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Risikofaktor FC Bayern

Seit ein paar Wochen rollt der Sat.1-Ball wieder auf internationaler Bühne. Ist das Aufgebot an Vereinen besser als im Vorjahr?

Statistisch gesehen sind die häufigsten Verletzungen im Fußball mit 35,5 Prozent Prellungen und Verstauchungen. Unter Sat.1-Verantwortlichen liegen ausgerissene Haare und zerzauste Frisuren nach der täglichen Quoteneinsicht in dieser Statistik weit vorne.

Fußball ist ein Risikogeschäft. Das wissen nicht nur die Fans des FC Schalke, die ihren Verein nach umfangreichen Aus-, Auf- und Umräumaktionen nun nicht wie erhofft in den höheren Gefilden, sondern ganz am Ende der Tabelle wiederfinden. Und das wissen auch nicht nur die Fans von Borussia Dortmund, die sich beim Börsengang ihres Vereins Ende der 90er munter einkauften bevor das Vereinsmanagement den Club finanziell fast komplett vor die Wand fuhr. Nein, ganz besonders weiß es auch Sat.1.

Seit einem Jahr bewirbt sich Sat.1 damit, der Sender zu sein, der das größte Angebot an Fußball-Livespielen hat, dass es im Free-TV je gab. Eine Partie von jedem Champions-League-Spieltag wird übertragen, zwei Spiele pro Europa-League-Runde. Sogar einen Fußball-Talk entwickelte man aus der wiederbelebten Marke «ran» - und schob ihn vorsichtshalber zum Schwestersender kabel eins ab, der den Schlamassel ausbaden musste: Das «ran - Champions League Magazin» floppte mit 3,1 Prozent in der Zielgruppe ganz gewaltig.

Es hatte schon seine Gründe, dass Sat.1 kalte Füße bekommen hat und es war auch nicht das erste Mal, dass kabel eins auslöffeln musste, worauf Sat.1 der Appetit vergangen war. Auch der European Supercup wurde nach einem kapitalen Flop im letzten Jahr zu kabel eins abgeschoben. Ernüchterndes Resultat des Topspiels um die europäische Pokalkrone: 370.000 Zuschauer in der Zielgruppe und ein magerer Marktanteil von 3,5 Prozent. Es stimmt eben doch nicht, dass Fußball ein Quotengarant in Deutschland ist, egal wer wann wo und in welcher Besetzung spielt.

Das hat Sat.1 in der letzten Saison selbst an den lukrativen Inhalten des großen Pakets festgestellt, denn auch Champions und Europa League liefen manchmal nicht so berauschend wie man es sich wohl gewünscht hätte. Viel hängt vom Verein ab, der spielt, und die Faustregel lautet: Steht der FC Bayern nicht auf dem Platz, dann wird es kompliziert. Das ist der Risikofaktor, der hinter dem großen Europacup-Paket steht. Während sich die ARD ziemlich sicher sein kann, in der Sportschau den FC Bayern, den FC Schalke und die Dortmunder Borussia zeigen zu können, fluktuieren die Europacup-Teilnehmer enorm. Und allem Optimismus zum Trotz wird bei Sat.1 sicherlich angestoßen sobald die Bayern im nächsten Frühjahr ihre nächste Champions-League-Teilnahme fix machen - denn ohne den deutschen Vorzeigeclub kann «ran» fast schon einpacken.

Bleibt die Frage: Wird diese Europacup-Saison besser als die letzte? Wolfsburg, Berlin und Hamburg sind nicht mehr dabei, stattdessen sind Schalke, Leverkusen und Dortmund zu sehen zusammen mit Bayern, Bremen und Stuttgart, die schon im letzten Jahr international spielten. Zwei Spieltage in beiden Wettbewerben sind bislang gelaufen und sortiert man die Quoten der beiden Saisons, dann sieht das so aus:

Verzeichnet sind nur die Quoten der jeweils ersten Halbzeit. Die spiegeln das prinzipielle Interesse eher wieder und nicht so sehr den tatsächlichen Spielverlauf. Geändert hat sich diese Saison aber offenbar nicht viel. Der FC Bayern sorgte erneut für die einzig wirklich tollen Quoten, Werder Bremen kam nahezu auf denselben Marktanteil wie Stuttgart im letzten Jahr. Und im Europa Cup gilt weiterhin: 19-Uhr-Spiel pfui, 21-Uhr-Spiel ... ganz okay. Statistisch gesehen ist kein Unterschied zum Vorjahr auszumachen.

So lautet die Devise für den Sender genau wie bei den Vereinen: Vorrunde überstehen. Und hoffen, dass es die zuschauerstarken Teams auch schaffen. Beim FC Bayern sieht das ja zumindest schon mal sehr gut aus. Und wenn alle Stricke reißen, russisch-ukrainische Duelle auf den Plan kommen oder im nächsten Jahr tatsächlich Hannover und Mainz in der Champions League spielen: kabel eins freut sich sicherlich, das Sendeschema für weitere Spiele vor Geisterkulisse aufzubrechen.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.
01.10.2010 10:27 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44921
Stefan Tewes

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Statistisch gesehen

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