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Die Kritiker: «Im Dschungel»

Inhalt


Frank Sperber arbeitet bei der Firma ZOR, einem weit verzweigten Unternehmen in seiner Heimatstadt Hildenburg, das am Aktienmarkt unter Druck geraten ist. Gerüchte, dass der Teil des Werks, in dem er beschäftigt ist, ins Ausland abgestoßen werden soll, gibt es schon lange. Als sie sich verdichten, lässt sich Frank in den Gesamtbetriebsrat der Muttergesellschaft wählen. Gleichzeitig verliebt er sich in Marie Sandberg, die in der Vorstandsetage des Werkes sitzt. Der Vorarbeiter und die Managerin – passt das? Schon bald stellt sich Sperber die Frage, ob er Marie tatsächlich vertrauen kann. Immer tiefer gerät der idealistische Frank in eine ihm fremde Welt – in einen Dschungel aus Lügen, Korruption und Intrigen, in dem es um Macht und viel Geld geht. Als er an einer Verhandlungsrunde zwischen dem ZOR-Vorstand, dem Gesamtbetriebsratvorsitzenden Heinecke und den potentiellen Investoren in Marokko teilnimmt, überschlagen sich die Ereignisse. Ein heimlich aufgenommenes Video mit delikatem Inhalt taucht auf und verändert die Machtverhältnisse im Betriebrat. Der neue starke Mann ist Henning Lohmann, dem keiner mehr zu widersprechen wagt. Obwohl niemand im Betriebsrat Lohmanns Meinung ist, kann dieser sein Spiel ungehindert fortsetzen. Auch für Frank Sperber hatte Lohmann eine Rolle zugewiesen. Frank findet sich plötzlich zwischen allen Fronten wieder. Es fällt ihm schwer, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Doch die Zukunft des Werks steht auf Messers Schneide – und seine Liebe zu Marie ebenfalls. Also trifft er Entscheidungen und kämpft.

Darsteller


Ronald Zehrfeld («Im Angesicht des Verbrechens», «Die Grenze») ist Frank Sperber
Heino Ferch («Krupp – Eine Deutsche Familie», «Der Tunnel») ist Henning Lohmann
Ina Weisse («Die Weisheit der Wolken», «Duell in der Nacht») ist Marie Sandberg
Bernd Stegemann «Im Angesicht des Verbrechens») ist Günter Heinecke
Christian Goebel («Tatort», «Der Kriminalist» ist Werner Peters
Bruno Apitz («Trau’ niemals deinem Chef») ist Langer
Rafi Guessous («Killerjagd – Schrei, wenn du dich traust») ist Mario

Kritik


Inhaltlich bietet «Im Dschungel» einen packenden Wirtschafts-Thriller, der ein komplexes Dickicht aus Erpressung, Intrigen und Korruption bereit hält. Das Ausmaß dieser negativen Erscheinungen wird dabei erst nach und nach klar. Die Geschichte baut sich also stückweise auf, ehe ihre Komplexität erst zum Ende des Films für den Zuschauer ersichtlich wird. Für den Spannungsaufbau ist diese Erzählweise geradezu ideal. Doch nimmt der im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR) von teamWorx hergestellte Spielfilm erst im mittleren Teil richtig Fahrt auf. Der Einstieg fällt mit Erotik-Szenen, wirtschaftlichem Verhandlungen und noch nicht ganz durchsichtigen Verhältnisse in der Figurenkonstellation etwas schwer. Vielmehr überzeugen im ersten Teil des in Berlin und Umgebung gedrehten Films nur die Bilder und interessante Dialoge aus dem Drehbuch, das Jörg Tensing («Elefantenherz») unter Mitarbeit von Elmar Fischer schrieb. So sind es jene Gespräche zwischen der aufmüpfigen Hauptfigur Frank Sperber und dem Betriebsrat beziehungsweise des Firmenvorstands, die einen gewissen Mehrwert bieten. Doch die Zusammenhänge bleiben dem der Wirtschaftswelt eher verschlossenen Zuschauer zunächst verborgen. Mit Fachbegriffen wird hier hantiert, mit denen das gewöhnliche Publikum des WDR-Spielfilms nur wenig anzufangen wissen wird. Den Einführungsteil hätte hier also durchaus mehr ins Detail gehen können und auch Erklärsequenzen wären für den Zuschauer hilfreich gewesen. Regisseur Elmar Fischer, der ja am Drehbuch mitwirkte, verzichtete hierauf und setzt somit ein wirtschaftliches Interesse des Zuschauers voraus.

Der mittlere Teil, in dem die Handlung dann auch Fahrt aufnimmt, ist Fischer besser gelungen, weil jetzt auch die Beziehungskonstellationen der Charaktere sich langsam aufbröseln. Die bewegenden Themen sind die Auslagerung ganzer Betriebszweige in Billiglohnländer, Bestechungen in Millionenhöhe sowie Lustreisen-Exkapaden für Manager und Betriebsräte. Den Aha-Effekt bringt aber dann erst der Schlussteil, in dem schließlich alle Zusammenhänge aufgelöst werden. Der Film zeigt hier hemmungslos auf, dass nicht immer mit legalen Mittel um Abfindungen, Gewinnbeteiligungen oder Auslagerungen von Firmenzweigen gefeilscht wird. Eine Grundspannung baut sich tatsächlich auf, so dass der Zuschauer ein Interesse für die Thematik entwickeln kann. Letztlich driftet die Handlung auch in zwielichtige und ausbeuterische Bereiche ab, was dem Film den Thriller-Charakter verleiht. Ab diesem Zeitpunkt wird es dann richtig spannend und man ist an den Wirtschaftsfilm gefesselt, während man zuvor nur mit Mühe mitkam. Einen vollends düsteren Thriller hat Elmar Fischer dann doch nicht inszeniert.

Der Regisseur lässt bewusst die wirtschaftlichen Faktoren im Vordergrund, wurde doch eine gute halbe Stunde der Spielzeit für deren Einführung zu Beginn verbraucht. Noch dazu bauen die Themen auf jeden Wirtschafts-Skandalen auf, die in den letzten Jahren mit absurden Details an die Öffentlichkeit kamen. Das hat einen faden Beigeschmack. Auch vor Klischees scheut man sich nicht, was beispielsweise die Lustreisen oder die überspitze Distanz zur Basis der Manager belegen. Der Hauptcharakter Frank Sperber gerät schließlich in eine prekäre Lage, die ihm erst die Augen öffnet. Im Schlussteil des Films begibt er sich auf die Suche nach der Wahrheit und will die Hintermänner von Intrigen, Erpressung und Korruption auffliegen lassen. Dabei begibt er sich selbst in Gefahr und ist auf die Hilfe anderer angewiesen. Hervorragend passt dies in einen Wirtschafts-Thriller, der jetzt auf dem Höhepunkt der Spannung angelangt ist und richtig Spaß macht. Dass es letztlich doch nur auf ein Happy End hinausläuft, stört dabei nur wenig.

Die Besetzung des Films half beim Gelingen des selbigen mit. Die Hauptfigur Frank Sperber spielt Roland Zehrfeld überzeugend. Auch wenn man ihm nicht jede Handlung seines Charakters abkauft, so zeichnet er doch ein authentisches Bild des Vorarbeiters, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht scheut auch Grenzen zu überschreiten. Ein starker Heino Ferch spielt seinen väterlichen Freund und späteren Kontrahenten, den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Henning Lohmann. Seiner Figur verleiht Ferch die manipulative Art eines eiskalten Intrigenspinners, dem es nur um Geld und Macht geht. Die Rolle passt wie angegossen. Auch der weitere Cast weiß zu überzeugen. Die Beziehungskonstellationen ihrer Rollen sind stimmig. Einzig die Liebesgeschichte zwischen der jungen, aufstrebenden Managerin und dem aufständischen Vorarbeitern passt nicht wirklich, zumal das wenig plausibel erscheint.

Der Spielfilm «Im Dschungel» hat dennoch all jene Elemente, die zur Grundlage eines packenden Wirtschafts-Thrillers gehören und ist trotz Fiktion sehr realitätsnah. Da vor allem zur Mitte des Films viel Spannung aufkommt, wenn zwei Welten (die der eiskalten Manager und der normalen Arbeiter) aufeinander prallen, kommt der Zuschauer sogar auf seine Kosten. Doch wirklich gut ist «Im Dschungel» nur dann, wenn sich auch seine Protagonisten in einem Dschungel aus Intrigen, Erpressungen und Korruption wiederfinden. Bis sie dort angelangt sind, muss man leider viel wirtschaftliches Geplänkel über sich ergehen lassen, doch dann hat man viel Freude mit dem Film.

Die ARD zeigt «Im Dschungel» am Mittwoch, 6. Oktober 2010 um 20.15 Uhr.
05.10.2010 14:06 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44999
Jürgen Kirsch

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Im Dschungel

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