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Die Kino-Kritiker: «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot»

Die Macher von «Date Movie» und «Meine Frau, die Spartaner und ich» parodieren «Twilight». Folter oder überraschend witzig?

Besonders kultivierte Leser und einige Kritikerkollegen mögen folgende Behauptung anfechten, doch das ändert nichts an ihrer Richtigkeit: Es ist durchaus möglich, an der «Scary Movie»-Reihe seinen Spaß zu haben. Die Filme sind niveaulos, schmerzlos und banal, aber sie sind in ihrer Sinnlosigkeit dank einer hohen Gag-Frequenz und einem soliden Casting in den komödiantischen Rollen sehr amüsant. Und trotz ihrer Albernheit gelingt es wenigstens den besseren «Scary Movie»-Filmen (namentlich Teil 1 und 3) durchaus, die Eigenheiten ihrer Zielscheiben pointiert auf die Spitze zu treiben.

Filmhistorisch betrachtet fällt es dennoch leicht, Verachtung für «Scary Movie» aufzubringen, bescherte uns die erfolgreiche Parodiereihe doch einen neuen Trend an knalligen, auffälligen und möglichst unter der Gürtellinie zielenden Kinoparodien. Die schlimmsten Strippenzieher hinter diesem Trend sind Jason Friedberg und Aaron Seltzer, zwei der sechs Autoren von «Scary Movie». Friedberg und Seltzer machten sich nach der Parodie auf Teenie-Horrorstreifen selbstständig und stiegen zu einem der unerklärlichsten Wunder Hollywoods auf. Ihre Regiearbeiten erhalten allesamt katastrophale Kritiken, die Mundpropaganda ist kaum besser, ihre Filme sind Stammgäste in den IMDb Bottom 100... Und dennoch werfen ihre Filme genug Profit ab, um immer wieder ein neues Schandwerk zu finanzieren. Gelegentlich reicht es sogar für Platz 1 der Kinocharts. Nach den humorfreien Zonen namens «Date Movie», «Fantastic Movie», «Meine Frau, die Spartaner und ich» und «Disaster Movie» folgt nun also die «Twilight»-Parodie «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot», und tatsächlich sorgt sie für einige positive Überraschungen. Auf unglaublich niedrigem Niveau.

So scheint das Autoren- und Regieduo endlich seine oft kritisierte Konzentrationsschwäche besiegt zu haben. Statt «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» bloß als eine «Twilight»-Parodie zu verkaufen und stattdessen wie wild durch die US-Popkultur und den vergangenen Kinosommer zu wüten, nimmt der Film tatsächlich vornehmlich die Vampirsaga Stephenie Meyers aufs Korn. So erzählt «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» in kondensierter Form die Ereignisse der ersten «Twilight»-Bücher und -Filme nach, und die Auswahl der Handlungseckpfeiler ist Seltzer/Friedberg gar nicht so übel gelungen. Deshalb fallen die Ausflüge in andere Thematiken allerdings umso stärker auf. Quantitativ sind diese Referenzen auf andere Filme, Elemente der Pop- und Internetkultur sowie Prominente im grünen Rahmen, qualitativ bleiben sie dagegen auf gewohntem Niveau. Das Hauptproblem dieses Duos ist nämlich seine Unfähigkeit den Unterschied zwischen einem Gag und einer Anspielung zu bemerken, was zu zahlreichen, schalen Momenten führt, in denen die bloße Nennung eines Promis oder die Nachahmung eines Buchcovers wie ein gigantischer Schenkelklopfer inszeniert werden.

Doch nicht nur die neu gewonnene Konzentrationsfähigkeit der Macher fällt positiv auf: Mit dem großzügigen Verspritzen von Muttermilch und einer Wagenladung Fruchtwasser in «Disaster Movie» schienen Seltzer und Friedberg den Zenit ihres Körperflüssigkeiten-Humors erreicht zu haben. Von einer absurden Blutfontäne abgesehen, die zu den wenigen zündenden Gags des Films gehört, verzichten die sonst so geschmacklosen “Komödianten” auf das angeblich witzige Verspritzen von Körperflüssigkeiten. Und eine weitere Sache haben Friedberg und Seltzer anscheinend aus ihren zahlreichen Verrissen gelernt: In «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» kommt keine den Film zum Halt bringende, humorlose Musiksequenz vor. Aber macht dies «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» automatisch zu einer gelungenen Komödie?

Nein. Davon abgesehen, dass viele der vermeintlichen Gags gar keine sind, sondern schlichtweg ganz normale Referenzen auf andere Werke, leidet «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» wie auch alle anderen Filme dieses Regieduos unter dem denkbar schlechtem Timing seiner Macher. Manche Pointen rasen so schnell an einem vorbei, dass man sie gar nicht registrieren kann, andere werden vollkommen überstrapaziert und wieder andere wittert man bereits 30 Kilometer gegen den Wind. Und wenn alle Stricke reißen, klauen Seltzer und Friedberg bei «Die Simpsons», der «Scary Movie»-Reihe oder sie ahmen lieblos das legendäre Zucker-Abrahams-Zucker-Trio nach. Wenn sie denn nicht gerade «Twilight» imitieren. Das Imitation nicht sofort Parodie bedeutet, das haben Seltzer und Friedberg nämlich ebenfalls noch nicht geschnallt.

Link: Beilight Biss zum Abendbrot - Trailer HD





Allerdings findet auch ein blindes Huhn einmal ein Korn, und da sich Seltzer/Friedberg in «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» nicht endlos in unpointiertem Fäkalhumor oder Popkulturreferenzen suhlen, gelingt es ihnen durchaus dem Publikum ein paar Lacher zu entlocken. Diese Treffer sind zwar auf niederem «Scary Movie»-Niveau angesiedelt, aber ein Lacher ist immerhin ein Lacher, und sei es nur, weil Edwards vermeintliche Gefährlichkeit durch das Erlegen eines harmlosen Eichhörnchens zur Schau gestellt. Trotzdem macht das Schreckensduo der Comedybranche enttäuschend wenig aus der dankbaren Vorlage, was den Verdacht aufkommen lässt, dass sie überhaupt keine Ahnung von «Twilight» haben und ihren Film allein auf Trailern basierend schrieben. Statt sich gewitzt über die Entmannung der einst so legendären Mythenfigur des Vampirs und Stephenie Meyers Moralvorstellungen lächerlich zu machen, nutzen Seltzer und Friedberg das «Twilight»-Kleid nur für größtenteils ziellose Blödeleien, basierend auf den bekannteren Momente der Buch- und Filmreihe.

Da «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» in seinen schlimmsten Momenten witzlos und in seinen besten Momenten kurzfristig amüsant ist, ist er das bislang beste Werk von Friedberg und Seltzer. Es gibt keine ungewollten Fremdschämmomente mehr, ein paar Gags zünden und man fühlt sich weniger um sein Geld betrogen, als bei dem, was die zwei sonst so verbrechen. Man könnte sich im Kino derzeit durchaus schlechtere Komödien ansehen, die wesentlich mehr am Nervenkostüm zerren. Zudem ist die Musikauswahl von «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» ganz gefällig. Mehr Lob kann man für «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» jedoch unmöglich aufbringen. Stattdessen stellt sich die Frage, für wen diese Komödie eigentloch gedacht ist. «Twilight»-Hassern mangelt es an Sarkasmus, für Fans geht der Film zu albern und oberflächlich mit der Vorlage um. Und als eigenständiges Werk bietet «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» schlichtweg zu viele Stinker und zu wenige zündende Pointen.

Wer sich über «Twilight» amüsieren möchte, sei deswegen an dieser Stelle auf die Besprechungen bei TheSpoonyExperiment verwiesen.
Die neuste geht gleichermaßen witzig wie kritisch mit den Filmen um. Oder aber man leiht sich die «Twilight»-DVDs und zerreißt sich mit ein paar Freunden bei einer Kiste Bier das Maul. So oder so: Ein Kinobesuch von «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» ist die denkbar schlechteste Alternative.

Fazit: Obwohl «Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» der beste Film des Regieduos Seltzer/Friedberg ist, sind herzhafte Lacher absolute Mangelware. Stattdessen tischt das Team eine Parade an undurchdachten Pointen, lauen Kalauern und hilflosen Referenzen auf, die mit gelegentlichen Schmunzlern auf dem niedrigsten Niveau unterbrochen werden. Der Untergang der Kinoparodie ist also weiterhin nicht beendet.

«Beilight - Bis(s) zum Abendbrot» ist seit dem 9. September in vielen deutschen kinos zu sehen.
10.09.2010 07:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44454
Sidney Schering

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Kino-Kritiker.

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