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Die Kritiker: «Unter Verdacht - Tausend Augen»

Inhalt
Mehrere Überfälle auf Parkplätzen und Raststätten in der Münchner Umgebung, die immer brutaler werden, verunsichern die Bevölkerung. Scheinbar handelt es sich um eine straff organisierte Bande aus Osteuropa, die ohne Rücksicht auf Verluste den Fahrern ihre Autos quasi vor der Nase wegschnappt. Die Autos werden scheinbar zu Sammelstellen gebracht und dann auf dem schnellsten Wege außer Landes geschafft.

Dr. Claus Reiter, der sich nach seinem letzten Fauxpas etwas profilieren muss, hat freiwillig die Leitung der „SOKO Parkplatz“ übernommen. Ergebnisse hat die aufwändige Ermittlungsarbeit bisher allerdings nicht gebracht. Ganz im Gegenteil: Nachdem der letzte geplante Zugriff völlig daneben ging und der alleinerziehende Vater des elfjährigen Xaver durch die Misshandlungen der Täter so schwer verletzt wurde, dass er nun im Koma liegt, muss Reiter sich eingestehen, dass er vermutlich einen Maulwurf in seiner Gruppe hat. Schweren Herzens bittet er Eva Maria Prohacek und ihren Assistenten André Langner um Unterstützung bei der Suche nach der undichten Stelle.

Reiter, der vom Staatssekretär Fleissmayer unter Druck gesetzt wird, endlich Ergebnisse zu liefern, erklärt, es sei ein Kinderspiel, die Bande dingfest zu machen, wenn die Ermittler die Maut-Kontroll-Daten der Autobahnen nutzen könnten. Doch davor steht der Datenschutz. Fleissmayer sieht hier nur eine Möglichkeit: In der nächsten Ministerrunde wird er dafür eintreten, dass der Datenschutz endlich den Verhältnissen angepasst wird.

Und wieder geschieht ein Überfall, bei dem es diesmal einen Toten gibt: einen der Täter selbst. Scheinbar hat er die Kontrolle über den gestohlenen Wagen verloren und sich mehrmals überschlagen. In dem Unfallwagen wird ein kleiner Laptop, ein so genanntes Netbook, sichergestellt, auf das jemand von außen zugreift und die Daten löschen will. Da der Besitzer des Wagens, Herr Olbers, behauptet, dass das Netbook nicht ihm gehört, liegt die Vermutung nahe, dass hier Hinweise auf die Bande zu finden sind. Ein Computerfachmann der Kriminaltechnik knackt den Code und entdeckt, dass über das Netbook auch ein Zugriff auf den Polizeicomputer möglich ist.

Nachdem in der KTU und sogar bei Eva zuhause eingebrochen wurde, wird klar, dass jemand, der sich unauffällig im Polizeipräsidium bewegen kann, an das Netbook heranzukommen versucht…

Darsteller
Senta Berger («Schlaflos») ist Eva Maria Prohacek
Rudolf Krause («Großstadtrevier») ist Andre Langner
Gerd Anthoff («Der Bulle von Tölz») ist Dr. Claus Reiter
Oliver Breite («Auch Lügen will gelernt sein») ist Kahl
Bernhard Schütz («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Olbers
Frank Behnke («112 - Sie retten Dein Leben») ist Peter Fleissmayer
Daniel Krauss («Dr. Molly & Karl») ist Pit Moser
Stefan Merki («Liebe und andere Gefahren») ist Dr. Kranz
Thomas Haydn («Kiss My Blood») ist Illuescu

Kritik
Acht Jahre und mittlerweile 13 Fälle nach ihrem Debüt als Kriminalrätin Eva Prohacek ermittelt Senta Berger an diesem Samstag wieder in der bei Publikum und Kritik gleichermaßen hoch geschätzten ZDF-Krimireihe «Unter Verdacht». Dieses Mal haben Regisseur Florian Kern («Abschnitt 40», «GSG 9») und die Autoren Hartmut Block und Michael Gantenberg («Danni Lowinski») einen spannenden Fall ausgearbeitet, der den Zuschauer in die Welt des drohenden – oder schon allgegenwärtigen – Überwachungsstaates entführt.

Gleich von Beginn an taucht der Zuschauer in die Handlung ein, keine Minute wird mit belanglosem Einführen der Figuren vergeudet. Hoch ist auch das Tempo der Geschichte. Überfall an Überfall reiht sich aneinander, die Polizei kann nur ratlos zusehen. Ergänzt wird das Geschehen auf den Bildschirmen mit intelligent eingebauten Kamerabildern, die – mal nah, mal fern – futuristisch anmuten und die Stimmung und Aussagekraft des Films keinesfalls verfehlen. Und der Fall wird auch persönlich. Sowohl Prohacek als auch ihr Kollege Langner sowie das Präsidium selbst werden durch Einbrüche und bedrohliche Überfälle hineingezogen. Die Spannung steigt also zusehends.

Doch leider kippt das Ganze zur zweiten Hälfte des Films in eine etwas andere Richtung. Das Geschehen auf dem Bildschirm wird zunehmend vorhersehbar, die Spannung bleibt dadurch auf der Strecke. Hier hätte der eine oder andere Kniff im Drehbuch noch Wunder bewirken können, auch wenn die vorliegende Version mit ihrer Orwellschen Kritik des Überwachungsstaates durchaus nicht gerade hinter dem Berg hält.

Das dieser Spannungsabfall eintritt liegt keinesfalls an den handelnden Figuren vor der Kamera. Senta Berger überzeugt auch mit 68 Jahren noch durch ihre präsente und sympathisch-glaubhafte Art und Weise. Lohn ihrer Mühen: erst 2009 erhielt sie für ihre Rolle in dem TV-Thriller «Schlaflos» den Deutschen Fernsehpreis. Aber auch Rudolf Krause als Andre Langner und Gerd Anthoff als Dr. Claus Reiter überzeugen mit ihrem Spiel. Einzig die Figuren von Kahl und Olbers hätten da noch einwenig Feintuning benötigt, um den letztlich nur erreichten Eindruck des Stereotypen zu überwinden.

«Unter Verdacht» bleibt nach wie vor eine Ausnahme-Reihe im deutschen TV. Allerdings scheint diese mit dem aktuellen Fall „Tausend Augen“ gerade in der zweiten Hälfte des Films eine kleine Pause einzulegen. Deshalb kann und wird das gegenwärtige Urteil nur knapp überdurchschnittlich lauten.

Das ZDF zeigt «Unter Verdacht - Tausend Augen» am Samstag, den 11. September 2010, um 20:15 Uhr.
09.09.2010 10:02 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44421
Torben Gebhardt

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Unter Verdacht

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