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Die Kritiker: «Trau niemals deinem Chef»

Story


Seit fünfzehn Jahren identifiziert sich Oskar Moedebeck als Vertriebsleiter voll und ganz mit seiner Firma. Folgerichtig erwartet er nun an seinem Geburtstag nicht nur die fällige Gehaltserhöhung, sondern auch seine Beförderung. Doch sein Plan geht nicht auf. Im Gegenteil: Ihm wird der jungdynamische Manager Raphael Bluhm vor die Nase gesetzt. Oskar kocht, denn schon von Beginn an ist ihm klar, dass Bluhm zwar jede Menge Verkaufstalent besitzt, aber von der Führung eines Unternehmens keine Ahnung hat. Zu seinem Entsetzen muss Oskar feststellen, dass Bluhm ausgerechnet in das Nachbarhaus einzieht. Eine schwierige Situation für den gebeutelten Musterangestellten. Mit allen Tricks will er nämlich verhindern, dass seine geliebte Frau Mona von der gescheiterten Beförderung erfährt. Doch zunächst besteht in dieser Hinsicht keine Gefahr, denn Mona ist ganz und gar mit der Restaurierung ihres geerbten Hauses beschäftigt.

Seine Tochter Marie hingegen findet den neuen Nachbarn total attraktiv. Ein Alptraum für ihren Vater, der sich nach Maries gescheiterter erster Beziehung verpflichtet fühlt, seine alleinerziehende Tochter gegen jeden Hallodri zu verteidigen. Und natürlich kann ein Senkrechtstarter wie Bluhm in Oskars Augen keine ernsthaften Absichten verfolgen. Vor allem in der Firma leidet Oskar tagtäglich unter Raphaels Reformeifer. Alles, was Oskar in den letzten Jahren mühsam und durchaus mit Erfolg aufgebaut hat, droht der ehrgeizige Geschäftsführer nun zu zerstören. Ein neuer Wind weht durch das Unternehmen: Um das Zwischenmenschliche so richtig in Schwung zu bringen, trifft sich die Abteilung zur Morgengymnastik. Oskar Moedebeck spielt nicht mit. Seine Blockadehaltung gefährdet letztendlich seinen Arbeitsplatz. Wenn er nicht mit Bluhm kooperiert, könnte die Situation für ihn schlecht ausgehen.

Darsteller


Ulrich Noethen («Der Alte», «Henri 4») ist Oskar Moedebeck
Max von Thun («Tatort», «Countdown») ist Raphael Bluhm
Michaela May («Ingrid Lindström») ist Mona Moedebeck
Jasmin Schwiers(«SOKO Wismar») ist Marie Moedebeck
Elias Kassner ist Jonas Moedebeck
Claudia Burckhardt («Tag und Nacht») ist Ruth Meyer-Arndt
Bruno F. Apitz («Der Dschungel»)ist Personalchef Hutzinger
Hubertus Hartmann («Bis nichts mehr bleibt») ist Dr. Schneider
Peter Lerchbaumer («Der Doc und die Hexe») ist Riemann

Kritik


Die Komik in «Trau niemals deinem Chef» birgt nicht viel Neues. Die hausgemachte Situationskomik der Marke junger Unternehmer läuft alteingesessenem Musterangestellten allmählich den Rang ab, ist schon oft dagewesen. Erinnern wir uns beispielsweise an die US-amerikanische Filmkomödie «Reine Chefsache» mit Dennis Quaid in der Hauptrolle, so sind Parallelen zu diesem deutschen Pendant schnell auszumachen. Dabei ist die nächste Frage, ob denn das US-Vorbild oder der deutsche Film besser umgesetzt wurden, auch schnell beantwortet. Denn die Filmkomödie von Paul Weitz aus Übersee im Jahr 2004 schneidet insgesamt deutlich besser ab. Für «Trau niemals deinem Chef» spricht nur, dass ein solcher Vergleich gar nicht angestrebt wurde oder das US-Original gar nicht als Vorbild dienen sollte. Gut so, denn dann hätte man dem Film nur wenig abgewinnen können.

So ist es noch das gute Zusammenspiel zwischen Max von Thun als Junior Chef und Ulrich Noethen in einer Rolle, in der man ihn kaum kennt, als aufgebrachter Familienvater und eifersüchtiger Vorzeigemitarbeiter in der Firma. Die Dialoge zwischen beiden Charakteren der Schauspieler machen in der Tat am meisten Spaß im Film, so ist jede Szene, an denen beide Darsteller gleichermaßen beteiligt sind, eine Bereicherung. Vor allem aber Ulrich Noethen spielt eine wunderbare Hauptrolle, die er grimassiert und als jene er poltert oder Intrigen ausheckt. Eben diese ganze Palette der emotionalen Erfahrungen, die die Figur des Oskar Moedebeck durchlebt, weil dessen Gefühlwelt quasi über Nacht auf den Kopf gestellt ist, ist es was die Aufgabe für Ulrich Noethen so schwierig machte. Deshalb gebührt dem Schauspieler als auch Max von Thun ein gesondertes Lob für ihr Zusammenspiel auf situationskomischer Ebene. Die Dialoge aus dem Drehbuch von Verena Mahlow und Wiebke Jaspersen haben sie ansprechend umgesetzt.

Dass es tatsächlich nur dann lustig ist, wenn etwas Lustiges passiert, basiert auf der Tatsache, dass der Humor in «Trau niemals deinem Chef» doch sehr an das US-amerikanische Vorbild erinnert, aber dafür zu viel Klamauk drin versteckt hat. Denn insgeheim könnte man den komödiantischen Film, der unter der Regie von Marcus Ulbricht gedreht wurde, auch als versteckte Kritik am Kapitalismus verstehen, als satirische Aufarbeitung der modernen Welt. Doch um diese Zusammenhänge zu erschließen, fehlt es dem Film eindeutig an Humortiefe. Meistens sind die Witze so flach, dass der Klamauk am Ende gewinnt.

Was bleibt, ist eine typische Geschichte zwischen einem aufstrebendem Karrieremenschen und einem ins zweite Glied beordertem Firmenjubilar, die weder etwas Neues bringt, noch mehr als eine Klamauk-Komödie hervorbringt. Die beiden Hauptdarsteller retten sozusagen die durchschnittliche Geschichte, die ebenso durchschnittlich umgesetzt wurde. Aber zugegeben: Spannend ist es ja schon, zu erfahren, wie sich die Geschichte zwischen Moedebeck und Bluhm sowie die späteren Nebenschauplätze entwickeln. Und zum Schluss ist eh alles am Ende wieder gut.

Das ZDF zeigt den Film «Trau niemals deinem Chef» am Montag, den 06. September 2010, um 20.15 Uhr.
05.09.2010 17:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/44354
Jürgen Kirsch

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Die Kritiker ZDF

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