au fil des années – arte im Laufe der Jahre

Der Kultursender arte wird in diesem Monat 20 Jahre alt. Anlässlich dieses Jubiläums blickt Quotenmeter.de zurück auf die Geschichte der Fernsehstation – und wie sie das TV-Programm noch heute bereichert.

Das Profil des deutsch-französischen Fernsehsenders arte ist so ambivalent wie wohl kein zweites in unserer TV-Landschaft: Die einen assoziieren mit dem Kultursender die Affektiertheit und Überheblichkeit sich bilden wollender Intellektueller, für die anderen ist er die Inspiration und Quelle für gutes Fernsehen. Das Image des Senders in der Bevölkerung ist dennoch gefühlt besser – denn angeblich schauen ja so viele Menschen arte, wenn mal gefragt wird. Die Wahrheit aber ist, dass der Kultursender, der in diesem Monat sein 20. Jubiläum feiert, im Fernsehjahr 2009/10 gerade einmal 0,7 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum ab drei Jahren hatte. In den Vorjahren war es um diese Werte meist noch schlechter bestellt. Einige verabscheuen arte, viele mögen arte, fast keiner schaut arte. Anlässlich des 20. Geburtstags sollte daher Aufklärungsarbeit betrieben werden: Wie ist dieser interessante Sender überhaupt entstanden?

Initiatoren und Gründungsväter des deutsch-französischen Fernsehprojekts sind im Jahr 1990 Helmut Kohl und Francois Mitterand, die Regierungsverantworlichen Deutschlands und Frankreichs zu dieser Zeit. Sie haben die zunächst utopisch erscheinende Vision eines paneuropäischen Kulturkanals, der unter anderem die Integration und Versöhnung der einstmals verfeindeten Staaten Frankreich und Deutschland sowie Gesamteuropas fördern soll – auch vor dem Hintergrund der jüngst erreichten Wiedervereinigung zwischen Westen und Osten. Am 02. Oktober 1990 unterzeichnen der französische Kulturminister und die Ministerpräsidenten der elf deutschen Bundesländer den Zwischenstaatlichen Vertrag zur Gründung von arte. Dies ist die Geburtsstunde des Senders. Ein halbes Jahr später wird der Gründungsvertrag beschlossen. Am 30. Mai 1992 startet arte – über Satellit und Kabelfernsehen sendet man nun täglich ab 17 Uhr aus dem Funkhaus in Straßburg.

Begleitet wird die Aufschaltung des Programms besonders im deutschen Feuilleton mit Skepsis: Ein von der Politik eingesetzter Fernsehsender ruft Misstrauen hervor. Dieses historisch begründete Misstrauen ist nicht unberechtigt, sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk ja gerade ein Korrektiv, ein unabhängiges Medium als Gegenpol zur Politik darstellen. Auch in der französischen Presse wird der Start von arte äußerst negativ verfolgt; das „Journal du Dimanche“ titelt zum Sendestart: „arte spricht Goebbels´ Sprache.“ Die Franzosen haben Angst, dass die Deutschen ihre eigenen Interessen mit dem neuen Sender vertreten wollen.

Heutzutage sind alle ehemaligen Ressentiments abgelegt. Im Gegenteil zeigt sich am Kultursender, dass gerade die deutsch-französische Zusammenarbeit eine ungeahnte Kreativität und Qualität des Fernsehprogramms hervorbringt. Schon einen Tag nach dem Sendestart zeigt arte seinen ersten Themenabend – bis heute ist dieser sonntags und dienstags eine feste Institution. Dass sich gerade Frankreich und Deutschland allein, aber gemeinsam für den Sender engagieren, obwohl sich arte als gesamteuropäischer Kulturkanal versteht, zeigt den Willen zur Integration und Völkerverständigung, der – das darf nach 20 Jahren gesagt werden – beim Projekt arte vorbehaltlos geglückt ist.

1995 setzt arte erstmals das orangene Logo ein, das bis heute Markenzeichen bleibt. Im Januar dieses Jahres flimmert die erste Folge des bis heute existierenden Kulturmagazins «Metropolis» über die Bildschirme. Genau zwei Jahre später beginnt das Musik- und Szenemagazin «Tracks» mit der Ausstrahlung. Sukzessive weitet arte sein Programm aus: Ab 2001 startet der Sendebetrieb schon um 14 Uhr, einige Jahre später wird man zum 24-Stunden-Programm. Als einer der ersten Fernsehsender ist arte schon Mitte der 90er Jahre mit eigener Website im Netz vertreten. 2007 startet der bis dahin einzigartige Service arte+7, mit dem ausgewählte Sendungen der vergangenen sieben Tage kostenlos im Netz jederzeit angeschaut werden können. Ab dem 01. Juli 2008 sendete man als erster deutscher öffentlich-rechtlicher Sender und als einer der ersten überhaupt hochauflösend in HD. arte ist in seiner 20-jährigen Geschichte stets Pionier neuester Trends und technischer Entwicklungen.

Ein besonderes Juwel im Programm des Kulturkanals ist auch die Sendung «karambolage», die über deutsche und französische Eigenheiten aufklärt. Im Januar 2004 ist die Premiere des Formats, das angesichts der massiven Kritik zum Start des Senders 1992 sicher nicht realisierbar gewesen wäre. Ein fester Bestandteil sind mittlerweile auch die sogenannten „Themensommer“ – mehrwöchige Themenabende, die den Zeitgeist einer bestimmten Generation auf die Bildschirme zurückbringen. 2007 beginnt es mit dem „Summer of Love“, es folgen der „Summer of the 70s“, der „Summer of the 80s“ und in diesem Jahr der „Summer of the 60s“.

Als Meilenstein der Fernsehgeschichte geht die Dokumentation «24h Berlin» in die jüngere TV-Geschichte ein. Die Koproduktion von arte und dem rbb zeigt das Leben gewöhnlicher Menschen in Berliner Stadtteilen 24 Stunden lang. Die Dreharbeiten für das Großprojekt finden am 05. September 2008 von 6 Uhr morgens an für einen Tag statt. Genau ein Jahr später wurde die Dokumentation mit Live-Charakter ausgestrahlt: Wenn der Zuschauer um 14.35 Uhr einschaltet, dann sieht er auf dem Bildschirm, was genau ein Jahr zuvor um 14.35 Uhr in Berlin gefilmt wurde.

arte steht wie kein andere Sender für Innovation und Fortschritt im digitalen Informationszeitalter. Gleichzeitig ist der Sender aber auch ein Ruhepol des sich so rasch verändernden Fernsehmarktes: Langjährige Magazine flimmern weiterhin Woche für Woche, Monat für Monat über den Bildschirm, die Themenabende widmen sich zweimal wöchentlich interessanten Diskussionen. Und noch immer spielen die Schäfchen Bockspringen, wenn nachts gegen 3 Uhr arte eingeschaltet wird – ein Kleinod, das der Sender sich seit seinem Start behalten hat. Und noch eines bleibt seit der Premiere des Kulturkanals vor 20 Jahren gleich: Man bietet Information und Unterhaltung von konstanter und höchster Qualität, ungeachtet jeglicher Konventionen oder aktueller Fernsehtrends und als unverrückbares Plädoyer für gutes Fernsehen jenseits all der boulevardesken Superstars auf Zeit, der austauschbaren Pseudo-Ratgebershows und der kameraverliebten C-Promis im Panel oder im Dschungel. Der Sender arte sucht nach dem wirklich Interessanten, dem wirklich Neuen, und bringt dies mit Anspruch auf den Bildschirm. Félicitations!

Im Oktober und November zeigt arte zahlreiche Programmhighlights der vergangenen 20 Jahre unter dem Schwerpunkt „arte wird 20“.
07.10.2010 08:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/45025
Jan Schlüter

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Tags

arte

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