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Vier Jahre war Karma ein Teil der amerikanischen Fernsehlandschaft. Earl, seine Liste begangener Sünden und die restliche Bevölkerung Camden Countys begeisterten Kritiker und Zuschauer. Hierzulande bot sich indes ein gänzlich anderes Bild - man kam bis heute nicht über die erste Staffel hinaus.
Ganz anders sieht es in Staffel drei aus, die quasi zwei Themenblöcke behandelt. Die ersten 12 Folgen haben die Vollzugsanstalt Camden Countys zum primären Szenenstandort, in der Earl nun ohne Liste ums Überleben kämpft. Während Randy sich als Aufseher bewirbt und Joy weiterhin kleine Nebenstorys erhält, erkennt der Direktor des Gefängnisses Earls Talent für Problemlösungen. So entsteht eine Art neue Liste, deren stetige Abarbeitung seine Inhaftierungszeit mehr und mehr verringert. Obgleich die eigentliche Liste so in Vergessenheit gerät und der Locationwechsel fast wie ein Gamechanger fungiert, schadet dies der Serie keineswegs. Im Gegenteil, der frische Wind bringt neue Charaktere, Verwicklungen und Möglichkeiten mit sich. Im Kontrast dazu steht der zweite Teil der Staffel, mit dem der große Anteil von Earl-Geschichten offensichtlich kompensiert werden wollte. Nach seiner Entlassung hofft Earl endlich mit Billie, verkörpert von Alyssa Milano («Charmed»), zusammen zu kommen. Stattdessen setzt ein Déjà-Vu ein und Earl wird erneut von einem Auto angefahren, nur dass diesmal nicht Karma, sondern Koma daraus resultiert. Während immer wieder Traumsequenzen Earls zwischengeschnitten werden, in denen er eine perfekte Sitcomwelt sein Eigen nennt, bestreitet man die Episoden selbst nun mit Geschichten um Randy, Joy und Darnell. Charaktere, die man zwar lieb gewonnen hat, die ohne Earl aber weitaus weniger Spielraum genießen.
Die vierte und letzte Staffel kehrt mit ihren 27 Episoden zurück zum Ausgangspunkt, also Stand-Alone-Folgen, und schließt so den begonnenen Kreis. «My Name is Earl», das in seiner ersten Runde mit durchschnittlich 10,9 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Comedyneustart der Saison war, musste sich den kontinuierlich fallenden Einschaltquoten 2009 letztlich geschlagen geben. Nur 6,6 Millionen Amerikaner bildeten die goldene Mitte der vierten Staffel – zu wenig für NBC. Da die Absetzung aber ebenso unverhofft im produzierenden Studio, als auch bei den Anhängern der Serie eintraf, wurde natürlich kein zufriedenstellendes Finaldrehbuch geschrieben - stattdessen endete die Folge 'Dodge's Dad' gar mit den Worten „To be continued...“. 20th Century Fox Television bemühte sich daraufhin einen anderen Abnehmer zu finden und machte sowohl den Networks ABC und FOX, als auch Bezahlsendern TNT und TBS Angebote, die Serie zu übernehmen. Ohne die „künstlerische Integrität der Serie nicht ernshaft zu untergraben“ sei dies allerdings nicht möglich gewesen. Dabei hatte man vor allem Hoffnung in TBS gesetzt, das «My Name is Earl» auch trotz vier fehlenden Episoden hin zur magischen Syndicationmarke in sein Wiederholungsprogramm aufnahm. Doch auch hier scheiterte man.
«My Name is Earl» war während seiner gesamten Laufzeit ein Liebling von Kritikern und wurde auch mit nicht wenigen Preisen bedacht. Greg García, der das Drehbuch zum Pilotfilm noch während seiner Arbeit an der Sitcom «Yes Dear» verfasste, gewann 2005 für eben jenes den Emmy. Auch Marc Buckland, Regisseur der ersten Episode, durfte eine der begehrten Trophäen mit nach Hause nehmen. In deutschen Gefilden war die Serie im Gegensatz dazu kein Erfolg und fristete stets ein Schattendasein. Bereits im Oktober 2006, als in Übersse also gerade die zweite Staffel zu sehen war, wurde bekannt, dass sich RTL die Rechte an der Comedy gesichert hatte, ein Ausstrahlungstermin aber noch nicht feststünde. Erst eineinhalb Jahre später, im Juli 2008, verkündete man, «My Name is Earl» freitags um 23.30 Uhr zu zeigen.
Nach nur sechs Episoden, die im Durchschnitt lediglich 0,66 Millionen 14- bis 49-Jährige begeisterte und somit schwache 10 Prozent Marktanteil einstrichen, zog der Kölner Sender den Stecker. Wiederum rund ein Jahr später sollte das Format Teil einer neuer Serienoffensive am Samstagnachmittag werden und neben den Produktionen «Merlin» und «Knight Rider» laufen. Doch die Entscheidung wurde nur kurz darauf revidiert – stattdessen verschob man Earl und seine 'List Items' in die späte Nacht von Freitag auf Samstag. Dort konnten ebenfalls nur schlechte Werte verzeichnet werden, weshalb nach wenigen Erstausstrahlungen erneut das Aus besiegelt war. Anschließend wanderte die Serie ins samstägliche Nachtprogramm – derzeit befindet man sich allerdings in einer Sommerpause. Am 21. August wird die dritte Staffel in Doppelfolgen fortgesetzt. Dank der inzwischen zügig voranschreitenden DVD-Veröffentlichung, können Fans und Intressierte auch auf andere Weise in den Genuss der herrlich überspitzten Mischung aus Charakterstudie und satter Comedy kommen, die im Originalton ohnehin weitaus mehr geschätzt wird.
You know the kind of guy who does nothing but bad things and then wonders why his life sucks? Well, that was me. Every time something good happened to me, something bad was waiting right round the corner. Karma. That’s when I realized that I had to change. So I made a list of everything bad I’ve ever done and one by one I’m gonna make up for all my mistakes. I’m just trying to be a better person. My Name is Earl.