Story
Das Wiedersehen mit seinem Ex-Kollegen Sven Adelgren weckt Neidgefühle bei Kurt Wallander. Dank seiner privaten Sicherheitsfirma hat Sven beinahe ausgesorgt und will sich mit seiner Frau in Südfrankreich zur Ruhe setzen. Wallander dagegen kann nicht einmal sein freies Osterwochenende genießen: Die Detonation einer Autobombe stürzt ganz Ystad, die malerische schwedische Küstenstadt, ins Chaos. Der Anschlag erweist sich als perfides Ablenkungsmanöver. Die beiden jungen Streifenpolizisten Pontus und Isabell werden unterdessen Zeugen eines Überfalls auf einen Geldtransporter. Statt wie befohlen auf Verstärkung zu warten, spielen die Beiden den Helden, was sie beinahe das Leben kostet. Der Überfall stellt die Polizei von Ystad vor ein Rätsel. Die Route des Transporters ist ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Sogar die Fahrer selbst erhalten ihre Anweisungen erst direkt vor der jeweiligen Tour. Kommissar Wallander zieht seinen ehemaligen Kollegen Sven als Experten zur Rate, dieser vermutet eine undichte Stelle in der verantwortlichen Sicherheitsfirma Skandiguard. Durch die Überprüfung der internen Videoüberwachung von Skandiguard fällt der Verdacht schnell auf den jungen Mikael Sterner, der als Zocker einen großen Geldbedarf hat. Der mysteriöse Mord an einem Jogger, der mitten im Wald erschossen wurde, führt Wallander auf eine weitere Spur. Den Fall kann der Kommissar nicht ganz aufklären, doch dafür hat er aber nach einigen Zweifeln wieder die Gewissheit, den richtigen Beruf gewählt zu haben.
Darsteller
Krister Henriksson («Dr. Glas») ist Kurt Wallander
Lena Endre («Vergebung») ist Katarina Ahlsell
Stina Ekblad («Det enda Rationella») ist Karin Linder
Mats Bergman («Labyrint») ist Nyberg
Douglas Johansson ist Martinsson
Nina Zanjani («Farsan») ist Isabell
Sverrir Gudnason («Original») ist Pontus
Fredrik Gunnarson («Kommissar Wallander») ist Svartman
Marianne Mörck («Hot Dog») ist Ebba
Michael Segerström («TV-feber») ist Sven Adelgren
Niklas Riesbeck («Das neue Land») ist Mikael Sterner
Kritik
Es geht doch: Nachdem der letzte Versuch an einem Wallander-Film für Regisseur Henrik Georgsson mit einer eher trägen Umsetzung der nordischen Krimi-Reihe behaftet war, gelingt dem Schweden mit «Mankells Wallander: Das Leck» eine deutliche Steigerung zu seinem zuvor ausgestrahlten Werk «Mankells Wallander: Eifersucht». Dabei sind die Zutaten für beide Folgen der Krimi-Reihe im Ersten doch ziemlich gleich. Die Schauspieler um Hauptdarsteller Krister Henriksson, der durch die Arthouse-Produktion «Musik für Hochzeiten und Begräbnisse» erfolgreich wurde, verkörpern ihre Figuren auf gleich gutem Niveau, wie sie es schon von der ersten Verfilmung an getan haben. Die Steilvorlage liefert erneut ein Bestseller-Roman des schwedischen Autors Henning Mankell, der stets auf ein Dickicht aus kaltblütiger krimineller Energie und menschlicher Schwächen bedacht ist. Doch den Unterschied macht wohl zum Teil auch die Verarbeitung der Roman-Vorlage im Drehbuch, das diesmal Stefan Ahnhem geschrieben hat. Zum anderen mag die dort zu Grund liegende Umsetzung Regisseur Georgsson auch leichter gefallen sein, obgleich er seiner Linie ein stückweit auch treu geblieben ist.
Inhaltlich bewegt sich der Film wieder in gewohnten Dimensionen: Bombendetonationen, Überfälle, Aufruhr in der ganzen Stadt, ein mysteriöser Mord und jede Menge Rätsel für die Polizisten – und natürlich auch den Zuschauer. Ganz nach dem Geschmack von Hauptfigur Kurt Wallander, dem Kommissar, der nach einer Begegnung mit einem alten Kollegen Selbstzweifel hegt den richtigen Beruf gewählt zu haben. Dies ist auch gleichzeitig die Nebengeschichte, die – in der Reihe auch wiederkehrende – private Ebene rund um Wallander im Film. Dabei fällt die Antwort auf die Frage, ob Wallander den richtigen Beruf gewählt hat, betrachtet man die Abfolgen von Ereignissen und Herausforderungen im Film, doch gar nicht schwer. Die Suche nach dieser Antwort hätte man sich also getrost sparen können, wenngleich es auch nicht gleich falsch sein mag, wenn man die Figur Wallander etwas an sich zweifeln lässt. Glücklicherweise kommt der Kommissar im Film aber zum gleichen Schluss: Den richtigen Beruf übt er aufgrund der großen Rätsel in Verbindung mit den Fällen in Ystad aus. Wallander ist der Held der Stadt, dieser Berufung kommt er auch in dieser Folge nach. Der Ansatz des Philosophierens durch den Protagonisten über die eigene Gewissheit den richtigen Beruf gewählt zu haben, war keine schlechte Idee, doch ist die hauptsächliche Storyline in der Summe nicht nur interessanter und spannender, sondern führt gleichzeitig zum Ergebnis, was wiederum eine geniale Wendung in der Handlung darstellt.
Die technische und stilistische Machart von «Mankells Wallander: Das Leck» ist schon innerhalb der ersten halben Stunde erkennbar und wird in der Folgezeit des 88-minütigen Spielfilms noch weiter forciert. Gleich zu Beginn überrascht Anders Bohman wieder einmal durch Kameraeinstellungen, die vom Fleck weg Spannung suggerieren und gleichzeitig die Natur der schwedischen Wälder offenbaren. Eine unbekannte Person rennt durch die Waldlandschaft und wird dann hinterrücks erschossen, der mysteriöse Mord also gleich zu Beginn des Films. Die überzeugenden Kameraeinstellungen und der dramaturgisch gut gewählte Schnitt bilden hier eine Symbiose, die eine Grundspannung aufbaut. Sie kehrt auch in den vielen Actionszenen darauf – sei es beim Überfall, der Detonation der Autobombe oder dem waghalsigen Einsatz der jungen Polizisten – wieder und sorgt hier für ein optimales Gleichgewicht von Action, Spannung, aber auch geradliniger Handlung. Doch die Nonstop-Action verspricht auch dieser nordische Krimi nicht, sondern beschränkt sich auf die dem Genre typischen Merkmale. Hier gehören sicherlich auch die Ermittlungen des Teams rund um Wallander, die mit guten Dialogen und dem Schüren und Aufbauen von Rätseln innerhalb der Geschichte gut umgesetzt sind. Eine runde Sache, wäre da nicht die Nebengeschichte rund um die Selbstzweifel Wallander und der Neid auf seinen ehemaligen Kollegen. Die Zwischensequenzen mögen zwar dem einen oder anderen Krimi-Liebhaber gefallen, doch bremsen sie den Handlungsfluss auch ein wenig und an manchen Stellen geht dabei auch die Spannung flöten. Vielleicht hätte sich Regisseur Georgsson hier für eine abwechslungsreichere Variante entscheiden sollen, in dem er die Nebenhandlung an den Rand der spannenderen Szenen platziert.
So kommt er auch diesmal um etwas Leerlauf im ansonsten handwerklich wie auch von der guten Story her überzeugenden Krimi nicht herum. Die internationale Co-Produktion, an der auch ARD Degeto beteiligt ist, ist auch weiterhin qualitativ sehr hochwertig. Ein paar kleinere Verbesserungsmöglichkeiten gibt es jedoch. Empfehlenswert ist der Film trotzdem.
Das Erste zeigt «Mankells Wallander: Das Leck» am Sonntag, den 18. Juli 2010 um 21.45 Uhr.