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Lieber Oliver Pocher,

wie weit darf man gehen? Was darf man für den Erfolg eines Projekts alles tun? Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Da ergeht einem Comedian nicht anders als einem Chefredakteur, der abwägen muss, welche Berichte man in welcher Form veröffentlicht. Das ist mit unter nicht einfach – und natürlich bietet das auch Raum für Kritik. So kann man wohl auch über Ihre Kachelmann-Aktion schreiben, mit der Sie am Montagmorgen einen großen Coup landeten. Als Wettermann verkleidet schafften Sie es bis in die Tiefgarage des Gerichts, kamen dem echten Kachelmann sogar ganz nah.

Die Szenen liefen nun in Ihrer Sat.1-Show am Freitagabend. Ob der Beitrag lustig war, muss jeder für sich selbst entscheiden; ich konnte mich darüber durchaus amüsieren. Allerdings ist es ein ganz schmaler Grat auf dem Sie wandern. Es geht bei diesem Prozess um die Zukunft und auch um den Ruf eines Mannes, bei dem noch immer die Unschuldsvermutung gilt. Es war ein sehr wichtiger Tag für ihn.

Deshalb muss man schon gute Gründe haben, die Minuten vor dem Prozess durch eine solche Aktion zu stören. Sat.1 bezeichnete das als Mediensatire – in Ordnung. Kachelmann selbst ging nach seiner U-Haft schließlich in die Öffentlichkeit. Es war sicherlich eine gute Aktion, die Ihnen reichlich PR beschert hat. Was mich nur daran stört: Ich kann mich von dem Gedanken nicht losreißen, dass Sie das möglicherweise auch getan haben, um die nach wie vor sehr schwachen Quoten zu pushen. Und das gibt irgendwie einen Beigeschmack.

Mit freundlichen Grüßen,
Manuel Weis
11.09.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44469
Manuel Weis

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Pocher

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