►   zur Desktop-Version   ►

Die Kritiker: «Callgirl Undercover»

Story


Vom Sekretärinnenjob hat das blonde Callgirl Lizzy keine Ahnung, von Männern dafür umso mehr. Doch als Lizzy den gewissenlosen Zuhälter „Kante“ unfreiwillig bei einem Mord beobachtet, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ihr erster Weg auf der Flucht führt Lizzy in die schützenden Mauern des Morddezernats des Berliner Landeskriminalamts, wo sie durch Zufall und Erpressung einen Job als Sekretärin ergattert. Eine Schreibkraft war gesucht, wie Lizzy seit einem ziemlich missratenen beruflichen Auftritt im Büro des Hauptkommissars weiß. Dank ihrer Menschenkenntnis trifft sie bei dessen Kollegen einen wunden Punkt, der es ihr ermöglich wider Erwarten den Job zu bekommen. Und so kämpft sich Lizzy mit Witz, Charme und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein an der Seite ihres neuen Chefs Konrad durch die Tücken ihrer neuen Aufgaben bis zum fulminanten Showdown. Konrad ist etwas schwermütig und hat vor geraumer Zeit seine große Liebe verloren, die bei einem Polizeieinsatz starb. Lizzy findet im Keller des Landeskriminalamts einen leeren Raum, in dem sie es sich gemütlich macht. Sie wähnt sich in Sicherheit, doch Zuhälter „Kante“ hat ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt. Diverse Blondinen, die auf ihre Beschreibung passen, werden kaltblütig ermordet. Das Morddezernat möchte „Kante“ zur Strecke bringen, doch fehlen jegliche Beweise. Auch weil es eine Maulwurf im Team des LKA, der bald auch Lizzys wahre Identität herausfindet. Ihr scheinbar sicherer Zufluchtsort wird zur Falle.

Darsteller


Jeanette Biedermann («Anna und die Liebe») ist Lizzy
Stephan Luca («London, Liebe, Taubenschlag») ist Conrad Maschner
Dirk Borchardt («Die Toten vom Schwarzwald») ist Klaus „Kante“ Hübner
Marc Ben Puch («Uferwellen») ist Walter Lohmann
Matthias Manz («Liebe Mauer») ist Günther Wellbrecht
Sylta Fee Wegmann («Geld.Macht.Liebe») ist Nina
Margot Nagel («Das Glück am Horizont») ist Annegret
Matthias Gall («Die Treue-Testerin») ist Peer Heindorf
Sebastian Nakajew («SOKO Stuttgart») ist Gordo
Thomas Kügel («Tatort») ist Fri-Wi Brothaupt

Kritik


Dem Titel dieser Krimi-Komödie nach zu urteilen, hätte man eine Geschichte erwarten können, die einen Undercover-Einsatz einer Polizeibeamtin im Rotlichtmilieu beschreibt. Dies hätte sicherlich viel Raum für komödiantische Elemente geboten. Das Drehbuch von Arndt Stüwe erzählt die Story aber genau in entgegen gesetzter Richtung. Ein Callgirl, das ihre wahre Identität verschleiert und ohne Vorkenntnisse in polizeiliche Arbeit eingebunden wird, bietet dabei nicht weniger Steilvorlagen für eine Komödie. Beim Film «Callgirl Undercover», der von der Produktionsfirma Grundy UFA für Sat.1 hergestellt wurde, hat man aber zusätzlich noch versucht auch das Genre des klassischen Krimis zu bedienen. Wenn das Callgirl in der ohnehin abenteuerlichen Geschichte schon beim Landeskriminalamt untertaucht, wollte man auch Krimi-Elemente nicht auslassen. Die Mischung aus Krimi-Komödie geht allerdings nicht vollends aus. So wirkt der Sat.1-Film an manchen Stellen als wolle man krampfhaft Spannung aufbauen, was aufgrund der Komik im Film nicht immer passend ist, an anderer Stelle wiederum als wolle man krampfhaft lustig sein, obwohl Humor in manchen Sequenzen dann doch eher Fehl am Platz ist, weil man die Krimi-Schiene fährt. Somit fährt man letztlich auf zwei unterschiedlichen Gleisen, die sich leider an keiner Stelle im Film koppeln.

Doch Regisseur Ulli Baumann muss man zu Gute halten, dass eine Entscheidung, mit welchen Gleisen man an welcher Stelle besser fährt, anhand dieses Drehbuchs nicht gerade leicht fällt. Die Story entstammt eher der Welt der Fabel als einem Kriminalroman. Märchenhaft romantisch geht es an manchen Stellen zu, während völlig gegensätzlich dann oberflächliche Witze für die komödiantischen Parts sorgen sollen. Gegensätzlichkeit ist zudem ein gutes Stichwort, schaut man sich den Cast an, der die ohnehin schon der Phantasie entsprungene Geschichte anhand der Charaktere umsetzen musste. Mit Stephan Luca hat man einen grundsoliden Typen eines Kommissars, dem man diese Rolle auch in einem «Tatort» oder einem Thriller-Film abkaufen würde. Die gute Seite: Überzeugend, echt und authentisch spielt Luca die Rolle des Hauptkommissars Maschner, der ein absoluter Teamspieler ist, aber in Sachen Liebe wenig Glück hatte. Daraus hätte man einen packenden Krimi-Film rund um das Rotlichtmilieu stricken können. Die schlechte Seite: Man tut dies eben nicht. Das wiederum hat gute Gründe, denn mit Jeanette Biedermann wäre dafür nicht die richtige Hauptdarstellerin vorhanden gewesen.

Ihre Rolle als Callgirl Lizzy spielt sie schon so überheblich, dass die eigentliche Geschichte rund um den Mordfall in Vergessenheit gerät und ihre tollpatschigen Versuche sich als Sekretärin auf dem Polizeirevier zu beweisen, rücken in den Vordergrund. Das bringt zwar einiges an Situationskomik mit, lockert den Film auf. Doch bringt Jeanette Biedermann soviel Schwung rein, dass dieser schon wieder zuviel Wind um Nichts entfacht. Die Rolle des Callgirls Lizzy verkörpert sie dabei an manchen Stellen auch einen Tick zu überspitzt frech und zieht diese unfreiwillig ins Lächerliche. Dass zwischen Biedermann und Luca dadurch ein derart ungleiches Paar entsteht, dessen Zusammenspiel im überwiegenden Teil des Films eher misslingt, ist aber nicht nur ein Nachteil. Im Schlussteil des Films, wenn Lizzys Tarnung allmählich auffliegt und sich beide Charaktere auf natürlichere Weise annähern, hilft diese Ungleichheit sogar. Denn im letzten Teil des Films nimmt die Handlung noch einmal Fahrt auf und auch Biedermanns Rolle wirkt authentischer, genau das, was zuvor gefehlt hat. Das ungleiche Paar hat also lange gebraucht, aber am Ende doch einen Weg gefunden sich diesen Umstand zu Nutze zu machen.

Ein nahezu perfekter Gegenspieler ist aber Dirk Borchardt als Zuhälter „Kante“. Die wunderbare Verhörszene zwischen ihm und Stephan Luca als Kriminalkommissar hat da wieder etwas von gutem Krimi-Niveau. Doch sind solche Szenen im Film viel zu rar gesät. Deutlich öfter setzt man auf Klamauk und Situationskomik. Jeanette Biedermann trägt ihrer Rolle zu dick und spielt sie zu überheblich und „blond“. Deswegen geht der Schuss bei der Komik im Film auch nach hinten los, da man die Geschichte so lächerlich macht. Nur gelegentlich zündet mal ein Witz. Im Drehbuch fährt man auf zwei verschiedenen Spuren. Nur der solide Schlussteil entschädigt dafür etwas.

Sat.1 zeigt die Krimi-Komödie «Callgirl Undercover» am Dienstag, den 14. September 2010 um 20.15 Uhr.
13.09.2010 08:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44491
Jürgen Kirsch

Artikel teilen


Tags

Callgirl Undercover Die Kritiker

◄   zurück zur Startseite   ◄

Qtalk-Forum » zur Desktop-Version

Impressum  |  Datenschutz und Nutzungshinweis  |  Cookie-Einstellungen  |  Newsletter