Der Jugendsender MTV wird ab 2011 aus dem frei empfangbaren Fernsehen verschwinden und ins Pay-TV wandern. Im Free-TV soll dann VIVA die zentrale Rolle spielen.
Eine Ära geht zu Ende: MTV, der einstige Vorreiter im Musikfernsehen, wird seine Verbreitung im Free-TV zum Ende des Jahres einstellen. Zuschauer können den Berliner Kanal dann nur noch im digitalen Pay-TV über Kabel, Satellit und IPTV empfangen. Das berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Dan Ligtvoet, den Nordeuropachef von MTV Networks. Von den Plänen profitieren soll insbesondere VIVA. Der Schwestersender soll demnach zum „zentralen Musik- und Entertainmentkanal im Free-TV“ ausgebaut werden und erfolgreiche Formate der Sendergruppe ausstrahlen. Dazu wird auch
«MTV Home» gehören: Die Sendung mit Klaas Heufer-Umlauf und Yoko Winterscheidt soll künftig bei MTV ihre Premiere feiern und später bei VIVA wiederholt werden. „VIVA wird damit auch ein frei zugängliches Schaufenster zu unserer Programmwelt“, erklärte Ligtvoet gegenüber der FTD. Die neue Strategie begründet er mit einer „besser ausbalancierten Verteilung der Erlöse“. „Ich erwarte mir davon mehr Wachstum", so Ligtvoet.
Neben dem Wechsel von MTV ins Bezahlfernsehen will man das Angebot dort außerdem noch weiter vergrößern. So soll zusätzlich der neue und reine Musiksender MTV brand new gestartet werden. Hinsichtlich der Verbreitung hat man sich laut dem Bericht der FTD bereits mit einigen Kabelanbietern sowie auch mit Sky Deutschland geeinigt. Mit weiteren Anbietern wie der Telekom oder Alice befinde man sich noch in Gesprächen. MTV Networks betreibt bereits zahlreiche Pay-TV-Sender, unter anderem VH1, MTV Hits und Nicktoons. Die Umsätze des Abo-Geschäfts haben sich nach Senderangaben in den vergangenen drei Jahren verdreifacht.
Mit dem Verschwinden von MTV aus der Free-TV-Landschaft will man künftig den Schwestersender VIVA stärken. Derzeit erreichen beide Kanäle rund 1,8 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen. Im Jahr 2011 soll dann alleine VIVA auf 2,5 Prozent kommen, später sollen es sogar drei Prozent werden. Mit größeren finanziellen Einbußen rechnet Ligtvoet trotz des Wegfalls von MTV offenbar nicht. "Im Werbemarkt gehen wir davon aus, dass wir zumindest einen guten Teil der Erlöse bewahren können", so der MTV-Chef. Langfristig erwarte er sowohl im Werbemarkt als auch bei den Pay-TV-Umsätzen ein Wachstum.
MTV ging im Jahr 1981 erstmals auf Sendung - allerdings nur in den USA. Der deutsche Ableger feierte seine Premiere am 7. März 1997 und war zum Beginn nur im Pay-TV zu empfangen. Aufgrund der Konkurrenzsitation mit VIVA, das damals noch nicht zum Mutterkonzern Vicacom gehörte, hob der Sender seine Verschlüsselung im Jahr 1999 allerdings auf. Inhaltlich hat sich seit damals einiges geändert: War zum Beginn die Musik noch ein zentraler Bestandteil des Programms, so rückten mit der Zeit Doku-Soaps und Entertainment-Programme immer weiter in den Vordergrund. Längere Musikstrecken finden sich inzwischen nur noch im tiefen Nacht- sowie im Vormittagsprogramm.