Erneut treffen Argentinien und Deutschland bei einer Fußball-WM aufeinander. Der Höhepunkt dieses historisch brisanten Duells war das gewonnene WM-Finale 1990, an das Quotenmeter.de in einer weiteren Ausgabe über die größten TV-Ereignisse aller Zeiten erinnert.Beckenbauer wird zur Lichtgestalt
Der Grundstein für den 90er-WM-Erfolg der deutschen Fußballnationalmannschaft wird im Jahr 1984 gelegt: Der DFB reagiert auf die schlechten Ergebnisse bei der Europameisterschaft und engagiert den Weltmeister von 1974, Franz Beckenbauer, als Teamchef. Schon zwei Jahre danach wird das von ihm betreute Team überraschenderweise ins WM-Endspiel geführt, verliert dort allerdings verdient in einem der besten Finals aller Zeiten. Argentinien um Fußball-Ikone Diego Maradona besiegt die Deutschen mit 3:2. Vier Jahre später sollen sich die Wege der beiden Kicker-Großmächte erneut kreuzen: Bei der WM 1990 gibt es eine Neuauflage des 86er-Finals, nachdem sich Deutschland mit sehenswertem Offensivfußball durch das Turnier gekämpft hat. Argentinien allerdings ist nicht mehr die Elf der Spielfreude in Reinkultur: Das Team kommt mit einer starken Defensive, nur fünf in der regulären Spielzeit geschossenen Toren und dem Elfmeterkiller Goycochea in das Endspiel – zuvor werden die Viertel- und Halbfinals jeweils im Elfmeterschießen gewonnen.
Im Finale versuchen Maradona und Co. erneut, sich ins Elfmeterschießen zu retten – nur wenige gefährliche Chancen erarbeitet sich die Mannschaft. Diese Mauertaktik geht lange Zeit gegen die Deutschen auf, die ihrerseits sehenswerte Spielzüge und zahlreiche Chancen erarbeiten, aber das Tor verfehlen. Selten ist ein WM-Finale so einseitig verteilt wie an diesem 08. Juli 1990 in Rom. Die unvermeidliche Konsequenz: Ein Elfmeter für Deutschland – in der 85. Minute. Live-Kommentator Gerd Rubenbauer bereichert ganz Fußballdeutschland in diesen Sekunden mit folgenden Worten: „Brehme kann mit links und kann mit rechts.“ Brehme macht´s schließlich mit rechts, stürzt Elfmetertöter Goychochea und katapultiert das DFB-Team zum schnörkellosen WM-Sieg. Unvergessen bleiben die Bilder nach dem Abpfiff, in denen Teamchef Beckenbauer gedankenverloren über den einsamen Platz stolziert und in den klaren Sternenhimmel blickt. In diesen Minuten weht ein Hauch von Lichtgestalt durch das römische Stadio Olimpico.
Die Italia´90 – keine Sternstunde des internationalen Fußballs, aber mit Sicherheit für die Deutschen „der verdiente Lohn“, wie die Sportfreunde Stiller in ihrem Song „54, 74, 90, 2010“ heute noch postulieren. Maßgeblichen Anteil daran hat Teamchef Franz Beckenbauer, der nach diesem Meisterstück endgültig zum unbestrittenen Kaiser des deutschen Fußball-Volkes aufsteigt. Und dem DFB-Team den vorerst letzten Sieg bei einer Fußball-Weltmeisterschaft beschert.
Quotenrekorde mit Brehme
Bevor Jürgen Klinsmanns Elf im WM-Halbfinale 2006 genau 29,66 Millionen Zuschauer vor die heimischen Bildschirme brachte, hielt das WM-Finale 1990 sechzehn Jahre lang den Rekord für die höchste Einschaltquote aller Zeiten. 28,66 Millionen – also genau eine Million weniger als 2006 – sahen durchschnittlich zu, wie die deutsche Elf sich an den Argentiniern für das verlorene Finale 1986 revanchierte. Nach dem dritten Gruppenspiel der deutschen Elf bei der WM 2010, das 29,19 Millionen verfolgten, ist das Finale der Italia´90 nun auf den dritten Platz im Ranking der Quotenrekorde abgerutscht.
In der offiziellen Quoten-Vergleichsstatistik der FIFA, welche die Zuschauerzahlen aller Spiele in den jeweiligen Ländern zusammenzählt, belegt die WM 1990 immerhin noch heute den dritten Platz: Im Durchschnitt sahen kumulativ aufaddiert 26,693 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt das Ballsport-Event, später wurde es nur von den Weltmeisterschaften 1994 und 2002 geschlagen. 2006 lag man sogar – trotz der weiter vorangeschnittenen Popularität des Fußballs – mit 26,289 Milliarden Zuschauern unter den 90er-Werten. In Europa allein bleibt es sogar das mit Abstand meistgesehene WM-Turnier bis heute: 7,643 Milliarden Menschen verfolgten es in den 35 übertragenden Ländern. Vieles spricht dafür, dass die WM 2010 neue Reichweitenrekorde für König Fußball aufstellt. Das brisante Viertelfinal-Duell zwischen Deutschland und Argentinien, in dem der frühere WM-Held und –Verlierer Diego Maradona nun als Trainer auf seine Rivalen von 1986 und 1990 trifft, wird diesen möglichen neuen Rekorden sicher nicht unbehilflich sein.