Quotenmeter.de sprach in München mit dem Eishockeychef des Senders, Udo Ludwig. Er erklärte, warum nun vieles anders wird. DEL-Geschäftsführer Tripcke äußerte sich auf einer Pressekonferenz zur allgemeinen TV-Situation der obersten Eishockey-Liga.
Es war kein ruhiger Sommer für Gernot Tripcke, den Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga. Die DEL hat schon wieder für zu viele Schlagzeilen außerhalb des Sportteils gesorgt – zuletzt mit dem endgültigen Ausschluss der Kassel Huskies aus dem Oberhaus des deutschen Eishockeys. Selbst das gemütliche Flair bei der in dieser Woche veranstalteten „Brotzeit-PK“ – so nannten sie einige Münchner Journalisten – ließ diese Themen nicht vom Tisch verschwinden. Zahlreiche Fragen an Tripcke waren nicht sportlicher Natur, sondern drehten sich um die Lage der Liga. Weiterhin ein Diskussionspunkt ist auch die TV-Vermarktung der Liga. Abseits des Bayerischen Rundfunks, der Highlights aus bayrischen Derbys zeigt, ist die DEL kaum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vertreten. Die Liverechte hält Sky.
Tripcke stellt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen allgemein einen Rückgang an Sportsendungen fest. „Man ist da fokussiert auf Fußball – aus welchen Gründen auch immer“, so der DEL-Geschäftsführer. „Und dann müssen sich die Sender an die Paketdeals halten: Wer die erste Bundesliga zeigt, muss auch die zweite zeigen, wer die Nationalmannschaft zeigt, muss auch Frauen-Nationalmannschafts-Spiele zeigen“. Tripcke betonte, dass der Pay-TV-Sender Sky die Liga auch in diesem Punkt unterstütze. „Sky hat ja Interesse daran, solche Appetizer zu verbreiten“, sagte er. Allein fehlt das Interesse der Sender. Theoretisch könnte die DEL fünf Live-Spiele pro Saison im frei empfangbaren Fernsehen zeigen. Gekauft wurden zuletzt nur zwei, von Eurosport.
„Wir haben kein schlechtes Verhältnis zu den öffentlich-rechtlichen Sendern und arbeiten weiter an diesem Punkt“, erklärte Tripcke am Mittwoch. Der neue Sky-Eishockey-Experte Hans Zach (im Bild rechts; mit Gernot Tripcke (links) und Erich Kühnhackl, Mitte) bat darum, die Situation „nicht so negativ zu sehen.“ „Es ist einfach schwierig hierzulande eine Sportart neben Fußball zu verkaufen“, sagte er. Die Liga selbst hält der Meistertrainer für hochattraktiv. „Die Ausgeglichenheit der Mannschaften tut gut; jedes Spiel ist spannend und eine neue Herausforderung“. Zach wird in der kommenden Saison Co-Kommentator bei Sky – und das ist nur die erste der vielen Neuerungen, die sich der Bezahlsender ausgedacht hat.
Die DEL-Übertragungen, die bei Premiere / Sky seit etlichen Jahren gleich aufgebaut sind, werden ab Freitag komplett anders aussehen – einigen Fans gefällt dies schon im Vorfeld nicht. Die wichtigsten Änderungen: Im Bezahlfernsehen laufen Live-Spiele nun am Freitagabend um 20.15 Uhr und am Sonntag um 19.00 Uhr – also parallel zu den anderen Spielen der Liga und nicht schon deutlich früher. „Bisher war es uns nie möglich, am Ende einer Übertragung auf den gesamten Spieltag zu blicken," sagte Udo Ludiwg, Redaktionsleiter Eishockey und Formel 1, bei Sky im Gespräch mit Quotenmeter.de. „Wie haben die anderen gespielt? Welche Verschiebungen gibt es in der Tabelle? Diese Fragen konnten wir den Eishockey-Fans nicht beantworten. Jetzt können wir es. Aber dies ist noch nicht alles. Ab sofort zeigen wir auch aktuelle Bilder von parallel laufenden Partien. Damit zeigen wir mehr Eishockey als jemals zuvor.
Neuerungen gab es in den Eishockey-Übertragungen zwar in jedem Jahr, diese wurden allerdings kaum wahrgenommen. „Wir haben immer wieder neue Blickwinkel eingeführt, empfindlichere Mikrofone installiert und die Übertragungsqualität gesteigert. Die Zuschauer nehmen das wahr, wollen aber mehr." Und so beschloss die Eishockey-Redaktion im Sommer nun gravierendere Änderungen. Der Vorlauf wird gestrafft, bekommt „mehr Tempo“, wie Ludwig es nennt – in nur fünf Minuten soll der Moderator im Stadion auf das Spiel einstimmen. Ein Studio im Stadion selbst gibt es künftig nicht mehr, der Moderator ist Interviewer zugleich. Das spart Kosten – dennoch will Ludwig das Wort „sparen“ gar nicht hören. „Wir haben den Etat verschoben und investieren auf keinen Fall weniger in das Produkt“, sagt er. Wesentlich mehr wird sich künftig oben auf den Rängen beim Kommentatoren-Duo abspielen. In den Drittelpausen soll es nun auch Tore aus anderen Stadien geben – insgesamt ist viel mehr Sport zu sehen. Es ist beim Eishockey schlicht ein kleines Problem, dass übertragende Live- Sender über 2x 15 Minuten Pause hinwegkommen müssen. „Wir haben die Pausen stets problemlos mit gutem Programm überbrückt, aber möglicherweise empfinden neue Zuschauer eine halbe Stunde Spielunterbrechung als sehr lang. Für diese Zuschauer, aber natürlich auch für alle anderen Fans, werden wir die Pausen attraktiver gestalten."
Aus bislang sieben Stadien wird Sky künftig Bilder von Toren bekommen – man bedient sich dann an Aufnahmen, die für das eigene Stadion-TV hergestellt werden. „Das ist vielleicht nicht immer absolute Top-Qualität, aber wir glauben, dass der Fan das tolerieren wird.“ Weil der Experte (in diesem Jahr neben Hans Zach auch Erich Kühnhackl, Harald Birk, Andreas Niederberger und Jörg Mayr) in der Pause zu wenig zu Wort kommen würde, soll er künftig schon während des Live-Spiels seine Meinung abgeben. " In Deutschland ist der Co-Kommentator eher unüblich. Wir glauben, dass es spannend und reizvoll sein kann."
Mit den neuen Sendezeiten ist man bei Sky sehr zufrieden – auch wenn man künftig gegen «Sky 90» und am Freitagabend gegen ein Live-Spiel der Bundesliga sendet. „Wir haben ein so gutes Sportprogramm – inzwischen gibt es zu fast jeder Zeit starke Konkurrenz.“ Für diese Zeiten hat sich der Kanal nun entschieden. Wie sich die Stimmung bei den Eishockeyfans, die TV-technisch ohnehin ein gebranntes Kind sind, entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Gut möglich, dass die Zuschauerzahlen zu Beginn der Saison leicht einbrechen werden. „Ich gehe davon aus, dass die Fans es honorieren werden, wenn sie künftig deutlich mehr Auswärtstore ihrer Mannschaft in unseren Übertragungen“ sehen werden. So übt sich der Redaktionsleiter in Optimismus: "Der DEL-Fan bekommt vom kommenden Freitag an noch mehr bei Sky geboten"– erste Tests seien sehr gut verlaufen, nun muss die Premiere am Freitagabend klappen.