In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach sich der Sat.1-Senderchef gegen eine Neuausrichtung der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen aus.
Viel wurde in jüngster Vergangenheit darüber debattiert, ob es an der Zeit wäre, die Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zu verändern. In diesem Zusammenhang wurde die Kennziffer der 20- bis 59-Jährigen genannt. Denn die Zuschauer über 50 Jahren wurden bis jetzt nicht mit in die Zielgruppe einberechnet, verfügen aber dennoch über sehr viel Kaufkraft. Die Jugendlichen bis 20 Jahren dagegen haben in der Regel deutlich weniger Geld zur Verfügung, spielen bei den 14- bis 49-Jährigen aber eine gewichtigere Rolle.
Während man bei der RTL Gruppe und ARD sowie ZDF durchaus für eine Neuausrichtung der Zielgruppe bereit wäre, sieht man bei ProSiebenSat.1 noch Probleme. Und die sind durchaus verständlich: Während Sat.1 aufgrund einer höheren Altersstruktur von der Umstellung leicht profitieren würde, müsste ProSieben deutlich an Marktanteilen abgeben. Dem Sender aus München würden nicht nur die beiden öffentlich-rechtlichen Sender auf die Pelle rücken, auch der kleine RTL-Bruder VOX sähe plötzlich nicht mehr aus wie ein Sender der "zweiten Generation". Die Wirkung nach Außen hin zu den Werbetreibenden wäre fatal: ProSieben ist nicht mehr die unumstrittene Nummer zwei in der Zielgruppe. Viel zu oft müsste man die Quoten in extra ausgewählten Altersklassen nennen, auf Medienseiten erwähnt werden allerdings häufig nur die 20- bis 59-Jährigen.
Andreas Bartl, Vorstand von ProSiebenSat.1 TV Deutschland und gleichzeitig Geschäftsführer von Sat.1, gab einer neuen Währung in der TV-Branche nun eine deutliche Absage: "Die Altersgruppe 14 bis 49 bleibt unsere Währung. Selbstverständlich haben und schätzen wir auch die älteren Zuschauer, aber an der Kernzielgruppe wollen wir festhalten", so der Sat.1-Senderchef in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Eine schnelle Umstellung der Definition 14- bis 49 scheint ohne die ProSiebenSat.1-Gruppe erst einmal vom Tisch.
Auch über die Personalien Johannes B. Kerner und Oliver Pocher äußerte sich Andreas Bartl in dem Interview. Kerner sieht der Sat.1-Chef auf einem guten Weg: "Johannes B. Kerners wöchentliches Magazin schlägt sich immer besser. Noch liegt der Zuschauerzuspruch meist knapp unter dem Senderschnitt, manchmal aber auch darüber", so Bartls erstes Fazit. Man müsse aber auch bedenken, dass sich so ein Format erst etablieren muss. "Außer der sehr erfolgreichen «Akte» von Ulrich Meyer gab es bei Sat.1 sehr lange kein Wochenmagazin", analysiert Bartl.
Auch über Oliver Pocher lässt Bartl nichts kommen und hält ihn für "eines der herausragenden Fernsehtalente seiner Generation." Seine Lateshow sei sehr gut und würde am späten Abend noch besser laufen: "Deshalb startet Oliver Pocher nach der Sommerpause auf dem Sendeplatz um 23.15 Uhr. Ansonsten gibt es an ihm nichts auszusetzen", erklärt Bartl. Über den Sendetag Freitag verlor der Sat.1-Chef allerdings kein Wort, hier muss Pocher also auch zukünftig sein Glück versuchen.
Dass die ARD nach dem großartigen Erfolg von «Unser Star für Oslo» und dem Gewinn des Eurovision Songcontests durch Lena Meyer-Landrut eventuell auch Stefan Raab zu sich lotsen will, lässt Andreas Bartl unterdessen kalt: "Wir arbeiten mit Stefan Raab sehr gut zusammen, das ist langfristig angelegt. Wenn die ARD flirtet, kann ich das nicht verhindern. Aber ich denke, die Treue zwischen ProSieben und Stefan Raab hat Bestand. Mit der ARD haben wir bei «Unser Star für Oslo» sehr gut zusammengearbeitet, wir haben gemeinsam etwas Herausragendes geschaffen. Aber die kreative Heimat von Stefan Raab ist ganz eindeutig bei uns."