«The Expendables» bietet geballtes Testosteron: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li und Gastauftritte von Schwarzenegger und Willis.
Manche Leser werden sich vielleicht fragen, welchen Zweck eine Rezension zu einem Film wie «The Expendables» erfüllen soll. Filmkritiker sind mit ihrer steten Gier nach gesellschaftsrelevanten Themen und preisverdächtigen Darstellungen ja nicht gerade das Publikum für einen zünftigen Actionkracher. Mag man vorurteilsbelastet denken. Aber dem muss ja nicht so sein. Selbstverständlich kann man auch ein Testosteronfeuerwerk sinnvoll besprechen. Die Action soll sehenswert und spannend sein, die knackigen Einzeiler einprägsam und witzig. Explosiv soll es werden, und mit frischen Einfällen schafft es der Streifen gewiss über den Genredurchschnitt. Es lässt sich also durchaus zwischen einem gelungenen “Hirn aus, Action an“-Streifen und einem schwachen Vertreter dieser Zunft unterscheiden.
Wo sich «The Expendables» einordnet, hängt aber vornehmlich von den eigenen Erwartungen ab.
Den an dieser Produktion beteiligten Namen nach zu urteilen, müsste «The Expendables» das Zeug zum Genreprimus haben. Die Darstellerriege liest sich wie ein Who's Who des Actionkinos der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre: Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Mickey Rourke, Jet Li, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger sind mit von der Partie. Da fehlen bloß noch Norris und Van Damme. Zudem lassen sich auch jüngere Krawallhelden wie Jason Statham, Terry Crews, Randy Couture und Steve Austin blicken. Des Weiteren war Stallone für das Drehbuch (zusammen mit David Callaham) und die Regie zuständig. Die Handlung ist dabei allen Erwartungen nach nur nebensächlich: Barney Ross (Sylvester Stallone) ist der Anführer einer Bikerbande/Söldnertruppe, die einen Auftrag im Golf von Mexiko annimmt. Sie sollen die (fiktive) Insel Vilena vom brutalen Diktator General Garza (David Zayas) befreien. Auf Vilena angekommen erfahren sie aber, dass der wahre Drahtzieher hinter den Schandtaten des Diktators der ehemalige CIA-Agent James Munroe (Eric Roberts) ist. Dieser erhält Unterstützung durch Gunnar Jensen (Dolph Lundgren), ein ehemaliges Mitglied von Ross‘ Söldnerbande „The Expendables“. Schon ist der Hintergrund für Schusswechsel, Explosionen und Messerstechereien geschaffen.
Über die Handlung von «The Expendables» kann man sich nicht beschweren. Natürlich schafft sie es nicht über ein simples „Killen nach Zahlen” hinaus, doch genau dies sollte man von diesem Film erwarten, da er als Klassentreffen der harten (B-)Actionfilmhelden konzipiert ist. Eine Kritik am Plot würde nur an den Intentionen des Films vorbeirauschen. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte über diesen Tribut an die Ballerschinken der Achtzigerjahre zu äußern. Wie sehr sie einem die Freude am Leinwandgemetzel verhageln können, ist derweil davon abhängig, mit welchen Bedürfnissen man sich in eine Vorführung von «The Expendables» setzt.
So sollte man sich keinesfalls von der stattlichen Größe des Actioncasts blenden lassen. «The Expendables» ist nicht «Super Smash Bros.» für Freunde sinnloser Actionfilme, sondern vornehmlich ein Vehikel für Sylvester Stallone und Jason Statham. Martial-Arts-Star Jet Li steht den Großteil des Films über bloß am Rand und beschwert sich über seine Bezahlung, bekommt aber immerhin eine ausgedehnte Kampfszene zugeschoben. Der Rest des Testosteron gestärkten Ensembles ist dagegen nur Garnierung, wenngleich Schwarzenegger und Willis mit ihrem gemeinsamen Cameo-Auftritt für die amüsanteste Szene des Films sorgen. Der für «The Wrestler» mit einer Academy-Award-Nominierung bedachte Mickey Rourke hingegen bekam die (je nach Auffassung un-)dankbare Aufgabe, den obligatorischen dramatisch-tiefsinnigen Monolog aufzusagen, der dem Film Gewicht verleihen soll. Dies gelingt dem Mimen aufgrund des dünnen Skripts allerdings nicht wirklich. Dennoch führt Rourke sein selten voll ausgenutztes Talent würdevoll vor, was ja durchaus bemerkenswert ist.
Wenn man vergisst, welche Größen Stallone um sich versammeln konnte, dann wird sehr schnell klar, dass «The Expendables» keinen außergewöhnlichen Actionfilm darstellt. Es ist nicht Stallones harte Dekonstruktion seiner wuchtigen Filmvergangenheit, die Vergleiche mit Clint Eastwoods Westernabrechnung «Erbarmungslos» rechtfertigen würde. Es ist auch keine leidenschaftliche Überzeichnung dieses Subgenres, wie Robert Rodriguez’ «Planet Terror», eine parodistische Liebeserklärung an den Zombiesplatter. «The Expendables» ist nicht einmal eine bombastische Reaktivierung eines vergangenen Actiontrends mit modernen Mitteln. Stattdessen ist «The Expendables» bloß ein weiterer Film im Stil von Stallones «Die City-Kobra» oder Schwarzeneggers «Phantom-Kommando».
Das ist an sich nichts schlechtes, da die Fans von Lundgren, Stallone und Schwarzenegger ganz klar auf ihre Kosten kommen. «The Expendables» bietet alles, was so ein Actioner benötigt und mit dem coolen Briten Jason Statham traf man eine vorzügliche Wahl für die Rolle des bevorzugten Benjamin der Gruppe. Allerdings stellt sich ein schaler Nachgeschmack ein, wenn man nach dem Kinobesuch genauer über «The Expendables» nachdenkt. Statt den Fans des B-Actionkults eine explosive Wiedersehensfeier zu spendieren, macht Stallone einfach exakt das gleiche wie vor zwanzig Jahren. Anhänger dieser ausgestorbenen Sorte des Gewaltkinos werden sich zwar über neuen Stoff freuen, doch wäre es nicht erfreulicher, wenn der Film so ansehnlich wäre wie seine Besetzungsliste? Dass man sich nicht darum bemüht, neue Fans zu gewinnen, ist ja verständlich, aber wieso gibt sich Stallone damit zufrieden, seinen Fans den ersehnten Knochen zuzuwerfen, statt etwas Unerwartetes aus dem Ärmel zu schütteln und sie vollkommen umzuhauen?
«The Expendables» ist nicht die furiose Rückkehr des bis an die Zähne bewaffneten Söldnerkinos. Viel mehr fühlt er sich wie ein urplötzlich aufgetauchtes Relikt der Achtziger an. Wenig Plot, mittleres Spannungsniveau, aber groß an handgemachten Schießereien und schmuddeliger, nicht ekelhafter Gewalt. Somit erfüllt die Actionparty die Mindesterwartungen und gibt dank seiner Darstellerriege noch eine Prise Fanservice hinzu. Überraschungen, seien sie inhaltlicher oder stilistischer Art, sucht man leider vergebens. Aber machen wir uns nichts vor: Für einen zünftigen Männerabend reicht das, was «The Expendables» bietet dicke. Ganz gleich, was man darüber hinaus hätte erreichen können.
Um so zum anfänglichen Punkt zurückzukehren: «The Expendables» ist kein Meisterwerk des Actionkinos. Dafür fehlt es den Actionszenen an neuen Ideen oder an einprägsamen Höhepunkten. «The Expendables» ist ein sehr solider Genrevertreter und er ist gut darin, das zu erfüllen, was er sich vornahm. Ob man davon begeistert ist oder enttäuscht das Kino verlässt, hängt davon ab, wie sehr man die Stars des Films mag. Und davon, ob man sich mit dem Basispaket eines Zusammentreffen der Actionikonen zufrieden gibt, oder ob man mehr will als „Business as usual”. Vielleicht wagt sich Stallone in der angekündigten Fortsetzung mehr.
«The Expendables» ist seit dem 26. August in vielen deutschen Kinos zu sehen.