Zwei Wochen lang ohne Dauerberieselung. Eine Reflektion unseres Kolumnisten.
H. D. Thoreau sagte einmal "Ein Mensch ist so reich wie die Anzahl der Dinge, auf die er verzichten kann." Ich bin gerade aus meinem Sommerurlaub zurückgekommen, bei dem ich ganz bewusst auf jegliche Form der Mediennutzung verzichten wollte. Dies bedeutete im Klartext: kein Surfen im Internet, kein Fernsehen und auch das Handy blieb tagsüber aus. Für einen TV-Journalisten eine echte Herausforderung - so dachte ich zumindest anfangs und rechnete damit, dass sich nach den ersten drei Tagen Entzugserscheinungen bemerkbar machen würden. Der Gedanke, mal eben ins Internet-Café zu gehen, um Emails zu checken und zu gucken, welche brandheißen Mediennews ich verpasse, verflüchtigte sich allerdings erstaunlich schnell wieder aus meinem Kopf. Ich zog es vor, weiter am Strand liegen zu bleiben und im Bestseller "Glennkill" von Leonie Swann zu schmökern.
Ich ging regelmäßig ausgiebig essen und genoss es, mit netten Menschen von Angesicht zu Angesicht zu plaudern, ohne dass zwischendurch nervtötende Handyklingeltöne die gemütliche Atmosphäre zerstörten. Die Livemusik in den verschiedenen Restaurants bewies zudem ein ums andere Mal, dass der iPod eben doch nicht das Höchste der Gefühle ist. Ich konnte es selbst nicht glauben, aber ich vermisste während der gesamten zwei Wochen weder Internet noch Fernsehen. Mit der Zeit stellte sich bei mir ein wohliges "Egal"-Gefühl ein. Es interessierte mich schlichtweg nicht, ob es irgendwelche neuen Erkenntnisse im Kachelmann-Prozess gab. Genausowenig fehlten mir die ewigen Integrationsdebatten rund um das Sarrazin-Buch. Außerdem genoss ich es, nicht täglich von der omnipräsenten Daniela Katzenberger angegrinst werden zu müssen.
Urlaub vom Fernsehen bedeutet Befreiung vom Überflüssigen & Unwichtigen. Nun bin ich erholt und habe wieder einen klaren Kopf. Es ist genügend Speicherplatz frei geworden und ich freue mich darauf, mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge zu stürzen. Die TV-Saison ist schließlich noch jung und hat sicherlich noch einige mediale Körperverletzungen zu bieten, die ich auf keinen Fall verpassen darf. Ich bin bereit.