Der „Run“ auf die Kochsendungen verursacht bei unserem Kolumnisten allenfalls ständige Hungerattacken.
Natürlich, Castingshows sprießen seit «Deutschland sucht den Superstar» den Anfang gemacht hat nur so aus der Fernseh-Erde. Auch wenn die jüngsten Gewächse mit dem Casting-Dino quotentechnisch nicht mithalten können. Inhaltlich klappt das Teils sogar besser und einen regelrechten Hype in ihrer Zielgruppe lösen «X-Factor», «Popstars» oder «Germany’s next Topmodel» hin und wieder auch aus. Man hat aus den Fehlern des „Originals“ gelernt und macht sich diese Erkenntnisse für das eigene Casting-Format zu Eigen, um auf der Talentsuche-Welle, die schon lange über Deutschland schwappt, mitzureiten.
Natürlich, auch Reality-Shows und –Dokus sind „in“. Beinahe schon astronomische Traumquoten sammeln «Verdachtsfälle», «Mitten im Leben» & Co. Inhaltlich kriegt der Zuschauer am Nachmittag das, was er gerne sehen will: Ganz seichte Unterhaltung und das Ergötzen über das Leid anderer. Dabei ist es völlig egal, ob die Geschichten echt sind. Bei «Barbara Salesch» und «Richter Hold» fragt ja auch keiner danach. Und so haben auch Tine Wittler, Peter Zwegat und Katja Saalfrank freie Bahn, wenn sie auf Familien losgelassen werden, um deren Probleme zu lösen. Die Zielgruppe interessieren diese Geschichten eben, die Quote stimmt. Die Reality-Formate erlebten einen regelrechten Boom, auch wenn die Glanzlichter mancher Realitys langsam zu erlöschen drohen.
Nun. Nichts Neues werden Sie sagen. Doch spricht man vom Fernseh-Boom, so wird ein Genre gerne mal vergessen. Kochshows. Ja, Kochsendungen sind insgeheim auf dem Vormarsch. Stärker noch als Castingshows und Reality-Formate. Fast jeder Sender hat sie in seinem Programm. Nahezu unbemerkt nimmt man den „Run“ auf die Kochshows hin, ertappt sich immer wieder, wenn man eine davon – wenn auch nur durch Zufall – eingeschaltet hat. Es ist eben eine von Vielen. Es ist wirklich so: Man kommt an ihnen kaum noch vorbei. Lanz kocht, Kerner kocht, Lafer & Lichter sowieso. Rach gibt schlechten Köchen Tipps, Jumbo fasst bei «Galileo» nur XXL-Portionen an. Das «Kochstudio» ist auch immer bestens gefüllt und sonntags gibt es ein «Perfektes Promi Dinner» serviert. Selbst dort wo man es nicht erwartet - es wird gekocht. Es wird viel gekocht im Fernsehen.
Eine Tendenz also, die wie ein schleichender Prozess im deutschen Fernsehen einhält. Kochen funktioniert immer. Und wenn selbst die Kochkünste von Daniela Katzenberger interessanter sind als eine Musik-Sendung oder ein guter Film, na dann ist doch schon klar, welchen Stellenwert das Kochen mittlerweile eingenommen hat. Nach dem Motto: Koch’ mal wieder was! Das Erfolgsgeheimnis der Kochshows? Ganz einfach: Sie tun keinem weh. Während man sich über Ohrenschmerzen bei schief singenden Castingshow-Kandidaten beklagen kann, über den intellektuellen Wert von Reality-Shows schimpfen kann, so haben Kochsendungen doch eine einfache Formel: Der Zuschauer wird schlimmsten Falls selbst zum Kochen animiert und sieht ansonsten durchweg schöne Bilder in Form von leckerem und noch leckererem Essen, das auch die Geschmacksnerven stimuliert. Für mich sind Kochsendungen aber nichts, ich kriege da immer nur Hunger. Und zwar auf das, was gerade nicht im Haus ist. Ärgerlich. In diesem Sinne: Guten Appetit!
«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!