Stilikone oder Bedrohung? Unser Kolumnist über das Phänomen Daniela Katzenberger.
Man kommt in diesen Tagen einfach nicht an ihr vorbei. Ob im Fernsehen, im Internet oder in Zeitschriften - überall lächelt uns ein bestimmtes Gesicht an: das von Daniela Katzenberger. Die Blondine aus Ludwigshafen hat erreicht, was sie wollte: Aufmerksamkeit um jeden Preis. Seit sie in der VOX-Dokusoap «Goodbye Deutschland - Die Auswanderer» auftauchte, ging es steil nach oben. Sie half dem quotenmäßig schwächelnden Format auf die Sprünge, und wurde darin fortan wochenlang begleitet: Bei der Bewerbung für ein Shooting im US-«Playboy», bei der Eröffnung ihres eigenen "Café Katzenberger" auf Mallorca, und schließlich bei der Aufnahme ihres ersten Songs, der passenderweise "Nothing's Gonna Stop Me Now" heißt. Die Katze ist zur Trash-Ikone geworden, und seitdem reißen sich auch die anderen Sender um sie. Sie war bereits bei «Markus Lanz», «TV total» und «MTV Home», und mit jedem Auftritt wuchs ihre Popularität weiter. Ihre Single steht in dieser Woche bereits auf Platz 19 der deutschen Single-Charts zwischen Eminem und Kelly Rowland, Tendenz steigend. In Kürze startet zudem ihre erste eigene Dokusoap auf VOX.
Doch was ist eigentlich das Faszinierende an Daniela Katzenberger? Unnatürliche Schönheiten gibt es schließlich wie Sand am Meer. Gut, bis man noch jemanden mit tätowierten Augenbrauen findet, muss man schon etwas länger suchen. Aber das allein ist sicher nicht der Schlüssel zum Erfolg. Die Katze beschreibt sich selbst so: "Isch bin eh' einfach's Mädel us da Pfalz mit 'em Pippi Langstrumpf-Syndrom. Isch mach mir de Welt, wie sie mir gefällt." Mit ihrer Naivität, ihrer lebensbejahenden Ausstrahlung und ihren oft derben Sprüchen trifft sie offenbar den Nerv der Zuschauer: "'s Loch in de Kamera halten kann jede. Aber isch hab mehr drauf." An ihr scheiden sich in jedem Fall die Geister. Die einen finden sie extrem unterhaltsam, die anderen sind völlig genervt und schockiert. Auch ich bin in meiner Meinung über die Katze ambivalent: Einerseits ist es amüsant zu beobachten, wie sich die Wasserstoff-Blondine mit dem Motto "Sei schlau, stell dich dumm" durch ihr Leben stöckelt, andererseits ist es fraglich, ob sie diese enorme mediale Aufmerksamkeit verdient hat. Das Fernsehen zeigt uns aufs Neue: Jeder kann berühmt werden - völlig unabhängig von irgendeiner Kompetenz.
Hat Frau Katzenberger wirklich was auf dem Kasten oder spielt sie nur eine Frau, die spielt, dass sie dumm ist? In jedem Fall trifft sie mein Komikzentrum, wenn sie etwa vermutet, dass "Alter Ego" wohl ein Männername ist, bei dem man das "-n" vergessen hat. Oder als sie beim «Perfekten Promi-Dinner» fragte, was ein "Geister Melonensalat" ist (gemeint war ein geeister Melonensalat). Das Volksmusikpaar Judith & Mel fragte sie zudem, ob sie mit Nachnamen "Stroganoff" heißen, weil sie ein Boeuf Stroganoff servierten. Das alles ist unfassbar dämlich und lädt zum Fremdschämen ein, aber man muss hingucken, weil man es einfach nicht glauben kann. Ob sich die neue "Kult-Blondine" allerdings langfristig in den Medien halten kann, bleibt abzuwarten. Die Kuh wird gemolken, solange sie Milch gibt. Denn neu ist das Katzenberger-Konzept nicht, schließlich gab es mit Verona Pooth, Kader Loth und Gina-Lisa Lohfink schon einige Vertreterinnen, die nach dem gleichen Prinzip verfahren sind. Und bereits im Jahr 1997 veröffentlichte die Girlie-Band Tic Tac Toe den Titel "Ich wär' so gern so blöd wie du", der auf Daniela Katzenberger wie die Faust aufs Auge passt.