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‚Ein Anwalt muss viele Gesichter haben' – Dr. Ralf Höcker im Interview

Sonntagsfragen an Dr. Ralf Höcker: Der bekannte Anwalt, der im Fernsehen immer dann aufritt, wenn es um Rechtsirrtümer geht, sprach mit Quotenmeter.de über seine Vorliebe für solche Themen und seine RTL-Sendung «Einspruch».

Hallo Herr Höcker. Berichten Sie uns doch von der Zeit, in der Sie begannen zu studieren. Wieso entschieden Sie sich gerade für Jura?
Ich habe eigentlich mit dem Gedanken gespielt, BWL zu studieren. Mathe hat mir allerdings nie wirklich gelegen und damit hätte ich in BWL viel machen müssen. Ich war schon immer sprachlich und geisteswissenschaftlich interessiert. Entschieden habe ich mich dann für Jura, weil es meinen Begabungen am Besten entspricht. Es geht dabei um das Auslegen von Sprache, aber auch um das Argumentieren mit Sprache.

Wann haben Sie Ihre Faszination für Rechtsirrtümer entdeckt?
Schon sehr früh im Verlauf des Studiums. Gleich im ersten Semester ist mir aufgefallen, dass viele Mord und Totschlag nicht richtig auseinander halten. Es heißt ja im Volksmund es ginge bei der Unterscheidung darum, ob die Tötung im Affekt geschah oder geplant war. Das ist natürlich Blödsinn. Ich habe nach und nach festgestellt, dass es unglaublich viele Rechtsirrtümer gibt. Irgendwann haben diese angefangen mich zu nerven und sie nervten immer mehr je weiter ich studierte. Ich habe mich also entschieden in einem Buch darüber aufzuklären, da ich Rechtskenntnisse für sehr wichtig halte. Bei allem, was wir tun, bewegen wir uns schließlich immer auch in einer rechtlichen Dimension.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten TV-Auftritt?
Ja, das war in der Sendung «Extra» mit Birgit Schrowange. Das dürfte jetzt ungefähr sechs Jahre her sein. Nach diesem Auftritt bin ich dann einige Tage lang von Anfragen schier überrollt worden.

Es folgten Auftritte in der Talkshow von Johannes B. Kerner, in «stern TV». War das Buch also der Anfang Ihrer Medienkarriere?
Ja, das kann man so sagen. Inzwischen sind es ja sogar mehrere Bücher, allesamt Bestseller. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis das Fernsehen auf die Idee kommt, dass man dieses Thema auch sehr gut über die Kamera vermitteln kann.

Sind Sie inzwischen nicht ein wenig genervt vom Themengebiet der Rechtsirrtümer?
Nein, ich beschäftige mich ja meist mit ganz anderen Themen. Im Fernsehen werde ich natürlich vor allem über die Rechtsirrtümer wahrgenommen – aber ich habe eine Kanzlei, bin Anwalt für Marken- und Medienrecht. 95 Prozent meiner Zeit beschäftige ich mich damit, meine Mandanten in diesen Rechtsgebieten zu beraten.

Welcher Rechtsirrtum ist denn der am weitesten verbreitete?
Das kann man so glaube ich nicht sagen. Ich denke aber, dass alles, was mit Reklamation beim Kauf zu tun hat, am Relevantesten ist. Das ist ein sehr kompliziertes Rechtsgebiet, bei dem Verkäufer teilweise durchaus bewusst auch auf falsche Vorstellungen setzen.

Sie haben jetzt eine Staffel «Einspruch» mit Andrea Kiewel gemacht. Wie muss ich mir die Vorbereitung auf eine solche Aufzeichnung vorstellen? Kommen Sie einfach ins Studio und haben sowieso alles im Kopf, oder müssen Sie die einzelnen Fälle genau recherchieren?
Die Vorbereitung auf eine solche Sendung ist unglaublich intensiv. Die Sachen, die wir da behaupten, müssen schließlich stimmen und deshalb informiere ich mich sehr ausführlich. Wir haben in der Sendung ja reale Fälle, die von den RTL-Zuschauern eingeschickt werden. Diese Zuschauer gehen dann übrigens auch ein reales Mandatsverhältnis mit mir ein und wollen anständig beraten werden. Deshalb verbringen mein Team und ich viel Zeit mit ihren Fällen.

Herr Höcker, Sie wirken im Fernsehen aber eigentlich gar nicht wie der typische Anwalt. Wenn es den Durchschnittsanwalt denn wirklich gibt, dann sind Sie es nicht, oder?
Ein guter Anwalt muss viele Gesichter haben. Er sollte Empathie besitzen, poltern können oder aber auch charmieren.

Wir würden natürlich gerne mit Ihnen über die aktuellen Fälle sprechen, mit denen Sie tagtäglich zu tun haben, verstehen aber, dass man da als Anwalt nichts dazu sagen kann. Sie können aber sicherlich verraten, wann Sie das nächste Mal im Fernsehen zu sehen sein werden.
Von fünf Ausstrahlungen hat «Einspruch» viermal den Tagessieg in der Zielgruppe geholt. Ich habe daher Anlass zur Hoffnung, dass es eine zweite Staffel geben wird.

Herr Höcker, ich danke für das Gespräch.
12.09.2010 08:53 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44474
Manuel Weis

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Höcker

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