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Geschmacklose Vampire, Mittelalterhorror, Romantik in Irland und der Gewinner des Goldenen Bären. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.
«Verlobung auf Umwegen»
Zwar ist die alberne deutsche Betitelung im Hinblick auf die Handlung im Gegensatz zu ihrem englischen Pendant ziemlich nichtssagend, doch könnte der erste Eindruck, den ein für das Genre so typischer Titel wie «Verlobung auf Umwegen» evoziert, treffender wohl kaum sein. So handelt es sich bei der amerikanisch-irischen Koproduktion um eine durch und durch klassische Romantikkomödie mit den entsprechenden Stärken und Schwächen. Wobei jedoch letztere zu überwiegen scheinen, schenkt man den Rezensionen Glauben, die dem Film übermäßige Vorhersehbarkeit und extreme Einfallslosigkeit attestieren. Dabei bringt er mit schönen Bildern der weiten irischen Landschaft und den sympathischen Hauptdarstellern Amy Adams («Verwünscht», «Glaubensfrage») und Matthew Goode («Watchmen», «A Single Man») noch recht gute Voraussetzungen mit sich. Aber schon die Handlung lässt durchaus zu wünschen übrig.
Im Zentrum des Geschehens steht die perfektionistische Innenausstatterin Anna (Adams), die vergeblich darauf wartet, dass ihr langjähriger Freund Jeremy (Adam Scott) ihr endlich einen Heiratsantrag macht. Ohnehin schon ungeduldig, werden ihre Hoffnungen und Nerven noch zusätzlich strapaziert als Jeremy zu einer Geschäftsreise nach Dublin aufbrechen muss. Doch als sie kurz darauf von einem alten irischen Brauch erfährt, nach dem es Frauen gestattet ist, am 29. Februar (in einem Schaltjahr also), einem Mann einen Heiratsantrag zu machen, entscheidet sie sich kurzerhand, ihrem Freund in die irische Hauptstadt nachzufliegen. Jedoch macht ihr das Wetter dabei einen Strich durch die Rechnung und so landet Anna nach einigen Umwegen nur in einem kleinen Küstendorf, weit weg von Dublin. Damit sie doch noch rechtzeitig am besagten Tag bei Jeremy eintrifft, erklärt sich der gutaussehende Declan (Goode) dazu bereit, sie zu fahren. Doch bleibt diese Geste natürlich nicht ohne Folgen.
OT: «Leap Year» von Anand Tucker; mit Amy Adams, Matthew Goode, Adam Scott, John Lithgow und Kaitlin Olson.
«Bal - Honig»
Mit «Bal - Honig» liefert der türkische Regisseur und Drehbuchautor Semih Kaplanoğlu den Abschluss seiner teilweise autobiographisch geprägten Trilogie, in deren Mittelpunkt der Dichter Yusuf steht. Nachdem dieser in «Yumurta» (2007) als erwachsener Mann und in «Süt» (2008) als 20 Jahre alter Student zu sehen war, kehrt Kaplanoğlu im dritten Film der Reihe nun in die Kindheit seiner Figur zurück. Im Alter von sechs Jahren lebt der schüchterne Yusuf (Bora Altaş) mit seinen Eltern (Erdal Beşikçioğlu, Tülin Özen) in einer abgelegenen Berggegend im Nordosten Anatoliens. Oft begleitet er seinen Vater in den Wald, wo der als Bienenzüchter tätige Mann Honig gewinnt. Als die Bienen eines Tages jedoch von einer Seuche dahingerafft werden, sieht sich der Imker dazu gezwungen, neue Bienenkörbe in einer etwas weiter entfernten Gegend aufzustellen. Eine Unternehmung, von der er nach zwei Tagen wieder zurückgekehrt sein will. Doch auch nach einer Woche fehlt noch immer jede Spur von ihm.
Auch wenn Kaplanoğlu nie offiziell bestätigt hat, dass es sich bei den Protagonisten seiner drei letzten Werke um ein und dieselbe Figur handelt, tun sich für Kenner der Vorgängerfilme mal mehr und mal weniger subtile Verbindungen zwischen den drei Yusufs auf. Aber auch ohne «Yumurta» und «Süt» gesehen zu haben, funktioniert «Bal» ebenso wunderbar als völlig eigenständiger Film. Die Wettbewerbsjury der diesjährigen Berlinale zeigte sich jedenfalls begeistert von dem stillen, rührenden und visuell berauschenden Drama und prämierte es mit dem Goldenen Bären, der bedeutendsten Auszeichnung des Festivals. Ob die eindrucksvollen Bilder und der talentierte Jungschauspieler Bora Altaş auch die deutschen Kinozuschauer in ihren Bann ziehen können, zeigt sich ab Donnerstag in ausgewählten Kinos.
OT: «Bal» von Semih Kaplanoğlu; mit Bora Altaş, Erdal Beşikçioğlu, Tülin Özen und Alev Uçarer.